Die hölzerne Einsiedelei Allerheiligen im Donbass, von den ukrainischen Truppen am 4. Juni 2022 in Brand gesetzt. (Screenshot aus Video)

So fördern westliche «Religionsspezialisten» den Russenhass – Heuchelei inbegriffen

Geschichtskundige wissen es: Viele Kriege waren Glaubenskriege, aber auch in rein machtpolitischen Kriegen wurde und wird die Religion – der Glaube der vom Krieg betroffenen Menschen – zur militärischen Motivierung der Kriegsbeteiligten missbraucht. So auch im gegenwärtigen Krieg in der Ukraine.

Die ukrainische Zeitung «Kyiv Post» bringt am 19. Dezember einen Artikel zum Thema Weihnachten und zerstörte Kirchen. Rehman Chishty, britischer Parlamentarier und ehemaliger Berater des britischen Premierministers in Sachen Religions- und Glaubensfreiheit, und Thomas Knox, ehemaliger Sonderberater des US-Aussenministeriums in den Administrationen von Obama und Trump in Sachen religiöse Minoritäten, schreiben über die Beschädigungen oder Zerstörung sakraler Bauten in der Ukraine und betonen, dass dieses Vorgehen der Russen ein Kriegsverbrechen sei. Ein erster Absatz aus dem Artikel der «Kyiv Post»: «Putins Kriegsmaschinerie weiß um die Macht des Glaubens und hat bewusst versucht, die ukrainischen Kirchen zu zerstören. Beide Seiten haben sich während der Kämpfe auf christliche Themen berufen – Putin, um das Unverzeihliche zu rechtfertigen, und Selenskyj, um die ukrainische Nation zu inspirieren, angesichts der überwältigenden Chancen standhaft zu bleiben. Die Zerstörung von Kirchen scheint jedoch Teil von Putins Strategie zu sein, die Heiligtümer im Vorfeld von Weihnachten zum Schweigen zu bringen. Die absichtliche Zerstörung heiliger Stätten stellt ein Kriegsverbrechen dar.» 

Kein Wort natürlich dazu, dass ukrainische Militärs und Milizen im Donbass seit acht Jahren (!) sakrale Bauten bombardieren und zerstören. Hier das Bild der zerbombten St. Johannes-Kirche in Donezk am 25. August 2014. Das Bild ist ein Screenshot aus einem Video, das man hier anschauen kann:

Innenansicht der total zerstörten Kirche St. Johannes in Kronstadt in Donezk. (Screenshot)

Das Aufmacherbild dieses Berichts oben ist ebenfalls ein Screenshot aus einem Video, das man hier anschauen kann. Es zeigt die hölzerne Einsiedelei zur Allerheiligen All Svyatogorsk Lavra in der Volksrepublik Donezk, die von den ukrainischen Truppen am 4. Juni 2022 in Brand gesetzt wurde. Aber davon wissen die beiden westlichen Religionsspezialisten natürlich nichts.

Auch die ukrainischen Regierungen missbrauchen die Kirchen zur Unterstützung der eigenen politischen Ziele

Die Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung ist orthodoxen Glaubens. Es gibt aber, etwas vereinfacht gesagt, in der Ukraine drei verschiedene orthodoxe Kirchen. Das „Problem“ für die ukrainischen Regierungen: Eine der drei orthodoxen Kirchen untersteht dem Patriarchen in Moskau. Schon der letzte ukrainische Präsident Petro Poroschenko versuchte deshalb mit einer Fusion der drei ukrainischen orthodoxen Kirchen diese unter Moskauer Einfluss stehende Kirche zu eliminieren. Aber lassen sich gläubige Menschen einfach von einer in eine andere Kirche „umtopfen“?

Zur Geschichte der drei ukrainischen orthodoxen Kirchen gibt es einen äusserst detallierten, deutschsprachigen Text von Prälat Dr. Nikolaus Wyrwoll, geschrieben aber im Jahr 2001. Zur Fusion der drei Kirchen und das politische Ziel der Fusion zur Zeit Präsident Poroschenkos hat der Autor dieser Zeilen schon heute vor vier Jahren einen Artikel geschrieben, hier anklicken. Die neusten Entwicklungen in diesen kirchlichen Auseinandersetzungen gehen nun aber soweit, dass Taufen und kirchliche Trauungen „ausser Kraft“ gesetzt werden und die Menschen der betroffenen Kirchen-Variante sich neu taufen und neu kirchlich heiraten müssen, um, wenn es ihr Glaube erfordert, kirchlich „korrekt“ dazustehen.

Globalbridge.ch wird versuchen, auch in dieser Thematik am Ball zu bleiben. Die These der beiden westlichen – politischen! – Religionsspezialisten, wonach die Beschädigung oder Zerstörung sakraler Bauten durch russische Raketen nicht nur Kollateralschäden der Beschießungen anderer Ziele sind, sondern «Teil von Putins Strategie, die Heiligtümer im Vorfeld von Weihnachten zum Schweigen zu bringen», steht aber heute schon auf schwachen Füssen, denn im gleichen Bericht steht auch der Satz: «Nach Angaben des Instituts für Religionsfreiheit gehören die meisten beschädigten Kirchen der ukrainisch-orthodoxen Konfession des Moskauer Patriarchen an, aber auch katholische, protestantische, jüdische und muslimische Stätten.» Warum sollte Putin ausgerechnet die Kirchen jener orthodoxen Kirche beschießen, die, zum Ärger Kievs, dem Patriarchen von Moskau unterstehen. Haben die beiden Berater aus London und Washington überhaupt eine Ahnung der Kirchenstruktur in der Ukraine?  

Headline in der «Kyiv Post» am 19. Dezember 2022

Der Beitrag der beiden westlichen Spezialisten ist wohl ganz einfach ein weiterer Beitrag aus den USA und aus Großbritannien zur Steigerung des Hasses auf Russland und keine ernstzunehmende «OPINION».

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Siehe auch «Die Stimme aus dem Donbass (XX): Kirchen und Sakralbauten des Donbass im Visier ukrainischer Soldaten»