Ukrainische Menschenrechtsbeauftragte stürzt über erfundene «Massenvergewaltigungen»
Gäbe es die deutschen NachDenkSeiten und ihren Redakteur Jens Berger nicht, man müsste sie erfinden: Jens Berger ist einer der wenigen deutschen Journalisten, die es gegenwärtig noch wagen, auch auf Ereignisse in der Ukraine hinzuweisen, die in der internationalen – äusserst einseitigen – Berichterstattung über den Ukraine-Krieg einfach verschwiegen werden. – Er hat Globalbridge.ch erlaubt, seinen jüngsten Bericht über die ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Lyudmyla Denisova zu übernehmen. (cm)
Lyudmyla Denisova war in den letzten Wochen in den westlichen Medien eine vielzitierte Quelle. Die mit schrecklichen Details gespickten Aussagen der Ombudsfrau des ukrainischen Parlaments für Menschenrechte zu „Massenvergewaltigungen“ ukrainischer Frauen und Kinder durch russische Soldaten passten offenbar gut ins Narrativ. Dann kam jedoch heraus, dass sie sich die meisten Schilderungen schlichtweg ausgedacht hatte. Es folgte ein Misstrauensvotum und die Entlassung. Nun erklärte sich Denisova in den ukrainischen Medien. Sie habe mit den Gräuelmärchen doch nur der Ukraine helfen wollen, indem sie den Westen zu Waffenlieferungen bringt. Davon erfahren wir in deutschen Medien natürlich nichts und es ist davon auszugehen, dass Denisovas Gräuelpropaganda auch weiterhin von deutschen Journalisten und Politikern weiterverbreitet wird.
Das erste Opfer jedes Krieges ist die Wahrheit. Es ist daher nicht sonderlich überraschend, dass Kriegsparteien versuchen, die öffentliche Meinung im In- wie im Ausland durch Lügen zu beeinflussen. Lyudmyla Denisova beherrschte dieses Handwerk jedoch nicht in Perfektion – ihre Gräuelgeschichten von Massenvergewaltigungen an Frauen und Kindern waren so detailliert und unglaublich, dass sie einige Journalisten dazu animierten, sie auf eigene Faust weiter zu recherchieren; sicher nicht, um sie zu überprüfen, sondern um sie auszuschlachten und weiterzuspinnen. So erzählte Denisova beispielweise etwas von einem einjährigen Jungen, der von russischen Soldaten zu Tode vergewaltigt wurde. „Dummerweise“ ließen sich diese und andere Aussagen aber nicht bestätigen, was in einigen internationalen Zeitungen – deutsche waren natürlich nicht darunter – zu ersten Zweifeln über den Wahrheitsgehalt sämtlicher ukrainischen Vorwürfe führte. Das kam im ukrainischen Parlament gar nicht gut an.
Aber es waren nicht nur die Lügen, die Denisova das Genick brachen, sondern vor allem ihre eigenwillige Amtsauffassung. Anstatt als Menschenrechtsbeauftragte der Werchowna Rada nach Russland und Weißrussland zu reisen, um humanitäre Korridore zu verhandeln und sich für den Austausch von Kriegsgefangenen einzusetzen, tourte sie lieber durch Davos, Wien, Rom und „andere warme westliche Länder Europas“ (Zitat: Interfax-Ukraine), um Medienarbeit in eigener Sache zu betreiben, indem sie ihre Gräuelgeschichten verbreitete. Am 31. Mai sprach das ukrainische Parlament ihr daher mit 234 zu 9 Stimmen das Misstrauen aus und entließ sie aus ihrem Amt. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.
Einige Tage später fühlte sich Denisova nun dazu getrieben, sich vor den ukrainischen Medien in einem Interview zu rechtfertigen. Ihre Aussagen sollten vor allem im Westen die Alarmglocken schrillen lassen. Sie habe sich die Vergewaltigungsgeschichten nur ausgedacht, um ihrem Land zu helfen. So schildert sie eine Rede vor dem italienischen Verteidigungsausschuss. Die Abgeordneten seien überdrüssig von dem Krieg in der Ukraine gewesen und allen voran die Fünf-Sterne-Bewegung hätte sich gegen Waffenlieferungen ausgesprochen. Mit ihren ausgedachten Gräuelgeschichten hätte sie dann jedoch die Stimmung gedreht und danach hätte ihr sogar ein führendes Mitglied der Fünf-Sterne-Bewegung gesagt, er befürworte nun auch die Lieferung schwerer Waffen. „Vielleicht bin ich zu weit gegangen. Aber ich habe versucht, das Ziel zu erreichen, die Welt davon zu überzeugen, Waffen zu liefern und Druck auf Russland auszuüben“, so Denisova.
Mit ihren Lügen schaffte es Denisova in das Programm von CNN, Washington Post, BBC und anderen und auch in deutschen Medien wurde sie immer wieder zitiert (u.a. hier, hier oder hier und der SPIEGEL interviewte sie sogar). Ihre Propaganda hatte durchaus Erfolg. So nutzte beispielsweise auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann die Lüge von den „Massenvergewaltigungen“, um Ulrike Guérot bei Lanz mit der größtmöglichen Moralkeule mundtot machen zu wollen. Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung war Denisova übrigens schon nicht mehr im Amt und Strack-Zimmermann hätte als „Fachpolitikerin“ wissen müssen, dass die Geschichten über die Gräueltaten ausgedacht waren.
Auf eine Richtigstellung deutscher Medien und deutscher Politiker werden wir wohl vergebens warten. Ist die Lüge erst in der Welt, ist es nicht mehr so einfach, sie wieder einzufangen – schon gar nicht, wenn man gar kein Interesse an der „Wahrheit“ hat. Und Denisova ist ja nicht allein. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, und auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj „glänzen“ ja mittlerweile fast täglich mit „Stories“, deren Wahrheitsgehalt zumindest fragwürdig ist. Auch ihr Ziel ist es, den Westen dazu zu bringen, Waffen zu liefern und sich noch weiter gegen Russland zu positionieren. So gesehen ist Frau Denisova eine „gute“ Staatsdienerin – nur dass sie offenbar den Bogen überspannt und ihre Kompetenzen überschritten hat. Das sieht man auch in Kiew nicht gerne.
(Dieser Beitrag von Jens Berger erschien erstmals auf den NachDenkSeiten am 10. Juni 2022.)
Siehe dazu auch die «Berliner Zeitung» mit noch mehr Details. (Red.)