Aufgebrochene Decke eines Bunkers aus der Sowjetunion (Symbolbild).

Wenn Überheblichkeit Menschenleben kostet

Nach seiner offiziellen Erklärung über Hyperschall-Waffen galt der russische Staatspräsident Wladimir Putin als Prahlhans und es entspricht dem aktuellen Mainstream, die russische Armee als ineffizienten Haufen darzustellen, der mit altem Schrott ausgerüstet sei. Da passen Berichte über den wirkungsvollen Einsatz neuster russischer Waffentechnologie nicht ins Konzept. Eine Abkehr von den gängigen Klischees ist aber unausweichlich, nicht zuletzt im ureigenen Sicherheitsinteresse Europas.

Vor fünf Jahren, am 1. März 2018, kündigte Putin in seiner Rede an die Nation die Indienststellung von Hyperschallwaffen durch die russische Armee an (1). Damals war die Rede von einer neuen Interkontinental-Rakete, einem Hyperschall-Atmosphärengleiter, einem Seeziel-Flugkörper und einer luftgestützten ballistische Rakete. Diese Ankündigung wurde im Westen als Prahlerei und Hirngespinst abgetan (2). Auch nach einem ersten Einsatz einer derartigen Waffe im Ukraine-Krieg bemühten sich westliche Kommentatoren, dessen Auswirkungen zu verharmlosen, denn das passte überhaupt nicht ins gängige Klischee der angeblich ineffizienten, schwerfälligen und veralteten russischen Armee (3). 

Einem Artikel des Militärredaktors der russischen Boulevard-Zeitung Komsomolskaya Pravda, Viktor Baranets (4), zufolge traf am 9. März dieses Jahres eine Hyperschall-Rakete des Typs „Kinzhal“ den ehemaligen Kommandobunker des Transkarpatischen Militärbezirks der Sowjetarmee bei Lwiw, der heute von der ukrainischen Armee genutzt wird – oder vielmehr wurde (5). Im 100 oder gar 130 m tief unter der Erde liegenden Bunker sollen sich zum Zeitpunkt des Raketenangriffs bis zu 200, anderen Quellen zufolge 300 Offiziere der NATO und der ukrainischen Armee befunden haben. Lebend hätten ihn gemäß Komsomolskaya Pravda keiner, gemäß Voennoe Obozrenie gerade einmal 40 Offiziere verlassen können, während die Leichen von 160 NATO-Offizieren dort zurückgeblieben seien (6).

Alles frei erfunden? 

In der westlichen Presse fand die Meldung kaum Beachtung und wurde sofort als russische Propaganda abgetan. Und es passte ins aktuelle Schema, ihn zu ignorieren. So ist der sogenannte Faktencheck bei Snopes ziemlich schwach und stützt sich im Wesentlichen auf die Glaubwürdigkeit der beteiligten Medien, ohne auf den Inhalt des Artikels einzugehen. Wenn man schon am Inhalt nichts kritisieren kann, so kann man wenigstens den Sprecher diskreditieren, mag man sich bei Snopes gedacht haben. Dessen „Faktencheck“ ist wohl gleichermaßen ein Produkt des Informationskriegs, wie der Artikel von Baranets selbst (7). 

Alles frei erfunden? Erfahrungsgemäß wird im Informationskrieg selten die pure Unwahrheit verbreitet. Vielmehr werden Ereignisse je nach Bedarf verschwiegen, verharmlost oder aber aufgebauscht. Es werden Wahrheiten mit Halbwahrheiten kombiniert und mit bekannten Stereotypen verknüpft. Wenn es um ein derart sensitives Thema geht wie einen Angriff auf eine Führungseinrichtung von nationaler Bedeutung, dann werden sich offizielle Stellen in der Berichterstattung zurückhalten. Die Beurteilung des angerichteten Schadens eines Schlages, in der Fachsprache Battle Damage Assessment genannt, ist ein integraler Teil des Führungsprozesses. Das Opfer eines erfolgreichen Angriffs wird nur die offensichtlichen Informationen bestätigen, denn es möchte seinem Gegner keinesfalls die Entscheidung erleichtern, ob das Ziel ein weiteres Mal angegriffen werden soll oder nicht. Es lohnt sich folglich, sich die Frage zu stellen, ob ein derartiges Ereignis überhaupt eintreten konnte; ob Reichweite, Präzision und Wirkung der Waffe genügen, um die berichteten Opfer und Schäden zu verursachen. 

Sicherer Treffer nach 700 km Flug

Die ballistische Rakete Kh-47 Kinzhal (russisch für Dolch) ist die neuste Waffe im Arsenal der russischen Luft- und Weltall-Streitkräfte VKS. Sie wird von einem Kampfflugzeug aus abgeschossen und nähert sich ihrem Ziel in 20 km Höhe mit bis zu zehnfacher Schallgeschwindigkeit, das heißt fast 12’000 km/h. Als Träger für die Kinzhal dienen Bomber des Typs Tupolev-22M3M, sowie Kampfflugzeuge der Typen MiG-31M, Sukhoi-34 und später vielleicht auch das Stealth-Kampfflugzeug Sukhoi-57 (8). 

Tatsache ist, dass die russischen VKS am 9. März sechs „Kinzhal“ Raketen abgeschossen haben, die alle ihr Ziel erreichten (9). Das deutet auf eine Änderung der Taktik der Russen hin: Zuvor verschossen sie dutzende von Raketen älteren Typs, um die ukrainische Luftabwehr zu überfordern. Jetzt verlassen sie sich offenbar auf einen Raketentyp, der nicht abzuschießen ist und rein durch seine kinetische Energie viel höhere Durchschlagsleistungen erzielt als westliche „Bunkerbrecher“. 

Über die Reichweite der Kinzhal zirkulierten in der Vergangenheit verschiedene Zahlen. Offizielle russische Angaben, die von 2’000 km sprachen, wurden in Zweifel gezogen; westliche Analytiker reduzierten sie auf 500 bis 1’000 km (10). Lwiw befindet sich im äußersten Westen der Ukraine, ca. 700 km vom nächstgelegenen Territorium unter russischer Kontrolle entfernt. Belarussisches Territorium wäre zwar erheblich näher, aber es gibt derzeit keinerlei Anzeichen, dass der Angriff aus belarussischem Luftraum heraus erfolgte. Von einer Reichweite von mindestens 700 km kann man folglich sicher ausgehen. 

Wenn die Kinzhal ähnlich präzis ist wie die Raketen und die Marschflugkörper des Typs Kalibr, mit denen sie wahrscheinlich gewisse Bestandteile gemein hat, dann sind Streukreise von 10 m durchaus möglich. Das bedeutet konkret, dass 50% der Raketen in einem Kreis von 20 m Durchmesser um das Ziel einschlagen. Somit kann ein Treffer mit einer Kinzhal Rakete auf der Oberfläche einer unterirdischen Anlage, die gut und gerne einmal 50 mal 50 m groß sein kann, als fast sicher betrachtet werden (11). Gemäß dem Artikel von Viktor Baranets wurden aber zwei Kinzhal-Raketen eingesetzt. In Moskau wollte man offenbar auf Nummer sicher gehen. 

Russischer Bunkerknacker

Schutzkonzepte für gehärtete Bauten hoher Bedeutung sind in der Regel ein streng gehütetes Geheimnis, das umso mehr schützenswert ist, als dass der Standort solcher Bauten kaum geheim zu halten ist. Die Baustellen sind von Aufklärungssatelliten zu erkennen und die lokale Bevölkerung weiß in der Regel um ihre Existenz, auch wenn Funktion und Schutzgrad unbekannt bleiben. Heute kennen wir die Kommandobunker der Regierung der ehemaligen DDR und der Nationalen Volksarmee NVA bestens, wie zum Beispiel das Objekt 17/5001, die Ausweichführungsstelle des Nationalen Verteidigungsrates der DDR in Prenden bei Berlin (12). 

Bild: Objekt 17/5001
Quelle: untergrund-brandenburg.de (13), Bearbeitung Verfasser

Es darf angenommen werden, dass die Schutzmaßnahmen solcher Anlagen in der Warschauer Vertragsorganisation standardisiert waren. Der Stab eines Militärbezirks der Sowjetarmee war eine operativ-strategische Kommandobehörde. Der Schutzgrad ihrer Führungsanlage dürfte folglich demjenigen des Kommandobunkers der Führung der DDR und der NVA vergleichbar gewesen sein. Somit ist davon auszugehen, dass die oberste Schutzschicht des Bunkers, die sogenannte Zerschellerschicht aus Stahlbeton, eine Dicke von 4.5 bis 5 m erreichte. Heutige US-amerikanische Bunkerbrecher-Waffen durchschlagen angeblich 7 m Stahlbeton (14). 

Die Kinzhal erreicht im Endanflug aber wesentlich höhere Geschwindigkeiten als westliche Bunkerbrecher und ist aus speziell widerstandsfähigen Metalllegierungen gebaut. Somit dürfte sie die Stahlbetondecke eines Kommandobunkers sowjetischen Typs mühelos durchschlagen. Weitere, unter der Zerschellerschicht liegende Lagen aus Kies und Sand dienen primär dazu, die Schockwelle von Einschlägen in der Zerschellerschicht gleichmäßig zu verteilen, und bieten einer Kinzhal wohl wenig Widerstand. 

Angeblich lag der zerstörte Kommandobunker 100 bis 130 m tief im Boden. Aus den Kämpfen um die Stahlkombinate „Azovstal“ in Mariupol und die Buntmetall-Gießerei „Azom“ in Bakhmut/Artemovsk, die im März von den Kämpfern der „Gruppe Wagner“ eingenommen wurde, wissen wir, dass Schutzbauten von fünf bis sechs Etagen tief im Boden keineswegs unüblich sind (15). Wenn die Führungsanlage in Lwiw aber in einen Berg hineingebaut wurde, wie das bei vielen schweizerischen Anlagen der Fall ist, dann sind Überdeckungen von 100 m und mehr durchaus möglich. Die Komsomolskaya Pravda hätte in diesem Fall einfach verschwiegen, dass die Kinzhal an einer Stelle einschlug, die weniger tief unter dem Boden lag. 

NATO-Offiziere unter den Opfern?

Grundsätzlich bestehen große Unterschiede zwischen der Organisation der Stäbe in den sowjetischen bzw. russischen Streitkräften und jenen der NATO. Ein Brigadestab nach NATO-Ordonnanz kann gut und gerne 90 Offiziere umfassen und die Stäbe der operativen Stufe wie jene der Joint Force Commands Brunssum und Neapel ein paar hundert (16). Dem gegenüber sind russische Stäbe erheblich kleiner: Der Stab einer russischen Armee umfasst etwa so viele Offiziere, wie ein NATO-Brigadestab. Die Führungsanlage bei Lwiw war möglicherweise für einen Bestand von 100 bis 200 Mann gebaut gewesen, nämlich für den Stab selbst und das benötigte Hilfspersonal wie Informatiker, Fernmelder, Sekretäre und andere. Ohne aufwändige Umbauten, die bei massiv gebauten unterirdischen Bunkern naturgemäß schwierig zu realisieren sind, konnte der Kommandobunker wohl kaum 400 Offiziere aufnehmen, wie behauptet wurde. Dem entsprechend sind wohl die Opferzahlen nach unten zu korrigieren. 

Lwiw ist der Standort des Peacekeeping Ausbildungszentrums der ukrainischen Armee, welches angesichts der aktuellen Lage in ein allgemeines Ausbildungszentrum umgewandelt worden sein dürfte. Die operativen Kommandostellen der NATO unterhalten sogenannte mobile Ausbildungsteams, die auch am Standort von Partnernationen Ausbildung vermitteln, besonders in den Bereichen Stabsarbeit (17). Für die Ausbildung ukrainischer Offiziere in der Ukraine selbst wäre das Mobile Training Team des Joint Force Command Brunssum zuständig (18).

Lwiw ist auch ein geeigneter Standort für einen Verbindungsstab zwischen der ukrainischen Armee und der NATO. Solche Verbindungsstäbe können rasch einmal ein paar Dutzend Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften umfassen, besonders wenn im Schichtbetrieb eine permanente Anwesenheit gewährleistet werden soll. Ein solcher Verbindungsstab ist aber bestimmt nicht 160 Mann stark, ebenso wenig wie ein mobiles Ausbildungsteam. Der Tod einer derart großen Anzahl von NATO-Offizieren wie im vorliegenden Fall wäre auch kaum geheim zu halten.

Der Standort Lwiw hat den Vorteil, dass das dort eingesetzte NATO-Personal im benachbarten, sicheren Polen untergebracht werden kann. Dieses Vorgehen wurde schon im Januar 2022 praktiziert, als das Personal der US-Botschaft aus Kiew in den Westen der Ukraine verlegt werden musste. Die Anwesenheit von NATO-Offizieren in Lwiw wäre der lokalen Bevölkerung möglicherweise aufgefallen. Aus diesem Grund wäre der Einsatz von NATO-Offizieren in einer Kaserne in der Stadt Lwiw selbst aus nachrichtendienstlichen Gründen eher ungeschickt gewesen. Die Wahl einer außerhalb gelegenen, unterirdischen Anlage war sicherlich sinnvoll. Ob wirklich russische Satelliten die zahlreichen, vor der Anlage parkierten Autos fotografierten, ist nicht sicher. Möglicherweise blieb die Anwesenheit westlicher Offiziere aber der elektronischen Aufklärung der Russen nicht verborgen. Der Umgang mit Mobiltelefonen ist auch auf westlicher Seite zuweilen etwas unvorsichtig. Am plausibelsten ist aber, dass die sogenannte Agenturaufklärung, das heißt Spione vor Ort, die Russen über den Betrieb in der Führungsanlage informierten. Egal, wie die Russen von den NATO-Offizieren in Lwiw erfuhren: Der Vorfall zeigt, dass die Ukraine nicht in der Lage ist, die Sicherheit des Personals ihrer NATO-Verbündeten zu gewährleisten. 

Fazit

Die Story von Viktor Baranets in der Komsomolskaya Pravda ist möglicherweise nicht völlig aus der Luft gegriffen. Am plausibelsten ist anzunehmen, dass zwei russische Kinzhal Raketen eine Führungsanlage der ukrainischen Armee trafen und eine größere Anzahl Offiziere, darunter auch solche aus NATO-Staaten, töteten. Diese Story bedient das Narrativ des Kreml, wonach Russland im Abwehrkampf gegen die NATO als Ganzes stehe. Um das aufzuzeigen, musste Baranets aber keine Geschichte von einem Kommandobunker mit NATO-Offizieren erfinden, denn dieses Narrativ bestätigt der Westen mit seinen Waffenlieferungen an die Ukraine jeden Tag von neuem selbst. 

Unabhängig von der Frage, ob der Angriff mit den Kinzhal Raketen nun derart wirkungsvoll war, wie behauptet, haben die Russen der NATO eine Reihe wesentlicher Botschaften übermittelt: Im Gegensatz zu den Unkenrufen, die Kinzhal sei gar nicht einsatzbereit und wenn trotzdem, dann nur in ganz geringer Anzahl verfügbar, haben die Russen mit ihren sechs Raketen demonstriert, dass die Kinzhal existiert, dass sie effektiv ist und von der Luftabwehr nicht abgefangen werden kann (19). Offenbar kann Russland es sich auch leisten, gleich sechs davon einzusetzen gegen Ziele, deren Zerstörung nicht unbedingt den Einsatz einer Kinzhal erfordert.

Wenn die Kinzhal einen Kommandobunker bei Lwiw und früher schon ein Munitionslager im Raum Ivano-Frankivsk zerstören konnte (20), dann kann sie das auch mit den Munitionsdepots auf Luftwaffenbasen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Italien und der Türkei tun, in welchen im Rahmen der nuklearen Teilhabe Atombomben des Typs B-61-12 gelagert sind. Dasselbe gilt für weitere potenzielle Kernwaffen-Lager wie Ramstein, Spangdahlen, Aviano und Camp Darby bei Livorno (21), sowie für die Kommandobunker der NATO in Brunssum, Neapel, Linnich-Glimbach und weitere. Auch die Basen der französischen Atomstreitmacht bei Istres und bei Brest sowie die britische U-Boot-Basis Faslane-on-Clyde in Schottland sind möglicherweise in Reichweite. Wenn die Kinzhal tatsächlich mit einem thermobarischen Gefechtskopf ausgerüstet werden kann, der ein Aerosol aus Treibstoff und Luft zur Explosion bringt und eine ungeheure Druckwelle erzeugt, dann sind auch gut geschützte Einrichtungen gefährdet (22).

Karte: Wirkungsbereich der Kinzhal-Rakete und des Iskander-Marschflugkörpers aus Belarus
Quelle: Google, Ergänzungen Verfasser

Jetzt muss Russland nur noch zeigen, dass die Kinzhal wirklich 2’000 km weit fliegen kann, wie behauptet. Dazu muss ein russischer Bomber in der Reichweite eines NATO-Radars eine Rakete auf ein Ziel in 2’000 km Entfernung abfeuern (23). Sollte man im Westen Russlands Warnungen weiterhin nicht ernst nehmen, wird so ein Testschuss wohl bald einmal erfolgen. 

Botschaft an den Westen

Die bisherigen Einsätze von Kinzhal-Raketen in der Ukraine waren ein Signal Russlands an die USA und die NATO und sind möglicherweise bereits heute mit ein Grund, weshalb der Westen nicht forscher gegen Russland vorgeht. Und sie sollen den Westen bewegen, mit Russland Gespräche über strategische Waffen zu führen, welche der Ukrainekrieg bislang verhinderte.

Die Kinzhal ist wohl eines der Instrumente der nicht-nuklearen strategischen Abschreckung, die schon vor Jahren im russischen Generalstab diskutiert wurden (24). Ganz grundsätzlich wird man sich in Washington, London, Brüssel und andernorts überlegen müssen, wie man reagiert, wenn strategisch wichtige Einrichtungen durch nicht-nukleare Waffen ausgeschaltet werden. Nach aktueller Doktrin behalten sich westliche Staaten nämlich den Einsatz von Kernwaffen vor, auch wenn keine Kernwaffen gegen sie eingesetzt wurden (25).

Der Westen wird gut beraten sein, vom für ihn ungünstigen Fall auszugehen, dass die Kinzhal auf 2’000 km Distanz trifft und Objekte zerstören kann, denen bislang nur Krenwaffen gefährlich werden konnten. Darüber hinaus wird es ein Akt der Vorsicht sein, anzunehmen, dass auch der Seeziel-Flugkörper „Tsirkon„, der Atmosphären-Gleiter „Avangard“ und die Interkontinental-Rakete „Sarmat“ funktionieren oder zumindest zum Funktionieren gebracht werden können. Und ganz generell sollte der Westen von der Vorstellung Abschied nehmen, er sei technologisch im Rüstungsbereich allen anderen überlegen. Es ist Zeit für eine Abkehr von der bisherigen Selbstüberschätzung und Überheblichkeit, die bei Lwiw Menschenleben kostete. 

Siehe dazu den Bericht von Viktor Baranets in deutscher Übersetzung auf Globalbridge.ch.

Meinungen in Beiträgen auf Globalbridge.ch entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Autor: Ralph Bosshard studierte Allgemeine Geschichte, osteuropäische Geschichte und Militärgeschichte, absolvierte die Militärische Führungsschule der ETH Zürich sowie die Generalstabsausbildung der Schweizer Armee und arbeitete 25 Jahre als Berufsoffizier (Instruktor). Er absolvierte eine Sprachausbildung in Russisch an der Staatlichen Universität Moskau sowie eine Ausbildung an der Militärakademie des Generalstabs der russischen Armee. Mit der Lage in Osteuropa und Zentralasien ist er aus seiner sechsjährigen Tätigkeit bei der OSZE vertraut, in der er als Sonderberater des Ständigen Vertreters der Schweiz und Operationsoffizier in der Hochrangigen Planungsgruppe tätig war.

Anmerkungen

  1. Siehe „Rede an die Nation; Putin präsentiert Russlands neue unverwundbare Atomwaffen“, bei Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.03.2018, online unter https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/putin-praesentiert-bei-rede-an-nation-russlands-neue-waffen-15473300.html und Bruno Knellwolf: Putin und seine Superwaffen: So funktionieren Hyperschallraketen bei Watson, 22.03.2022, online unter https://www.watson.ch/international/russland/244885906-putin-und-seine-superwaffen-so-funktionieren-hyperschallraketen
  2. Siehe Julian Hans: Putin prahlt mit Superwaffen, bei Tagesanzeiger, 01.03.2018, online unter https://www.tagesanzeiger.ch/putin-prahlt-mit-superwaffen-730863817281. „Kurz vor der Wahl rüstet Russlands Präsident Wladimir Putin rhetorisch auf und droht mit unbesiegbaren Atomwaffen.“
  3. Typisch dafür der Artikel von Volker Pabst: Moskau zeigt auf seine «Wunderwaffen», bei Neue Zürcher Zeitung, 20.03.2022, online unter https://www.nzz.ch/international/russlands-wunderwaffe-erster-kampfeinsatz-von-hyperschall-rakete-ld.1675519?reduced=true, reduzierte Vorschau. „Russland behauptet, erstmals überhaupt in Gefechtsumgebung Hyperschallraketen eingesetzt zu haben. Die Wirkung der neuartigen Waffen dürfte vor allem propagandistischer Natur sein“.
  4. Gemäß dem Portal „Putin’s List“ ist er ein russischer Propagandist. Siehe „Baranets Viktor Nikolaevich“, ebd., online unter https://www.spisok-putina.org/en/personas/baranets/
  5. Russische Schreibweise Lwow, deutsch Lemberg. Zum Trans- oder Pri-Karpatischen Militärbezirk siehe „Прикарпатскийвоенный округ“, bei Akademik.ru, online unter https://dic.academic.ru/dic.nsf/ruwiki/266431 und ucoz.ru, online unter https://voinanet.ucoz.ru/index/vooruzhjonnye_sily_ukrainy_prodolzhenie_7/0-13994
  6. Siehe Виктор Баранец: «Катастрофа сил НАТО на Украине»: Россия одним ударом «Кинжала» по секретному бункеруотодвинула контрнаступление ВСУ, bei Komsomolskaya Prawda,  15.04.2022, online unter https://www.kp.ru/daily/27490.5/4748875/, deutsche Übersetzung von Andreas Mylaeus auf Seniora.org unter https://seniora.org/politik-wirtschaft/die-nato-verursacht-eine-katastrophe-in-der-ukraine-russland-schlaegt-die-gegenoffensive-der-afu-mit-einem-kinschal-schlag-auf-einen-geheimbunker-zurueck.  Vgl. „Die NATO schweigt zu ihrer Katastrophe bei Lwiw in der Ukraine“, bei Global Bridge, 18.04.2023, online unter https://globalbridge.ch/die-nato-schweigt-zu-ihrer-katastrophe-bei-lwiw-in-der-ukraine/. Die Komsomolskaya Prawda, das ehemalige Organ der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei der Sowjetunion ist heute eine Boulevard-Blatt zweifelhafter Glaubwürdigkeit. Vgl. „В бункере на Украине остались тела 160 офицеров НАТОпосле удара «Кинжалом»“, Lenta.ru, 16.04.2023, online unter https://lenta.ru/news/2023/04/16/nato/; „Российские военныеуничтожили командный пункт НАТО и ВСУ вблизи Львова“, bei Lenta.ru, 15.04.2023, online unter https://lenta.ru/news/2023/04/15/natovsu/; „В бункере под Львовом после удара «Кинжала» остались тела 160 офицеровНАТО“ bei Regnum,ru, 16.04.2023, online unter https://regnum.ru/news/society/3798556.html; Михаил Родионов: «Впервые такмного погибших». «Кинжал» уничтожил штаб НАТО на Украине; Pronews: Центр связи ВСУ с офицерами НАТО уничтожен при ударе «Кинжала» на Украине, 30.03.2023, online unter https://www.gazeta.ru/army/2023/03/30/16481875.shtml und“Греческое издание утверждает, что российская гиперзвуковая ракета «Кинжал» поразила подземный командный бункер НАТО на Украине“, bei Военное обозрение  Новости, 30.03.2023, online unter https://topwar.ru/213973-grecheskoe-izdanie-rossijskij-kinzhal-porazil-podzemnyj-komandnyj-bunker-nato-na-ukraine.html. Der Artikel beim Online-Portal Pronews, das dem griechischen Verteidigungsministerium nahestehen soll, findet sich unter https://www.pronews.gr/amyna-asfaleia/enoples-sygkroyseis/ektakto-tromaktiko-ktypima-se-120-metra-vathos-me-rosiko-yper-yperixitiko-vlima-kinzhal-sto-kentro-dioikisis-tou-nato-stin-oukrania/, in griechischer Sprache. 
  7. Siehe Alex Kasprak: Did Russian Forces Strike a ‚NATO Command Center‘ in Lviv, Ukraine?, 03.04.2023, online unter https://www.snopes.com/fact-check/nato-command-center-strike/. Dasselbe gilt für „Top 5 Fake News. Depleted uranium armor-piercing rounds are a highly radioactive„, bei Belarusian Investigative Center, ANTIFAKE / FACTCHECK, 05.04.2023, online unter https://investigatebel.org/en/fakenews/fejki-nedeli-nato-schitaet-chto-obednennyj-uran-eto-ochen-radioaktivnoe-oruzhie
  8. Siehe „Tu-160 BLACKJACK (TUPOLEV)“ bei GlobalSecurity.org, online unter https://www.globalsecurity.org/wmd/world/russia/tu-160.htm, „Tu-22M BACKFIRE (TUPOLEV)“ bei FAS, online unter https://nuke.fas.org/guide/russia/bomber/tu-22m.htm, Marco Friedrich: Das Monster von Mikojan, Mikojan-Gurewitsh MiG-31, NATO-Code Foxhound, bei airpower.at, online unter http://www.airpower.at/news07/0429_mig-31/index.html
  9. Siehe Lorenzo Tondo: Russia launches six hypersonic missiles in massive barrage against Ukraine„, bei The Guardian, 09.03.2023, online unter https://www.theguardian.com/world/2023/mar/09/ukraine-war-missile-strikes-attacks-hit-kyiv-power-out-odesa-kharkiv
  10. Siehe „Kh-47M2 Kinzhal, Air-launched ballistic missile„, bei Military.com, online unter http://www.military-today.com/missiles/kh_47m2_kinzhal.htm, und Jill Hruby: Russia’s New Nuclear Weapon Delivery Systems, an Open-Source Technical Review, bei Nuclear Threat Initiative, November 2019, S. 19f, online unter https://media.nti.org/documents/NTI-Hruby_FINAL.PDF, sowie „Kh-47M2 Kinzhal“, bei CSIS Missile Defense Project, 19.03.2022, online unter https://missilethreat.csis.org/missile/kinzhal/. Vgl. Алексей Леонков: Гиперзвуковой бросок «Кинжала»: конкуренты еще – в«пеленках», bei Zvezda Weekly, 23.05.2018, online unter https://zvezdaweekly.ru/news/20185211547-L3aOs.html, in russischer Sprache. 
  11. Der als Krisen- und Ausweichstandort „Castle Gate“ des JFC Brunssum bei Linnich-Glimbach ist circa 50 x 50 m groß. In ihm sollen bis zu 500 Personen leben und arbeiten können. Siehe „Militärstandorte in der Aachener Region, Redebeitrag KAKB-AC für die Kommission der Waffenkontrolleure (06.11.02)“, bei Users.cuci.nl, online unter https://web.archive.org/web/20151026043205/http://users.cuci.nl/bergstr6/Rede_021104_Militaerstandorte_AC.html
  12. Siehe zum Vergleich das Objekt 17/5001, die Ausweichführungsstelle des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, bei untergrund-brandenburg.de, online unter https://www.untergrund-brandenburg.de/Sub_Sites/Komplex_5000/Objekt_17_5001_bei_Prenden/Objekt_17_5001_bei_Prenden.php#Inhalt-10. Für den Schutz der Bauten der NVA bzw. der Regierung der DDR siehe „Schutzklassen von Schutzbauwerken“ bei https://www.untergrund-brandenburg.de/Sub_Sites/Information/Schutzklassen/Schutzklassen.php
  13. Ebd. 
  14. Bisher war man davon ausgegangen, dass die effektivsten US-amerikanischen Bunkerbrecher, die BLU-122, 6 bis 7 m Stahlbeton durchschlagen. Die neuste Waffe, die GBU-57 Massive Ordnance Penetrator wurde eigens für den Einsatz gegen iranische Atomanlagen entwickelt und soll angeblich aber 19 m davon durchschlagen. Siehe „США испытали сверхмощнуюпротивобункерную авиабомбу“, bei Interfax, 17.09.2019, online unter , in russischer Sprache. Etwas zurückhaltender mit technischen Daten sind Mark Thompson: Key Point: Bunker-Busters Come In Both Small and Large Sizes, bei Battleland, 09.03.2021, online unter https://nation.time.com/2012/03/09/key-point-bunker-busters-come-in-both-small-and-large-sizes/, „Air Force Now Has the MOP“, bei Defensetech, 15.11.2011, online unter http://defensetech.org/2011/11/15/air-force-now-has-the-mop/, Tony Capaccio: 30,000-Pound Bunker Buster Bomb Now Ready, bei Bloomberg, 14.11.2011., online unter https://www.bloomberg.com/news/articles/2011-11-14/30-000-pound-bunker-buster-bomb-now-ready?leadSource=uverify%20wallund John Reed: USAF Getting More Penetrating Power, bei DoD Buzz Online, Defense and Akquisition Journal, 08.04.2011, online unter https://web.archive.org/web/20110413164651/http://www.dodbuzz.com/2011/04/08/usaf-getting-more-penetrating-power/
  15. Siehe Подземные бункеры и защита от бомб: Где находится „артёмовская „Азовсталь“ и что о ней известно, bei Life.ru, 14.03.2023, online unter https://life.ru/p/1564781, in russischer Sprache. Die Belagerung der Anlage Azovstal dauerte fast drei Monate: von der zweiten Märzhälfte bis Mai 2022, diejenige der Buntmetall-Gießerei Azom (Артёмовский завод обработкиметаллов, auch Tsvetmet genannt) hingegen nur gut eine Woche. 
  16. Der International Military Staff der NATO umfasst beispielsweise 500 Personen; Siehe die Homepage der NATO, 03.04.2023, online unter https://www.nato.int/cps/en/natohq/topics_64557.htm
  17. Siehe „The Allied Joint Force Command Naples Joint Mobile Training Team (JMTT) engaged with the Royal Moroccan Armed Forces as part of their mission„, auf der Homepage des JFC Neapel, 25.11.2022, online unter https://jfcnaples.nato.int/newsroom/news/2022/allied-joint-force-command-naples-joint-mobile-training-team-jmtt-engaged-with-the-royal-moroccan-armed-forces und „JFCNP J9 Military Partnership Branch Conducts NATO Evaluation of Tunisian Helicopter Squadron„, 15.09.2022, online unter https://jfcnaples.nato.int/newsroom/news/2022/jfcnp-j9-military-partnership-branch-conducts-nato-evaluation-of-tunisian-helicopter-squadron
  18. Das Joint Force Command Brunssum führte die NATO-Operationen in Afghanistan und führt heute die NATO RESPONSE FORCE (NRF), siehe die Homepage des JFC Brunssum, online unter https://jfcbs.nato.int/page5725819/nato-response-force-nrf-fact-sheet, sowie die Enhanced Forward Presence, siehe https://shape.nato.int/efp.
  19. Siehe Ralph Bosshard: Die russische Luftkriegskampagne gegen die Ukraine, bei bkoStrat, 20.11.2022, online unter https://bkostrat.ch/2022/11/20/russische-luftkriegskampagne-gegen-ukraine/
  20. Siehe „Russia claims first use of hypersonic Kinzhal missile in Ukraine„, bei BBC News, 19.03.2022, online unter https://www.bbc.com/news/world-europe-60806151
  21. Siehe Christian Müller: US-Waffen-Umschlagplatz Camp Darby in Italien wird schneller, bei InfoSperber, 16.09.2018, online unter https://www.infosperber.ch/politik/welt/us-waffen-umschlagplatz-camp-darby-in-italien-wird-schneller/. Vgl.“What Do You Know About the U.S. Base Camp Darby?„, bei US Citizens for Peace and Justice, Rome, Italy, online unter http://www.peaceandjustice.it/camp-darby.php
  22. Siehe „Iskander / SS-26“, bei Federation of American Scientists, 10.01.2013, online unter https://nuke.fas.org/guide/russia/theater/ss-26.htm
  23. Die Reichweite des Radars der AWACS E3 wird mit 400 bis 500 km angegeben. Siehe „Ein Blick ins Grenzland: Mit einem NATO-Aufklärer in der Luft“ auf der Homepage der deutschen Bundeswehr, online unter https://www.bundeswehr.de/de/organisation/luftwaffe/aktuelles/ein-blick-ins-grenzland-mit-einem-nato-aufklaerer-in-der-luft-5502908#:~:text=Der%20Blick%20reicht%20weit&text=Das%20Radar%20dreht%20sich%20dabei,zirka%20400%20Kilometer)%20erkennen%20kann
  24. Solche Diskussionen bekam der Verfasser in den Jahren 2013 und 2014 im Generalstab in Moskau selbst mit.
  25. Siehe die Antwort von Sir Michael Fallon auf die Anfrage der Abgeordneten Caroline Lucas vom 05.09.2017 auf der Homepage des britischen Parlaments: Nuclear Weapons, Question for Ministry of Defence, UIN 8502, tabled on 5 September 2017, online unter https://questions-statements.parliament.uk/written-questions/detail/2017-09-05/8502# und Rob Merrick: „Theresa May would fire UK’s nuclear weapons as a ‚first strike‘, says Defence Secretary Michael Fallon„, bei The Independent, 24.04.2017, online unter https://web.archive.org/web/20170425031826/http://www.independent.co.uk/news/uk/politics/theresa-may-nuclear-weapons-first-strike-michael-fallon-general-election-jeremy-corbyn-trident-a7698621.html. Verteidigungsminister Michael Fallon erklärte damals „… the Prime Minister was prepared to launch Trident in “the most extreme circumstances”, even if Britain itself was not under nuclear attack.“
  26. Titelbild: bernswaelz, bunker-gbac59ceea_1920, online unter https://pixabay.com/photos/bunker-lost-places-bomb-impact-1640067/