«Deutschland ist seit dem WKII ein von den USA besetztes Land»
Einige Leserinnen und Leser mögen sich wohl daran erinnern. In Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg schrieb ich den Satz: «Es wird immer klarer: Deutschland sieht, nach den zwei weltkriegsentscheidenden verlorenen Schlachten Stalingrad und Kursk, endlich eine Chance, den Russen zu zeigen, „wo Gott hockt“.» Da gab es, nicht ganz überraschend, auch Widerspruch. «Diesmal liegst du falsch!» sagte mir am Telefon eine alte gute Bekannte aus Deutschland.
«Olaf Scholz wollte keine Panzer in die Ukraine liefern, aber er musste! Seine Bedingung an die Adresse der USA, er werde nur moderne Kampfpanzer in die Ukraine liefern, wenn auch die USA moderne Kampfpanzer in die Ukraine liefere, war ein verzweifelter Versuch, keine Kampfpanzer in die Ukraine liefern zu müssen.» So erklärte mir meine alte Kollegin – vor Jahren ebenfalls im Medien-Bereich aktiv –, und dann kam der entscheidende Satz: «Deutschland ist seit dem Zweiten Weltkrieg ein von den USA besetztes Land!». Und sie ergänzte: «Nein, die Deutschen wollen sich für die verlorenen Schlachten in Stalingrad und Kursk nicht rächen. Aus Umfragen weiss man, dass schon fast die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands mit der Politik der gegenwärtigen Regierung überhaupt nicht mehr zufrieden ist.»
Das war echt Stoff zum Nachdenken – und zum Recherchieren. Hier ein paar Fakten: Im Gegensatz zur damaligen Sowjetunion, die der Wiedervereinigung Deutschlands zustimmte und ihr ganzes Militär, Soldaten, Waffen und militärische Infrastruktur, bis 1995 vollständig abgezogen hat, haben die westlichen Alliierten nie einen solchen Abzug vollzogen.
Im Westen, der am Ende des Zweiten Weltkrieges von den westlichen Alliierten besetzt wurde: auch heute noch fast unzählige Militärbasen. Im Osten, der von der im Zweiten Weltkrieg siegreichen Sowjetunion besetzt wurde, nichts mehr dergleichen.
Gemäß verschiedensten Quellen sind in Deutschland noch immer über 34’000 US-Soldaten stationiert – 78 Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands!
Und was dazukommt: Auch US-amerikanische Atombomben sind – einsatzbereit! – immer noch in Deutschland gelagert: um die zwanzig Bomben des Typs B61-4, die in den nächsten Jahren durch modernere, auch präzisere B61-12 ersetzt werden sollen.
Wundert es da, wenn Olaf Scholz das tut, was die USA von ihm verlangen?
Aber – es gbt auch ein Aber
«Ein deutscher Politikprofessor denunziert die Angst vor einer unkontrollierten Eskalation des Ukraine-Kriegs als „Krankheit“. Der Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel, Joachim Krause, rechnet damit, dass NATO-Staaten in absehbarer Zeit Kampfjets an die Ukraine liefern. Mit Blick darauf sei „Eskalationsbereitschaft“ angesagt, nicht „Eskalationsphobie“, erklärt Krause, der auch dem Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik angehört, des militärpolitischen Strategiezentrums der Bundesregierung. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine haben deutsche Politiker und Medien immer wieder Kriegsangst zu stigmatisieren versucht; in einem aktuellen Medienbeitrag heißt es über Furcht vor dem Übergreifen des Krieges auf die Bundesrepublik: „Panikmache müsste … strafbar sein.“ (Zitiert von der immer äusserst präzisen Plattform «German Foreign Policy»)
Da gibt es also deutsche Top-Politologen, die gemäß ihrer Bio in etlichen wichtigen Außenpolitik-Organisationen weit oben funktionieren oder funktionierten, die zur Eskalation der gegenwärtigen höchst gefährlichen Situation sogar aufrufen! Tut dieser emeritierte Professor Joachim Krause dies auch, weil er es tun muss? Gerade in der wirtschaftlichen Position „emeritus“ (Professor in Rente) ist man doch so frei wie nur möglich. Kein Arbeitgeber kann einen mehr entlassen, weil man die falsche politische Meinung hat. Es gibt den Russenhass in Deutschland, so muss man daraus leider folgern, nicht nur als Folge davon, dass Deutschland noch immer ein von den USA besetztes Land ist.
Kein deutscher Alleingang
Erwähnt werden muss dabei allerdings auch, dass diese Haltung kein Alleingang Deutschlands ist. Eben hat Tschechien einen Mann zum neuen Präsidenten gewählt, der in jungen Jahren ein kommunistischer Karrierist war, dann seine alte Jacke in der Garderobe abgab und zum NATO-Karrieristen wurde bis in die absolut höchste NATO-Generalität. Und obwohl dieser Petr Pavel zwar gewählt, aber noch nicht im Amt ist, macht er mit öffentlichen Verlautbarungen bereits Politik – nicht zugunsten Tschechiens, was sind schon 10 Millionen Tschechen? – sondern zugunsten der USA.
Die geopolitische Situation Europas ist die reine Tragik. Nur wollen es die gegenwärtigen Regierungen nocht nicht wahrhaben.