Die Einen wohnen in grandiosen Wolkenkratzern, die Anderen in improvisierten Zelten auf der Straße. (Symbolbild von Oxfam America)

So fließt im „Traumland“ USA das Geld aufwärts …

(Red.) Die US-Milliardäre sind heute fast ein Drittel reicher als zum Zeitpunkt des Beginns der Covid-Pandemie. Zu diesem Resultat kommt eine Studie der Organisation «Oxfam America». Die Einkommensdifferenzen zwischen Männern und Frauen haben sich in den letzten Jahren kaum verändert, die Einkommensdifferenzen zwischen den Rassen sind sogar noch größer geworden. Hier der (gekürzte) Bericht von Brett Wilkins auf der Plattform Commondreams.org.

Während die Frist für die Abgabe der Einkommens-Steuererklärungen der Amerikaner immer näher rückt, erneuerte «Oxfam America» am 8. April die Forderung nach einer Besteuerung der Superreichen und veröffentlichte gleichzeitig eine Analyse, aus der hervorgeht, dass die wachsende Zahl der Milliardäre in den USA ihr Vermögen seit Beginn der Covid-19-Pandemie um fast ein Drittel und in den letzten zehn Jahren um fast 90 Prozent gesteigert hat.

„Die Vermögensungleichheit in den USA ist extremer und gefährlicher als die Einkommensungleichheit, und wir müssen unser System ändern, so dass wir sowohl Vermögen als auch Einkommen effektiv besteuern“, so die Wohltätigkeitsorganisation in einer Einleitung zu dem Bericht „Tax Wealth, Tackle Inequality„.

Auf der Grundlage von Forbes-Daten stellt der Bericht fest, dass „US-Milliardäre fast ein Drittel reicher sind, real über eine Billion Dollar (oder also über 1000 Milliarden, Red.) als zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020″, während das Gesamtvermögen der US-Milliardäre seit 2013 um 86 Prozent gestiegen ist. Auch die Zahl der US-Milliardäre, von denen es inzwischen mehr als 700 gibt, ist der Analyse zufolge um fast 60 Prozent höher als noch vor zehn Jahren.

Gleichzeitig gibt es in unserem Land (den USA, Red.) eine „permanente Unterschicht“ von Arbeiterfamilien, denen ihre wirtschaftlichen Rechte verweigert werden, die in der Armut gefangen sind und die nicht in der Lage sind, Vermögen anzuhäufen, egal wie hart sie arbeiten. Oxfam-Daten zeigen, dass fast ein Drittel der US-Arbeitskräfte weniger als 15 Dollar pro Stunde verdient; die Hälfte aller arbeitenden farbigen Frauen verdient weniger als 15,14 Dollar. Das Wohlstandsgefälle zwischen den Rassen hat sich seit den 1980er Jahren sogar noch vergrößert und entspricht heute fast dem Stand von 1950. [ ] Und während sich das geschlechtsspezifische Lohngefälle in zwei Jahrzehnten kaum verändert hat, ist das geschlechtsspezifische Vermögensgefälle noch viel größer. Eine Studie ergab, dass Frauen für jeden Dollar männlichen Vermögens nur 32 Cent besitzen. Für farbige Frauen ist die Kluft sogar noch größer.

„In einer Zeit, in der die Ultrareichen ein historisches und gefährliches Ausmaß an Reichtum anhäufen, bietet eine bundesweite Vermögenssteuer ein wichtiges und notwendiges Instrument, um die extreme Ungleichheit bei den Vermögenswerten direkt zu beseitigen sowie die Rassengerechtigkeit voranzutreiben, die Klimakrise zu bekämpfen und die Demokratie zu schützen“, argumentiert Oxfam. [ ] Oxfam fordert den Kongress und die Regierung Biden deshalb auf, Gesetze wie das von Senatorin Elizabeth Warren (D-Mass.) initiierte Gesetz zur Besteuerung von Ultramillionären zu verabschieden, das eine jährliche Steuer von 2 Prozent auf das Nettovermögen von Haushalten und Trusts von mehr als 50 Millionen Dollar sowie eine jährliche Zusatzsteuer von 1 Prozent auf Milliardäre vorsieht. Nach einer Analyse der Wirtschaftswissenschaftler Emmanuel Saez und Gabriel Zucman von der University of California, Berkeley, würde diese Steuer über einen Zeitraum von zehn Jahren mindestens 3 Billionen Dollar – 3000 Milliarden Dollar – an Einnahmen bringen, ohne dass 99,95 Prozent der amerikanischen Haushalte mit einem Vermögen von weniger als 50 Millionen Dollar zusätzlich besteuert würden. [ ]

Aus der Oxfam-Analyse, die sich auf Zahlen des «Institute for Policy Studies» und der «Patriotic Millionaires» stützt, geht hervor:  Die von Senatorin Warren vorgeschlagene Vermögenssteuer, die allein auf der Besteuerung von US-Milliardären beruht, würde jährlich 114 Milliarden Dollar einbringen – mehr als genug, um die Verlängerung der 2024 auslaufenden Kindersteuergutschrift zu finanzieren (die, wenn sie nicht verlängert wird, 10 Millionen Kinder in die Armut versetzt, Red.). Eine jährliche Netto-Vermögenssteuer könnte mehr als eine halbe Billion Dollar (582,6 Milliarden US-Dollar) pro Jahr einbringen, wenn mehr als nur die Milliardäre besteuert würden und geringfügig höhere Steuersätze angewandt würden: 2 Prozent für Vermögen über 5 Millionen Dollar, 3 Prozent für Vermögen über 50 Millionen Dollar und 5 Prozent für Vermögen über 1 Milliarde Dollar. [ ]

„Der Tax Day (der Eingabetag für die Einkommenssteuer-Deklaration, Red.) ist eine Erinnerung daran, dass das US-Steuersystem für normale Amerikaner nicht funktioniert. Es ist so aufgebaut, dass es die Reichsten in unserer Gesellschaft begünstigt“, sagte Nabil Ahmed, Direktor für wirtschaftliche Gerechtigkeit bei «Oxfam America». „Die Superreichen sitzen auf Bergen von Reichtum, die von Steuern weitgehend unberührt bleiben, und ihr wilder Reichtum ist zu einem nicht geringen Teil das Ergebnis einer vorsätzlichen öffentlichen Politik.“ [ ]

Alltag in den USA: Tausende von Armen können sich keine Wohnung mehr leisten und leben in Zelten. (Foto PGPF.org)

P.S. der Redaktion: Und das ist das Land, nach dessen politischer und wirtschaftlicher Geige die EU heute tanzt! (cm)

Siehe dazu auch: «Das US-Militärbudget 2023 wurde um 90 Milliarden Dollar auf 858 Milliarden erhöht. Aber 12 Milliarden zur Bekämpfung der Kinderarmut bleiben blockiert», ebenfalls auf Commondreams.org, auf Globalbridge.ch ins Deutsche übersetzt.

Und auch dies: «Google-Chef Sundar Pichai: 12.000 Stellen gestrichen, 226 Millionen Dollar kassiert»