Stau im seichten Panamakanal – Extreme Trockenheit politisiert den Welthandel

Panama ist bekannt für den gleichnamigen Hut und die 2016 publizierten Papers einer dortigen Finanzagentur zur Steuervermeidung und Geldwäsche für ranghohe Politiker und Oligarchen. Aktuell im Fokus steht aber ein anderes nationales Wahrzeichen: der Panamakanal. Ihm fehlt das Wasser!

Wegen extremer Trockenheit ist der Pegelstand dieser global bedeutenden Wasserstrasse im letzten Jahr auf ein historisches Tief gefallen und hat sich seither nicht mehr genügend erhöht. Die missliche Situation zwingt die Betreiber derzeit, den Schiffsverkehr um mehr als ein Drittel zu reduzieren.

Der 82 km lange Kanal gilt als Wunderwerk der Technik, jährlich passieren 14‘000 Schiffe die Atlantik-Pazifik-Verbindung. Sechs  Prozent des Welthandels werden  darüber abgewickelt, davon zwei Drittel aller in den USA umgeschlagenen Güter.

Der künstlich angelegte Kanal hat eine bewegte Geschichte. Gebaut wurde er von den USA zwischen 1904 und 1914, nachdem zuvor die Franzosen aus politischen und finanziellen Gründen gescheitert waren.

Die Vereinigten Staaten behielten vorerst die Hoheit über die Wasserstrasse (mit drei Schleusen), was immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen panamaischen Zivilisten und der US-Armee führte. Schliesslich übergaben die USA Ende 1999 das Bauwerk samt dazugehöriger Zone dem Staat Panama.

Dank der Einnahmen durch den Kanal zählt Panama heute zu den reichsten Ländern in Lateinamerika und zieht bekanntlich viele Investoren (und Briefkastenfirmen) aus der ganzen Welt an. Gewisse Ressentiments gegenüber den „Gringos“ (abschätzige Bezeichnung für die Amerikaner) wegen der erlittenen „kolonialen“ Vergangenheit sind in der Bevölkerung aber immer noch zu spüren.

Der gegenwärtig eingeschränkte Schiffsverkehr im Panamakanal führt zu hohen Verlusten, gemäss Schätzungen zu mindestens 500 Millionen US-Dollar im laufenden Jahr. Viele Frachter wechseln angesichts des hohen Zeitverlusts die Route, so auch beim Suez-Kanal. Dort gefährden die jemenitischen Huthi-Rebellen mit ihren Angriffen auf Handelsschiffe die Fahrt durch das Rote Meer. 

Die Auswirkungen des Klimawandels und kriegerische Attacken stören somit gegenwärtig zwei entscheidende Nadelöhre im globalen Frachtverkehr. Selbstverständlich lassen sich auch hier mit Geld etwelche Vorteile erkaufen. Um schneller durchzukommen, kann man beispielsweise im Panamakanal sogenannte „Premium Slots“ ersteigern. Dabei zahlt man ein Mehrfaches des üblichen Preises. Ein mittelgrosser Frachter zahlt für die heute durchschnittlich 12-stündige Durchfahrt ca. 700‘000 US-Dollar.

Angesichts der unsicheren Lage im Frachtverkehr wird das Preisgefüge des weltweiten Warenverkehrs stark durchgeschüttelt werden. Auch damit verbundene politische Reibereien sind nicht auszuschliessen, wie die obige Karikatur vor Augen führt. Der Autor hat kürzlich Panama und seinen Kanal besucht.