Nach dem Beschuss eines Supermarkts und einer Apotheke am 16. Januar 2023 im Kalininer Bezirk von Donezk

Die Stimme aus dem Donbass (XXVII): Einkaufszentren und Einzelhandelsbetriebe von Donezk im Visier ukrainischer Soldaten

Ukrainische Truppen beschießen gezielt auch die Donezker Einkaufszentren und Einzelhandelsbetriebe, insbesondere die letzten achteinhalb Jahre mit belebten Versammlungsstätten. Wurden sie 2014 noch als einzelne Objekte ins Visier ukrainischer Soldaten genommen, so werden sie jetzt zusammen mit anderen nahegelegenen Objekten komplett hart beschossen. Und was dabei am brutalsten ist – mit vielen Menschen, die dabei verletzt werden oder gar sterben …

In Donezk gibt es über alle Stadtbezirke verstreut viele Einkaufszentren und Einzelhandelsbetriebe wie Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte. Die grössten von ihnen sind jedem Stadtbewohner gut bekannt, einige von ihnen stellen sogar ein Netz dar, beispielsweise „Awos´ka“, „Galaktika“, „Obzhora“, „Manna“, „Moloko“, „Perwyj Respublikanskij Supermarket“. Aber sowohl kleine Läden, die die Bewohner der anliegenden Höfe mit den Waren des täglichen Bedarfs versorgen, als auch grosse Einkaufszentren werden von den Ukronazis kontinuierlich gezielt beschossen.

In der Donezker Volksrepublik (DVR) sind feindliche Vernichtungstrupps aktiv. Am 11. Februar 2015 wurde der Supermarkt „Amstor“ im Kujbyschewer Bezirk von Donezk beschossen. Glücklicherweise gab es dabei keine Opfer und Verletzte. Es war ein so schöner Supermarkt, wo man immer für jeden Geschmack und Geldbeutel die besten Lebensmittel und Waren kaufen konnte. Aber leider gehören jene Zeiten jetzt der Vergangenheit an.

Am 18. Juli 2015 erhielt Donezk nachts in der Uliza Universitetskaja Massenbeschuss, wodurch die Trolleybusleitungen abgerissen, Bäume gefällt sowie der Blumenladen, die Garage, das Lebensmittelgeschäft „Appetit“ und der Supermarkt „Moloko“ getroffen wurden. Leider wurde dabei ein Mann verletzt.

Im Juli 2014 wurde im Stadtzentrum eines der grössten Einkaufszentren, „Donezk City“, sicherheitshalber geschlossen. Am Sonntag, den 17. April 2016 öffnete es seine Türen wieder. Es umfasst auch ein grosses Unterhaltungszentrum, nicht nur mit zahlreichen Attraktionen für Kinder, sondern auch mit einem Kino, verschiedenen Cafés, Fastfood-Restaurants, dem Lebensmittelsupermarkt „Parus“, Juwelierwaren und sogar mit einer Käserei, was alles mehr im Interesse von Erwachsenen ist. Aber allen Besuchern – alt und jung – steht eine Eisbahn zur Verfügung, wo sie sich aktiv erholen können. Die Eröffnungsfeier dauerte den ganzen Tag lang, ihr Höhepunkt war der Auftritt des Ex-Leadsängers der Pop-Gruppe „Iwanuschki International“, Oleg Jakowlew, in dessen Darbietung verschiedene Schlager dieser Gruppe erklangen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene – alle waren sehr froh, dass so ein grosses Einkaufs- und Unterhaltungszentrum in Donezk eröffnet wurde. Dieses Objekt befindet sich im Kiewer Bezirk und wurde mittlerweile mehrfach von ukrainischen Artilleristen beschossen. Im Juli 2022 versteckten sich die Stadtbewohner bei Beschießungen sehr oft im Parking von „Donezk City“, weswegen die Shopping Mall vor einem Jahr wieder geschlossen wurde. Am 5. Dezember letzten Jahres wurde das Einkaufszentrum erneut beschossen. Und vor drei Wochen gab es einen Volltreffer in der Kuppel.

Traurig bekannt ist mittlerweile der Beschuss des grössten Baumarkts „Galaktika“ durch ukrainische Streitkräfte vom 24. August 2022, dem Tag der Unabhängigkeit der Ukraine. Zur Zeit ist in der Donezker Region nur noch ein einziger „Galaktika“-Baumarkt geöffnet. Er befindet sich allerdings in Makeewka – einer kleinen Stadt bei Donezk, die tatsächlich als seine Entlastungsstadt gilt und ein Verkehrsknotenpunkt ist –, was bezogen auf die Sicherheit gerechtfertigt, für die Donezker allerdings sehr unpraktisch ist, weil sie einigen Aufwand aufbringen müssen, um dorthin zu gelangen!

Am 3. Oktober 2022 wurde das Einkaufszentrum „Kontinent“ von ukrainischen Soldaten beschossen. Durch die Sprengwelle erlitt das Gebäude grossen Schaden: Die Verglasung und das Dach wurden beschädigt. Eine Frau aus einem nahegelegenen Haus sass gerade in der Küche. Durch die Sprengwelle wurde bei ihr das Fenster geöffnet, was ihre Kinder sehr erschreckte. In den Händen hielt sie später Geschoss-Splitter, die sie in ihrem Hof fand. Ausserdem zerbrach das Glas in einer der Straßenbahnen, die an der Endhaltestelle des Verkehrsringes stand. Zum Glück waren damals dort – wie auch im Innenraum des „Kontinent“ – keine Menschen, sodass es diesmal keine Verletzte und Tote gab!

Der jüngste komplexe Beschuss des Einkaufzentrums „Awos´ka“ im Kalininer Bezirk der Hauptstadt der DVR, einer Apotheke, von Büroräumen und einem Sportstudio ereignete sich am 16. Januar 2023 um 8.40 Uhr. Vom Dorf Orlowka aus setzte die Ukraine drei Mehrfachraketengeschosse ein. Einer von vier Männern, die dabei verletzt wurden, fuhr gerade mit dem Auto über den Iljitscha-Prospekt. Sein Auto wurde durch eine Explosion zerstört. Eine Zeugin erzählte, dass es im nahegelegenen Zeitschriftenladen nur deshalb keine Opfer gab, weil eine Mitarbeiterin an diesem Tag arbeitsfrei und die andere sich verspätet hatte.

Ich kann auch die Beschießungen von Kiosken, die sich in der Regel unweit von Haltestellen befinden, nicht ausser Acht lassen, wie es zum Beispiel am 8. Juli 2022 mal wieder der Fall war. In dem betreffenden Video kann man Schimpfwörter des Autors hören, der unmittelbar an der beschossenen Haltestelle stand. Er betont, dass sich dies im Stadtzentrum ereignete, wo es keine Militärobjekte gab und nur Zivilbevölkerung sich aufhielt. Leider gab es damals drei Verletzte. Heute kann man auch – was früher an Kiosken ganz normal war – in ganz Donezk keine gewöhnlichen kleinen Kalender für das laufende Jahr mehr kaufen, weil der Beschuss des Büchermarkts „Majak“, wo sie gelagert waren, alle vernichtete.

Die kontinuierlichen, gezielten und jahrelangen Beschüsse von Einkaufszentren und Einzelhandelsbetrieben sind leider seit langem schon zur traurigen ‚Normalität‘ des Alltags der Donezker geworden. Der einfache Wunsch, mal schnell Brot, Eier oder Milch im nahegelegenen Supermarkt zu kaufen, kann einen das Leben kosten. Das muss endlich ein Ende nehmen!