Viele junge Tataren packen die ihnen gebotene Chance (Krim IV)
Die Krimtataren, etwa ein Achtel der Bevölkerung auf der Krim, sind kriegs- und leidgeprüft. Russland versucht nun, sie zu fördern.
Dieser Artikel ist nach einem Überblick, einem der Stadt Sewastopol gewidmeten und einem Kertsch und der neuen Brücke zum russischen Festland gewidmeten Beitrag der vierte in einer mehrteiligen Serie über die Krim heute. Alle Berichte basieren auf einem dreiwöchigen Aufenthalt des Autors auf der Krim im Mai/Juni dieses Jahres mit Recherchen vor Ort (cm).
«Du besuchst die Krim, um später auch darüber zu schreiben? Interessant! Aber vergiss dann nicht, auch die Tataren zu befragen, wie es ihnen heute auf der Krim geht. Du weisst doch, dass sie total dagegen waren, sich von der Ukraine abzuspalten und wieder ein Teil Russlands zu werden.» So und ähnlich hörte ich es mehrmals vor unserer Abreise auf die Krim im Mai.
Wer sich für die Geschichte der Krim interessiert, kann die Tataren tatsächlich nicht ausser Acht lassen. Sie haben in der Geschichte der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer lange eine führende Rolle gespielt.
Doch damit gleich zum ersten Problem. Jedes geschichtliche Ereignis hat eine Vorgeschichte. Wo also anfangen? Im 14. Jahrhundert, als die Tataren sich zum Islam bekehrten? Im 15. Jahrhundert, als sie auf der Krim und in den nördlichen und östlichen Steppen ein eigenes Khanat bildeten – in heutiger Terminologie so etwas wie ein eigenes Fürstentum – mit dem Zentrum in Bachtschyssaraj auf der Krim? Oder im 18. Jahrhundert, als sie durch die russische Eroberung der Krim mehr und mehr ins Hintertreffen gerieten?
Eine Katastrophe nach der anderen
Was auch immer vorher schon passiert war: Die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts brachte den Krimtataren eine Katastrophe nach der anderen. Das Verhältnis zwischen den Tataren und Russland war schon lange Zeit belastet von zahlreichen kriegerischen Konflikten. Das führte dazu, dass ein Teil der Tataren im Rahmen der Revolutionen in Russland 1905 und 1917 auf der Seite der Revolutionäre mitkämpften, in der Hoffnung, damit einen Beitrag zur Entmachtung der russischen Nobilität leisten und danach einen eigenen, autonomen Staat bilden zu können. Mit dem Kommunismus allerdings wollten sie nichts zu tun haben, was ihnen nach dem Ende des Bürgerkrieges in Russland wieder nicht gut bekam. Die Bolschewiken verübten in der Folge gegen die tatarischen Nationalisten etliche Massaker. Und als 1921/1922 im totalen Chaos nach der Revolution von 1917 und dem anschliessenden Bürgerkrieg auch noch eine monatelange Dürre im Süden Russlands zu einer katastrophalen Hungersnot führte, war die Krim besonders stark betroffen. Etwa die Hälfte der tatarischen Bevölkerung von Bachtschyssaraj verhungerte; 1923 stellten die Tataren auf der Krim nur noch etwa einen Viertel der Bevölkerung.
Und damit nicht genug. Stalin, so schreibt der britische Historiker Alan Fisher in seinem Buch «The Crimean Tatars», habe bis 1933 etwa 150’000 Tataren, die Hälfte der tatarischen Bevölkerung auf der Krim im Jahr 1917, umgebracht, deportiert oder vertrieben. 1937/38 kamen weitere Massaker speziell auch im Bereich der tatarischen Intelligenzija dazu.
Unnötig zu erwähnen, dass sowohl in der Hungersnot wie auch bei den kriegerischen Auseinandersetzungen nicht nur die Krimtataren betroffen waren. Auch andere Ethnien hatten in dieser Epoche harte Zeiten.
Und dann, im Zweiten Weltkrieg?
War es in dieser historischen Situation überraschend, dass beim Einmarsch der deutschen Wehrmacht auf der Krim 1941 verschiedene Gruppierungen von Tataren sich veranlasst fühlten, die einmarschierenden Deutschen und Rumänen beim Angriff auf die Sowjets im Kampf zu unterstützen? Wohlverstanden, nicht weil sie der faschistischen Ideologie besonders nahestanden, aber weil es, einmal mehr, gegen Russland ging (wobei viele von ihnen, wie erhaltene Briefe zwischen tatarischen Führungsleuten und Nazi-Generälen zeigen, den Antisemitismus der Nazis mittrugen; die Juden und die Bolschewiken wurden einfach in einen Topf geworfen). Und es gab auch Tataren, die auf der Seite der Sowjets kämpften. Doch Stalin schaute dann auch wieder nicht besonders genau hin, wie und was da abgelaufen war. Er deportierte nach der Rückeroberung der Krim 1944 praktisch die gesamte tatarische Bevölkerung – und auch hier: nicht nur sie – in verschlossenen Eisenbahnwagen in dünnbesiedelte Gegenden weiter im Osten und vor allem nach Usbekistan und überliess sie dort ihrem Schicksal. Viele Tataren überlebten schon den Transport nicht. Erst unter Chruschtschow, der diese unmenschlichen Deportationen unter Stalin öffentlich als «Verbrechen» verurteilte, erhielten erste Tataren die Bewilligung, auf die Krim zurückzukehren. Und erst nach einer generellen Erlaubnis aus Moskau im Jahr 1989 kehrten Tausende von Tataren auf die Krim zurück.
Aus welchem Blickwinkel auch immer die Berichte über all diese gegenseitigen Grausamkeiten geschrieben worden sind: Es kann einem den Schlaf kosten, was da alles im letzten Jahrhundert an Kriegen und Katastrophen abgelaufen ist und was insbesondere die Tataren an Katastrophen zu erleiden hatten.
«Auf die Krim zurückgekehrt, nicht in die Ukraine»
Wie aber verhielten sich die Krimtataren nun beim Referendum 2014, als es darum ging, wieder mit Russland vereinigt zu werden? Refat Derdarov, der Bürgermeister von Bachtschyssarai, sagte im Jahr 2015: «Wir Tataren sind 1989 auf die Krim zurückgekehrt, die (damals) zur Sowjetunion gehörte; an die Ukraine haben wir damals gar nicht gedacht.» 2014 hatte es zwar tatsächlich einen prominenten Aufruf von Seite der Medschlis, einer wichtigen tatarischen Organisation, gegeben, das Referendum zu boykottieren. Wie weit der Aufruf befolgt wurde, ist aber nicht bekannt. Nach der Schätzung von Vasvi Abduraimov, dem Chef der krimtatarischen Organisation Milli Firka, haben nach dem Referendum, das die Wiedervereinigung der Krim mit Russland besiegelte, nur zwischen 3000 und 5000 Tataren tatsächlich beschlossen, die Krim zu verlassen. Ein Exodus fand nicht statt.
Und jetzt?
Russland kennt das durch viele Konflikte und Kriege belastete Verhältnis der Krimtataren zu Russland. Nicht zuletzt Wladimir Putin selbst aber ist – aus nachvollziehbaren Gründen – sehr interessiert daran, dass das angespannte Verhältnis zwischen den Tataren und Russland endlich der Vergangenheit angehört. Es bringe wenig, immer an die alten Unmenschlichkeiten zu erinnern, es gelte endlich vorwärts zu schauen, sagt er. Und er engagiert sich, wie man von tatarischer Seite hören kann, deshalb auch persönlich in dieser Sache.
Interessant war unser Besuch von Bachtschyssaraj, dem historischen Zentrum der Tataren, im Inneren der Halbinsel Krim. Wir haben uns mit offenen Augen und Ohren umgesehen und uns mit den dortigen Leuten unterhalten. Was halten die Krimtataren dort heute von der Wiedervereinigung mit Russland?
Die junge Tatarin, die uns durch die historischen Bauten des Khanpalastes führte, der heute zum grossen Teil ein Museum ist, sagte es so: Sie habe an der Universität in Simferopol Arabistik studiert und interessiere sich für ihr Fachgebiet sehr, sie sei in der «hohen Politik» aber nicht besonders bewandert. Sie persönlich und viele andere Tataren der Gegend seien aber sehr dankbar für das heutige Engagement Russlands zugunsten der Tataren und speziell zugunsten von Bachtschyssaraj. Putin habe Bachtschyssaraj selber besucht und habe sich 40 Minuten Zeit genommen, um sich das alte Tataren-Zentrum selbst anzusehen. Und er habe zwei Milliarden Rubel – umgerechnet rund 27 Millionen Euro, mit mindestens doppelter Kaufkraft – an die Restauration der historischen Gebäude versprochen. «40 Minuten», sagte die Führerin durch das Museum, «tönt zwar nicht nach viel, aber Putin hat ja schliesslich grössere Probleme zu lösen, als hier historische Bauten anzuschauen ….».
Auch im Bildungsbereich wird investiert
Finanziell weit höher ins Gewicht fallen dürften andere Projekte zugunsten einer sicheren Zukunft der Tataren auf der Krim. Auf Anfrage hatten wir die Möglichkeit, die neue «Schule 44» für die Tataren in Simferopol zu besuchen. Es war zwar gerade Ferienzeit und die Schule zu dem von uns gewünschten Zeitpunkt nicht besetzt mit Kindern, aber die Direktorin kam zum vereinbarten Termin extra in die Schule und zeigte uns, was immer wir sehen und erklärt bekommen wollten.
Die Schule ist in einem Neubau in Simferopol untergebracht und kann bis etwa 1200 7- bis 15-jährige Schüler und Schülerinnen unterrichten. Die Basis-Sprache ist natürlich Tatarisch, die Muttersprache der Tataren, die seit der Wiedervereinigung der Krim mit Russland neben Russisch und Ukrainisch erstmals auch eine der drei Amtssprachen ist – im Gegensatz zur Zeit, da die Krim noch zur Ukraine gehörte. Aber lernen können die Schülerinnen und Schüler hier auch Englisch; auch mit der Englisch-Lehrerin hatten wir Gelegenheit, zu sprechen.
Die Schule ist bestens ausgerüstet, verfügt zum Beispiel auch über ein speziell eingerichtetes Schulzimmer, wo die Kinder das Schachspiel erlernen können. Sehr eindrücklich ist der Schulraum mit Dutzenden von PCs, wo die Schülerinnen und Schüler lernen, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden. Ein Schmunzeln bei mir als Schweizer lösten natürlich die Schulräume fürs manuelle Werken aus: traditionsgerecht ausgerüstet mit Nähmaschinen für die Mädchen und mit Säge- und Bohrmaschinen für die Knaben. Auch verschiedene Turnhallen und Sportplätze stehen zur Verfügung. Der teilweise langen Schulwege wegen bleiben die Kinder über Mittag im Schulhaus und werden dort verpflegt, Kinder aus kinderreichen Familien sogar unentgeltlich.
Die Direktorin der Schule, Gulnara Murtazajeva, kennt all die zahlreichen und grossenteils grausamen Konflikte zwischen den Tataren und den Russen bzw. später den Sowjets natürlich bestens. Aber sie hat eine klare Haltung: «Kraft meiner Ausbildung kann ich an einer Universität als Wissenschaftlerin arbeiten. Jetzt aber nehme ich bewusst die Chance wahr, etwas für eine bessere Zukunft der Tataren zu tun. Wir müssen endlich nach vorne schauen!» Dass sie die Unterstützung Russlands besonders hoch schätzt und wem sie diese politische Kehrtwende zuschreibt, zeigt ein grosses Bild an der Wand in ihrem Büro: ein Portrait von Wladimir Putin.
Es waren zwei hochinteressante Stunden zusammen mit der Direktorin und weiteren Leuten aus dem Lehrpersonal an dieser neuen Schule. Was uns dann aber auch noch ans Herz ging, war eine offensichtlich ausserordentlich kurzfristig für uns organisierte Überraschung. Im Theater-Saal der Schule – ja, auch den gibt es – führten drei Knaben und drei Mädchen in traditionell-tatarischen Trachten und zu traditionell-tatarischer Musik ein gutes Dutzend Tänze auf – mit sichtbarem Vergnügen, aber auch mit etwas Stolz, wie uns schien. Und natürlich sah man die Freude in ihren Gesichtern und ihre leuchtenden Augen, als sie unseren – ehrlichen – Applaus sahen. Man hat ihnen sicher gesagt, sie hätten vor «hohen Gästen» aus der Schweiz zu tanzen – und wir unsererseits kamen uns auch tatsächlich vor wie «hohe Gäste», mit einer so wunderbaren Vorstellung überrascht zu werden.
Besuch der tatarischen TV- und Radio-Station in Simferopol
Die Tataren auf der Krim verfügen heute nicht nur über eine neue Schule, an der sie ihre Sprache und Kultur pflegen können, sondern auch über eine tatarische Radio- und Fernsehstation.
Was dort sofort auffiel: Da waren fast alles ganz junge Leute. Ervin Musaev, der Direktor, der uns empfing, war eher nur 30- als schon 40-jährig, und er führte uns nicht ohne Stolz, aber immer aufmerksam Auskunft auf unsere Fragen gebend, durch den Betrieb. Die Programme, die da produziert werden, sind alle hälftig in tatarischer und hälftig in russischer Sprache. Und all der Aufwand nur für die Krim? Natürlich nicht, die Programme werden via Satellit auch in jene Länder übertragen, wo noch immer Tausende von Tataren leben: in die Türkei und bis nach Usbekistan.
Der offensichtlich recht alte Lift in den vierten Stock des älteren Gebäudes funktionierte zwar nicht, aber die Studios waren, soweit ich das beurteilen konnte, technisch auf zeitgemässem Stand. Und im Newsroom und auch in allen anderen Büros war nicht nur alles klinisch sauber; die jungen Leute, es waren vor allem Frauen, hatten offensichtlich auch Freude, dass sich da ein Schweizer Journalist für ihre Arbeit interessierte.
Sie alle wären keine echten Medienleute gewesen, wenn sie den Spiess nicht auch umgedreht hätten: Sie wollten mit uns ein Interview machen. Verweigern? Nein, das ging nicht. Sie haben dann auch gleich einen Teil daraus ausgestrahlt: nicht mit mir im Zentrum, da ich Englisch sprach, aber mit meiner Frau, die neben Tschechisch, Englisch und Deutsch auch perfekt Russisch spricht. Man kann das ausgestrahlte Gespräch vom 31. Mai 2019 ab Minute 15.44 bis Minute 17.45 hier anschauen.
Eingeladen ins Sitzungszimmer des «Millet»-Medien-Centers waren auch noch die – ebenfalls jungen – Redaktions-Verantwortlichen des «Crimean Magazine», einer in russischer und auch in englischer Sprache erscheinenden Hochglanz-Publikation. Es war gerade eine Sonderausgabe in englischer Sprache zum Thema «Massenmedien auf der Krim» herausgekommen: «Crimean media: the inside view». Auf 132 professionell gestalteten Seiten wird da viel Information geboten. Dass neben den Rubriken «News», «Opinion», «National» und anderen auch noch 14 Seiten unter dem Rubrik-Titel «Truth» stehen, muss den Medien-Spezialisten allerdings ein wenig skeptisch stimmen. Wer einfach offen und ehrlich informiert, hat es nicht nötig, darüber «Truth», «Pravda» oder eben «Wahrheit» zu schreiben. Wer auf diesem Globus kennt denn schon «dieWahrheit»? – Die englische Ausgabe stehe, so sagte man uns, auf den russischen Botschaften rund um die Welt Krim-Interessierten zur Verfügung.
In Simferopol entsteht eine grandiose Moschee
Die meisten Tataren sind sunnitische Muslime. Also wollten wir auch eine Moschee besuchen. Der Vorschlag von tatarischer Seite lautete, wir sollten uns doch die im Bau befindliche neue Moschee in Simferopol anschauen. Das interessierte uns tatsächlich, denn – nach einem Blick ins Internet – war da die grösste Moschee in Osteuropa im Entstehen. Und «normale» Touristen würden da ja wohl nicht reinkommen.
Das Bauwerk hat tatsächlich gigantische Ausmasse. Die Kuppel ist 30 Meter hoch, die Minarette 50 Meter, es wird künftig Platz für 3000 Gläubige bieten. Der Rohbau steht bereits weitgehend. Noch sind die Innenwände aber roh und ohne Gemälde oder Mosaiken. Aber allein schon die Bauformen verraten: Er wird nicht nur eine gigantische Moschee, es wird mit Sicherheit auch ein Prachtswerk.
Geführt hat uns ein Mitglied der Bauleitung. Ausgerüstet mit einem Schutzhelm konnten wir alles anschauen, was wir wollten, und auch überall fotografieren, ausser im Untergeschoss, wo künftig die ganzen IT-Anlagen installiert werden – aus Sicherheitsgründen. Die Moschee steht auf einem vier Hektar grossen Baugelände. Gleichzeitig gebaut wird ein zweites Gebäude, in dem, wie der Techniker sagte, Verwaltungsbüros und Konferenzsäle untergebracht würden. Auch dieser Bau ist mehrstöckig und gross – und vom jetzigen Baugerüst auf Höhe des obersten Stockwerkes aus eine gute Sicht auf die Moschee zum Fotografieren bietend. Der Techniker, verantwortlich für die Sicherheit während des Baus, zeigte uns hier bei den Metallteilen, dass nur beste Qualität, nämlich Material aus der Türkei, verwendet wird; die Teile tragen alle eine entsprechende Marke.
Und wer hat denn die Pläne für die Moschee erstellt? Gibt es Architekten, die das können? Meine Frage war schnell beantwortet: Man hat eine Moschee aus der Zeit des Osmanischen Reiches ausgewählt und den Stil und die Masse von ihr übernommen. Auch die Baupläne durften wir in den Baracken der Bauleitung besichtigen.
Woher kommt das Geld?
Nur eine Frage konnte uns der Techniker nicht beantworten: Wer finanziert denn eigentlich diesen gigantischen Bau? Es sei eine Stiftung, sagte der Mann, Genaueres könne er auch nicht sagen. Stiftungen aber sind, das wissen wir wegen der vielen Stiftungen in der Schweiz natürlich bestens, nicht zuletzt auch dazu geeignet, Geldquellen und Geldflüsse zu kaschieren. Es dürfte für diese Moschee denn auch etliches Geld aus der Türkei kommen, wenn nicht sogar auch aus anderen Staaten mit sunnitischer Religionsmehrheit.
Die Krimtataren freuen sich auf die Eröffnung dieser phantastischen Moschee – vermutlich im Jahr 2020. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie sich dann trotz Unterstützung aus anderen Staaten weigern, sich in den geopolitischen Machtpoker der Türkei zwischen der NATO und Russland hineinziehen zu lassen. Sie sind zu oft in politische Machtkämpfe hineingezogen – um nicht zu sagen: politisch missbraucht – worden. Profitiert haben sie selber kaum je davon – aber sehr viel Schreckliches erlebt und viel gelitten. (Und nicht vergessen: Auch die Türkei hat in der UNO dafür gestimmt, das Referendum von 2014 NICHT zu anerkennen.)
Siehe zur Situation auf der Krim heute
- den ersten Teil der Serie über die Krim (ein allgemeiner historischer und politischer Überblick)
- auch den zweiten Teil der Serie über die Krim (zu Sewastopol)
- den dritten Teil der Serie über die Krim (zu Kertsch mit den Katakomben und zur neuen Brücke auf das russische Festland)
- den fünften Teil der Serie über die Krim (über die Reisemöglichkeiten auf der Krim)
- den sechsten Teil der Serie über die Krim (zum Forum über die Verbreitung der russischen Sprache)
- den siebten Teil der Serie über die Krim (Persönliche Schlussfolgerungen des Autors)
Recherche vor Ort auf der Krim
Der Autor Christian Müller, Mitglied der Redaktionsleitung von Infosperber.ch, ist promovierter Historiker und Staatsrechtler und arbeitete über Jahrzehnte als Journalist und Redakteur und zuletzt als Medienmanager. Er besuchte die Krim zum ersten Mal im Jahr 2006 und wollte wissen, was sich seither verändert hat und wie die Situation auf der Krim für die dort lebenden Menschen heute ist: vor Ort auf der Krim recherchiert.
Um unabhängig zu sein und unabhängig informieren zu können, bestimmte Christian Müller alles selber: den Zeitpunkt seiner Reise, die Reiseroute, die Aufenthaltsorte (inkl. Hotels), von wem er sich informieren lassen und mit wem er reden wollte. Und er hat die ganze dreiwöchige Informationsreise aus eigener Tasche bezahlt. Das Einzige, wozu er die Unterstützung der Krim-Administration brauchte, waren der Besuch der neuen Schule für die Tataren in Simferopol, der Besuch des TV- und Radio-Senders der Tataren in Simferopol und die Besichtigung der sich noch im Bau befindlichen Moschee der Tataren (auch im Inneren), ebenfalls in Simferopol. Und aufgrund des aufgenommenen Kontakts mit den Behörden wurde er, da zeitlich zufällig übereinstimmend, zum fünften Forum zum Thema russische Sprache in Jalta eingeladen.
Als Dolmetscherin diente Christian Müller seine Ehefrau Anna Wetlinska, die die russische Sprache studiert hat, sie lückenlos versteht und ebenso perfekt spricht. Etliche der Gesprächspartner auf der Krim waren aber ihrerseits in der Lage, auch englisch zu kommunizieren.
Christian Müller hat auch die in den Krim-Konflikt involvierten Länder Russland und die Ukraine seit Mitte der 1980er Jahre mehrmals besucht.