Die „S. Bubka“-Berufsschule der Olympia-Reserve am 8. Juli 2022 nach dem Beschuss mit 155-Millimeter-Haubitzen

Die Stimme aus dem Donbass (XIX): Sport und Sportanlagen der Donezker Volksrepublik im Visier ukrainischer Soldaten

In Donezk wurde dem Sport schon immer viel Aufmerksamkeit geschenkt: In zahlreichen Sporteinrichtungen konnten alle – Alt und Jung – sowohl Fussball, Basketball, Hockey und Radfahren als auch Boxen, Leicht- und Schwerathletik, Kunst- und Sportgymnastik, Schwimmen und viele andere Sportarten betreiben. In der Stadt gibt es fünf Stadien, von denen eines – die „Donbass Arena“ – das größte und modernste ist und 2012 während der Fussballeuropameisterschaft seine Türen für Fussballfans aus der ganzen Welt öffnete. Die Namen von Sportlern wie Polina Astachowa, Lilia Podkopaewa, Sergej Bubka und Jana Klotschkowa, die unsere Landsleute sind, und ihre sportlichen Errungenschaften sind weltweit bekannt. Zahlreiche Sportclubs, Schwimmbäder und Fitness-Studios stehen vielen Sportanhängern in Donezk zur Verfügung. Leider ist es in den letzten acht Jahren sehr gefährlich geworden, zum Training zu gehen.

Als erste wurde in der Nacht vom 26. auf den 27. Mai 2014 infolge einer Provokation von Seiten der Ukraine die Sporthalle „Druzhba“ im Kalininer Bezirk verbrannt, später schob die Ukraine die Schuld den Rebellen in die Schuhe. Der Präsident des Hockeyclubs „Donbass“ war der ukrainische Oligarch Boris Kolesnikow. Diese Sporteinrichtung wurde 1975 errichtet und fasste 3.500 Zuschauer. Sie wurde mehrmals rekonstruiert – die letzte Rekonstruktion wurde 2011 durchgeführt – infolge deren es mittlerweile 4.100 Plätze gibt. Bis zum Jahr 2014 war sie Heimstätte des Donezker Hockeyclubs „Donbass“. In diesem wichtigen Objekt, das die Entwicklung von Hockey in unserer Region förderte, trainierten viele junge Sportler. Jetzt funktioniert es nicht, aber sobald der Krieg beendet sein wird, werden hier wieder junge Sportler ihren Trainings nachgehen.

Der Stolz aller Bewohner des Donbass ist das 2009 erbaute Fussball-Stadion „Donbass Arena“. 2006 wurde durch Initiative und Unterstützung seines Besitzers – des reichsten ukrainischen Oligarchen aus Donezk, Rinat Achmetow – im Rahmen der Vorbereitung auf die Fussball-Europameisterschaft „Euro 2012“ mit dem Bau des neuen Stadions und der Geländegestaltung begonnen, der insgesamt 400 Millionen Dollar kostete. Das Stadion liegt im Stadtzentrum in einem Park und fasst 52.667 Plätze. Die ganze Pracht dieser Sporteinrichtung konnte man während der „Euro 2012“ sehen. Leider wurde dieses Objekt von Seiten der Ukraine mehrmals beschossen: Der erste Beschuss geschah am 20. Oktober 2014 mit „Totschka-U“-Raketen, ein vorbeigehendes Kind kam dabei nur knapp mit dem Leben davon! Am 17. Juni 2022 wurde das Gelände in der Nähe dieser Anlage hart beschossen. Infolge eines weiteren Beschusses am 23. Juni 2022 wurden Fassadenverglasung (36 Verbundgläser), Monitoren, Brüstungen, Leiter, Belagplatten, Pflasterplatten, Schiessfächer beschädigt. Alle Mitarbeiter befanden sich zu diesem Zeitpunkt in Luftschutzkellern, sodass es zum Glück keine Opfer gab! Das Geschoss war von Seiten der Ukraine aus Peski mit einer 122-Millimeter-Waffe abgefeuert worden.

Am 13. August 1958 wurde das Stadion „Lokomotiv“, später in „Olimpijskij“ umbenannt, eröffnet. Die Architekten E. Rewin und W. Golubkow errichteten dieses neue Sportobjekt, das 35.000 Plätze fasste. Zwischen 2004 und 2009 wurde „Olimpijskij“ zum Heimstadion des Donezker Fussballclubs „Schachtjor“. Niemand hätte sich damals im schlimmsten Alptraum vorstellen können, dass genau 64 Jahre später, im August 2022, ein von ukrainischen Streitkräften abgefeuertes Geschoss direkt auf dem Fussballfeld landen würde! 

Am 2. Februar 2022 wurde in den Massenmedien über eine anonyme Bombendrohung gegen die „S. Bubka“-Berufsschule der Olympia-Reserve berichtet. In dieser spezialisierten Sporteinrichtung lernen 300 Sportler und Sportlerinnen nicht nur aus der DVR, sondern auch aus den unter der ukrainischen Kontrolle stehenden Gebieten des Donbass im Rahmen des humanitären Programms nach der Wiedervereinigung des Volkes des Donbass. Sie werden hier in dreizehn olympischen Sportarten unterrichtet. Alle Personen wurden evakuiert und die Räumlichkeiten wurden von Spezialdiensten auf Vorhandensein von Kampfmitteln und explosiven Gegenständen geprüft. Am 8. Juli 2022 wurden gegen 3.00 Uhr nachts das Zentrum der slawischen Kultur und die gegenüber liegende „S. Bubka“-Berufsschule der Olympia-Reserve infolge des Beschusses mit 155 mm Haubitzen durch ukrainische Streitkräfte beschädigt. Insgesamt wurden 20 Geschoss-Splitter mit Hilfe vom Minendetektor auf dem Gelände gefunden, grosse Schäden erlitten die Fassade, die Leiter, die Wände, das Dach, die Verglasung und anliegende Räume. Zum Glück gab es keine Verletzten und Opfer! Am 6. Juli 2022 erhielt diese Einrichtung vom russischen Staatsmann und Diplomaten Dmitrij Mesenzew humanitäre Hilfe und Sportinventar.

Der geopolitische Krieg dauert nach wie vor an, aber unsere Sportler trainieren weiter. So wird beispielsweise jährlich am Internationalen Schachtag, dem 20. Juni, ein Schachturnier durchgeführt, auf dem die Teilnehmer sowohl aus der DVR als auch unter der Kontrolle der Ukraine stehender Donbass-Gebiete im Rahmen des humanitären Programms der Wiedervereinigung des Volkes des Donbass gegeneinander antreten. Außerdem nehmen die Schachspieler an Turnieren in Russland teil. Am 9. Juni 2022 fand beispielsweise ein Schachturnier für Kinder und Jugendliche – „Edinyj Mir“ – statt, wo der Ex-Schachweltmeister Anatolij Karpow als Ehrengast die Eröffnungsrede hielt.

Am 1. April 2017 fand die Gymnastik-Meisterschaft im Sportkomplex „Schachtjor“ in Donezk statt, wo die Jungen in verschiedenen Disziplinen kämpften: Ringen, Barren, Reck, Übungen am Pferd und Sprung über den Bock.

Am 17. Januar 2020 nahmen Boxer aus Russland, der DVR und der LVR an einem Boxturnier in Tambow (Russland) teil. 

Sportler aus der DVR haben 2022 angefangen, in der Russischen Föderation zu trainieren: Im März fuhren die Turnerinnen nach Pensa und im April die Judokämpfer nach Sowetsk im Kirower Gebiet. Dort wurden sie und ihre Trainer komfortabel untergebracht, ihnen stehen neue Sportausstattungen zur Verfügung. Ausserdem haben sie eine gute Möglichkeit, an verschiedenen Wettbewerben teilzunehmen und unschätzbare Erfahrungen zu sammeln.

2022 wurden die Sporteinrichtungen wegen der harten Beschüsse von Seiten der Ukraine geschlossen, aber trotzdem trainieren die Sportler weiter. So gratulierten am 8. Mai 2022 die Turnerinnen der Sportschule „Dinamo“ den Donezkern zum „Tag des Sieges“.

Jeder Krieg ist sowieso irgendwann zu Ende, aber Sport ist ewig! Unsere Sportler werden immer ihr Bestes tun und an Wettbewerben und Meisterschaften verschiedener Klassen teilnehmen.