US-Senator John McCain bestieg auf dem Maidan persönlich das Rednerpult und forderte die Demonstranten auf, durchzuhalten. «Die USA sind mit euch!» Bemerkenswert: Der Mann rechts hinter ihm ist Oleh Tjahnybok, ein erklärter Rechtsextremist. All diese Dinge kann man in Thomas Mayers Buch nachlesen.

Ukraine-Krieg: dazu gibt’s jetzt ein sehr informatives Buch!

Wer sich dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine am 24. Februar 2022 nur aus den täglichen Mainstream-Medien informiert hat, hat keine Ahnung, warum und wie es überhaupt zu diesem Krieg gekommen ist. Die ganze Vorgeschichte wurde weggewischt, es musste der Eindruck entstehen, Putin habe ohne jede Provokation von Seite der NATO die Ukraine angegriffen, also aus rein imperialistischen Gründen. Doch diese Sicht ist absolut falsch. Sie ist nicht nur falsch, weil historisch und politisch unbedarfte Journalisten einfach nicht besser Bescheid wussten. Sie ist falsch, weil die deutschsprachigen Medien es so wollten, dass in der Öffentlichkeit eine falsche, eine einseitig russlandfeindliche Sicht entstand. Jetzt gibt es ein Buch, in dem alle Details bestens recherchiert nacherzählt werden: ein Geschenk für alle, denen an der Wahrheit in dieser Thematik gelegen ist.

Das Buch heißt «Wahrheitssuche im Ukraine-Krieg; Um was es wirklich geht». Es hat 600 Seiten mit 895 Fussnoten, wo die unzähligen Quellen der in leicht verständlicher Sprache erzählten Geschichte angegeben sind. Geschrieben wurde das Buch von Thomas Mayer, einem bekannten deutschen Bürgerrechtler.

Zugegeben, ich habe nicht alle 600 Seiten gelesen, denn ich beanspruche, die Geschichte, wie es zum Krieg in der Ukraine gekommen ist, selber schon sehr gut zu kennen. Ich verfolge ja die Politik der Ukraine und ihre Steuerung durch die Westmächte seit vielen Jahren, war selber auch im Jahr 2014 dort, habe alle Reden von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg gelesen oder gehört, aber auch die Reden zu diesem Thema von Russlands Präsident Wladimir Putin. Aber ich habe gut und gerne 150 Seiten dieses neuen Buches gelesen und keine Falschinformation gefunden. Auch nicht beim Thema Krim, die ich selber kurz schon mal im Jahr 2006, für mehrere Wochen dann aber im Jahr 2019 für eigene Recherchen vor Ort besucht und dann auch selber darüber geschrieben habe. Ich habe auf jenen Seiten des Buches, wo Thomas Mayer über die Sezession der Krim schreibt, keine falsche oder auch nur tendenziöse Information gefunden. Dem Autor ein Kompliment!

Natürlich habe ich auch alles gelesen, wo Thomas Mayer beschreibt, warum er dieses Buch geschrieben hat: Er leidet seelisch und körperlich unter der gegenwärtigen Politik Deutschlands, das, mit dem eigenen Feldzug gegen Russland im Zweiten Weltkrieg im historischen Rucksack, alles tut, um Russland gemäß USA- und NATO-Vorgaben zu schwächen, ja am liebsten zu zerstören. Wer psychologisch interessiert ist, mag auch diese Seiten des Buches am Anfang und auch am Ende des Buches Wort für Wort lesen. Aus jenen Seiten habe ich vor allem gelernt, dass es auch in Deutschland wichtige Stimmen gibt, die nicht einfach zuzuschauen bereit sind, wie die gegenwärtige hohe deutsche Politik in absoluter Verantwortungslosigkeit die machtpolitischen Wünsche der USA und Großbritanniens zu erfüllen bereit ist und sich damit nicht nur an einer Verlängerung dieses Krieges mit seinen unendlich vielen Kriegsopfern mitschuldig macht, sondern auch das eigene Land, Deutschland, zumindest wirtschaftlich zu ruinieren begonnen hat. Wer selber schon an der deutschen Politik leidet, kann diese Teile des Buches auch einfach überfliegen und sich auf die historischen Informationen konzentrieren.

«Die Wahrheit steckt im Detail» sagt man – nicht zu Unrecht

Wer die Geschichte der Ukraine kennt, der weiss, dass ein wichtiges Ziel der extrem nationalistischen und rassistischen Politiker in der Ukraine die Ausradierung der russischen Sprache in der Ukraine ist, die immerhin von zwischen 30 und 40 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird. Aber auch das wird in den westlichen Medien kaum erwähnt. Sogar in der Schweiz. Was würden die Tessiner und die Westschweizer sagen, wenn „Bern“ Gesetze erließe, um die italienische und die französische Sprache in der Schweiz zum Verschwinden zu bringen? Thomas Mayer geht – wissend, dass dieser Punkt in der Ukraine eine ganz wichtige Rolle spielt – auf diese Geschichte geradezu peinlich genau ein, und er übersetzt etliche Punkte der erlassenen Sprachgesetze wörtlich. Nein, nicht das ganze Buch ist in diesem Detailierungsgrad geschrieben, aber diese Passage sei hier zitiert, um zu zeigen, dass der Autor die Details der ukrainischen Geschichte wirklich kennt.

Zitat:

Verbot der russischen Sprache 

Das Verdrängen der russischen Sprache in der Ukraine begann schon bald nach deren Gründung 1991. In Gesetzen und Verordnungen wurde Russisch in bestimmten Anwendungsbereichen verboten und in den Schulen der Russisch-Unterricht drastisch eingeschränkt. Die ehemalige ukrainische Diplomatin Olga Sucharewskaja schrieb: „1990 gab es in der Ukraine 4.633 Schulen, an denen Russisch die hauptsächliche Unterrichtssprache war. Zu Beginn des Schuljahres 2010/11 waren es nur noch 1.149 Schulen.“ Russisch blieb aber eine beliebte Alltagssprache in der Ukraine.

Mit dem Staatsstreich am 22. Februar 2014 nahm die Verdrängung des Russischen Fahrt auf. Schon am folgenden Tag, dem 23. Februar 2014, setzte die Kiewer Rada das bestehende Gesetz über Regionalsprachen außer Kraft. Dieses Gesetz räumte der russischen Sprache in den Gebieten, in denen mehr als zehn Prozent der Einwohner Russisch als ihre Muttersprache angaben, den Status einer zweiten Amtssprache ein. Die Abschaffung dieses Gesetzes war ein klares Statement, worum es beim Maidan-Putsch ging. Die Verdrängung des Russischen war den Nationalisten am wichtigsten, obwohl die Ukraine als Armenhaus Europas genug Probleme hatte, die man hätte angehen müssen.

Der Rada-Beschluss vom 23. Februar 2014 wurde nicht sofort umgesetzt, sondern landete vor dem Verfassungsgericht. Gleichzeitig wurde die Sprachenverdrängung auf anderen Wegen vorangetrieben. Eine im September 2017 verabschiedete Neufassung des Bildungsgesetzes sah die Umstellung auf Ukrainisch in Sekundarschulen und Universitäten ab 2018, in Grundschulen ab 2020 und in Schulen mit Unterricht in Minderheitensprachen von EU-Ländern (das heißt für polnische, ungarische und rumänische Minderheiten) ab 2023 vor.

Die Sprachenverdrängung gipfelte in dem Gesetz „Über die Gewährleistung der Funktion der ukrainischen Sprache als Staatssprache“. Dieses unterzeichnete der damalige Präsident Petro Poroschenko fünf Tage vor Ablauf seiner Amtszeit am 15. Mai 2019. 

Das Gesetz verpflichtet die Bürger, die ukrainische Sprache in allen Bereichen des öffentlichen Lebens zu verwenden, einschließlich der öffentlichen Verwaltung, der Medizin, der Wissenschaft, der Dienstleitungen, des Bildungswesens, der Medien und im Internet.

Die größte Oppositionspartei „Plattform für das Leben“ – die damals noch nicht verboten war – kritisierte das Gesetz scharf als „erneuten Versuch, die Gesellschaft entlang der Sprache zu spalten.“ In einer Erklärung, die auf der Webseite der Partei veröffentlicht wurde, hieß es:„In der Ukraine werden die Rechte einzelner russischsprachiger Bürger und ganzer Gemeinschaften mit Füßen getreten. Die Regierung missachtet unverhohlen die Normen der Verfassung, die die Rechte aller Bürger des Landes schützt, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, politischen Ansichten und Religion.“ 

Das Gesetz wurde vor das Kiewer Verfassungsgericht gebracht. Dieses sah es aber als verfassungsgemäß an.

In dem Gesetz gibt es Ausnahmen für Englisch, die Sprachen der Europäischen Union und die Sprachen einiger kleiner Ethnien in der Ukraine wie das Krimtatarisch. Für Russisch gibt es aber keine Ausnahmen, obwohl 29,6 Prozent der Ukrainer es als ihre Muttersprache bezeichnen, wie ein Bericht der Venedig-Kommission des Europarats schreibt. Der Bericht vom 9. Dezember 2019 wertete daher die Andersbehandlung des Russischen als „Verstoß gegen das Prinzip der Nicht-Diskriminierung“.

Die wichtigsten Punkte des Sprachengesetzes

Das Gesetz ist enggedruckt 30 Seiten lang und sehr detailliert. Die Regelungen treten zeitlich gestaffelt bis 2024 in Kraft. Es gibt eine offizielle Übersetzung ins Englische, die auf der Webseite der Kiewer Rada eingesehen werden kann. Eine Übersetzung ins Russische gibt es – entsprechend des Gesetzes – nicht. Damit man die Dimension dieses Gesetzes erfassen und fühlen kann, fasse ich die teilweise komplizierten Formulierungen zusammen und erkläre deren praktische Bedeutung.

– Artikel 1: Die ukrainische Sprache ist die einzige Staatssprache (Amtssprache) in der Ukraine. – Das heißt, es gibt keine zweiten Amtssprachen mehr wie in früheren Jahrzehnten.

– Artikel 2: Das Gesetz verlangt die Verwendung der ukrainischen Sprache im öffentlichen und geschäftlichen Leben. – Das heißt: Nur in rein privaten Gesprächen und bei religiösen Riten darf man noch Russisch, Ungarisch oder Rumänisch sprechen.

– Artikel 3: Ziel des Gesetzes ist, Ukrainisch als Staatssprache zu etablieren „als Instrument zur Konsolidierung der ukrainischen Gesellschaft, als Mittel zur Stärkung der staatlichen Einheit und territorialen Integrität der Ukraine, ihrer unabhängigen Staatlichkeit und nationalen Sicherheit.“ – Mit diesen Worten wird die Ideologie des ukrainischen Nationalismus ausgedrückt, der eine ethnisch „reine“ Ukraine anstrebt und darauf den Staat aufbauen will. Die 30 Prozent russischen Muttersprachler haben in dieser Ideologie keinen Platz, sie müssen sich „ukrainisieren“ oder auswandern.

– Artikel 6: Jeder Bürger der Ukraine muss die Staatssprache Ukrainisch beherrschen.

– Artikel 9: Von allen politischen Amtsträgern und Mitarbeitern der öffentlichen Verwaltung wird verlangt, dass sie „die Staatssprache beherrschen und im Rahmen ihrer Amtspflichten verwenden.“ Das müssen sie durch ein staatliches Zertifikat nachweisen. – Tatsächlich gibt es auch Ukrainer, die nicht gut ukrainisch können; diese Menschen werden von politischen Ämtern und vom öffentlichen Dienst ausgeschlossen.

– Artikel 10: Die „Nationale Kommission für Standards der Staatssprache“ prüft mit schriftlichen Tests und einem Gespräch das Niveau der Beherrschung der Staatssprache und stellt Zertifikate aus.

– Artikel 12: Man muß ukrainisch nicht nur beherrschen, sondern auch alltäglich anwenden: „Die Arbeitssprache bei der Arbeit von Regierungsbehörden, Behörden der Autonomen Republik Krim, lokalen Selbstverwaltungsbehörden, staatlichen und kommunalen Unternehmen, Institutionen und Organisationen, einschließlich der Sprache von Konferenzen, Veranstaltungen, Tagungen und der alltäglichen Kommunikation ist die Staatssprache.“ – Dass hier auch die Behörden der Krim genannt werden, kann als PR-Maßnahme verstanden werden, denn das Gesetz hat auf der Krim, die sich seit 2014 an Russland angeschlossen hat, keine Geltung.

– Obwohl in Artikel 12 eigentlich schon alles gesagt wird, bestimmt das Gesetz in einigen öffentlichen Bereichen zur Unterstreichung nochmal Ukrainisch als verpflichtende Arbeitssprache: In „Vorschriften, Aufzeichnungen und Dokumentenverwaltung“ der öffentlichen Verwaltung (Artikel 13), in „Gerichtsverfahren“ (Artikel 14), bei den „Streitkräften der Ukraine und anderen militärischen Formationen“ (Artikel 15), bei „Strafverfolgungsbehörden und Geheimdiensten“ (Artikel 16), bei „Grenz- und Zollkontrollen“ (Artikel 17) und bei „Wahlen“ (Artikel 18). In Artikel 18 Absatz 4 heißt es: „Wahlkampfmaterialien, die im Fernsehen und Radio ausgestrahlt, in Außenwerbeträgern platziert, als Flugblätter und Zeitungen verteilt oder im Internet veröffentlicht werden, müssen in der Staatssprache verfasst sein.“ – Pro-russische Parteien und Kandidaten dürfen also keinen Wahlkampf mehr auf Russisch machen.

– Die Artikel 20 bis 38 regeln dann detailliert die Verwendung von Ukrainisch im öffentlichen Raum.

– Bildung (Artikel 21): Ukrainisch ist die Unterrichtssprache in allen Bildungseinrichtungen. Alle staatlichen Prüfungen finden in Ukrainisch statt. Neben Ukrainisch dürfen die Schulen nur Englisch oder andere Amtssprachen der EU unterrichten. – Das bedeutet, dass ein ukrainischer Muttersprachler in der Schule kein Russisch mehr lernen kann. Damit soll Russisch aus dem Alltag immer mehr verschwinden und von den Menschen als Fremdkörper erlebt werden. In Staaten mit gegenseitiger Achtung der Kulturen ist es selbstverständlich, dass in den Schulen die jeweils andere Landessprache unterrichtet wird, damit keine Fremdheit zwischen den Volksgruppen entsteht. Zum Beispiel wird in der Deutschschweiz immer Französisch unterrichtet. Genau dieses die Kulturen verbindende Prinzip wird durch das ukrainische  Sprachengesetz verhindert.

– In dem Gesetz wird an mehreren Stellen unterschieden zwischen „Angehörigen nationaler Minderheiten“ (zum Beispiel Russen, Ungarn, Rumänen) und „indigenen Völkern der Ukraine“ (zum Beispiel Krimtataren, Karaiten und Krimtschaken). – Die „indigenen Völker“ haben mehr Rechte als die „nationalen Minderheiten“.

– Artikel 21 Absatz 1 legt fest, dass die Sprache „nationaler Minderheiten“ in Grundschulen in „gesonderten Gruppen“ neben Ukrainisch unterrichtet werden kann. – „Gesonderte Gruppen“ heißt, dass nur die russischen Muttersprachler Russischunterricht bekommen, die ukrainischen Muttersprachler jedoch nicht mit dabei sein dürfen. Bei den indigenen Völkern besteht das Recht auf eigenen Sprachunterricht nicht nur in der Grundschule, sondern auch in der Sekundarstufe. Dass zehntausende Krimtataren oder einige tausend Karaiten bessergestellt werden als Millionen Russen oder hunderttausende Ungarn, ist eine Schikane und nur mit der Ideologie des ukrainischen Nationalismus erklärbar.

– Wissenschaft (Artikel 22): „Die Sprache der Wissenschaft in der Ukraine ist die Staatssprache.“ „Wissenschaftliche Veröffentlichungen werden in der Staatssprache, Englisch und/oder anderen Amtssprachen der Europäischen Union veröffentlicht.“ Dies gilt auch für Dissertationen und wissenschaftliche Veranstaltungen. – Russisch ist damit explizit aus der Wissenschaft in der Ukraine verbannt. 

– Kultur (Artikel 23): Alle „Kultur-, Kunst-, Freizeit- und Unterhaltungsveranstaltungen“ werden in ukrainischer Sprache durchgeführt. Dies gilt auch für Museen, Besichtigungen und touristische Aktivitäten. Auch Ankündigungen, Eintrittskarten und Beschriftungen müssen in Ukrainisch verfasst werden. – Damit ist Russisch aus dem Kulturleben eliminiert. 

– Filme und Kinos (Artikel 23 Absatz 6): Filme in der Ukraine müssen in Ukrainisch vertrieben und gezeigt werden. Ausländische Filme werden nur verbreitet und insbesondere im Fernsehen gezeigt, wenn sie in der Staatssprache synchronisiert oder nachvertont sind. Wenn in einem Film andere Sprachen als Ukrainisch gesprochen werden, müssen diese Stellen mit ukrainischen Untertiteln versehen werden. Aber in Kinos darf die Anzahl solcher Vorführungen mit Untertiteln zehn Prozent aller Vorführungen nicht übersteigen. – Das bedeutet ein weitgehendes Verbot von russischsprachigen Filmen.

– Auch Fernsehen und Rundfunk senden in Ukrainisch (Artikel 24). Für TV-Sender gilt eine Quote von 90 Prozent für Sendungen in ukrainischer Sprache.

– Print-Massenmedien (Artikel 25): Sehr schwierig ist es für Printmedien. Sie müssen immer eine ukrainisch-sprachige Ausgabe anbieten, auch wenn sie in einer anderen Sprache erscheinen. „An jedem Standort, an dem Print-Massenmedien vertrieben werden, müssen Print-Massenmedien in der Staatssprache mindestens 50 Prozent der an einem solchen Standort verbreiteten Print-Massenmedientitel ausmachen.“ – Damit werden russische Zeitungen und Zeitschriften wirtschaftlich vernichtet, denn eine verpflichtende übersetzte Version, ein zweiter Druck und ein zweiter Vertriebsweg kosten viel Geld, das nur selten durch ukrainisch lesende Kunden wieder eingespielt werden kann. Ausgenommen davon sind wieder Englisch und die Sprachen der indigenen Völker wie etwa Krimtatarisch; diese werden gegenüber Russisch bevorzugt.

– Buchhandel (Artikel 26): Verlage müssen „mindestens 50 Prozent aller von ihm im jeweiligen Kalenderjahr veröffentlichten Buchtitel in der Landessprache veröffentlichen.“

– Computersoftware und Website-Benutzeroberflächen (Artikel 27): Software, Webseiten und Seiten in sozialen Netzwerken müssen in ukrainischer Sprache sein. Dies gilt für Webseiten staatlicher oder kommunaler Einrichtungen und Organisationen, für „in der Ukraine registrierte Massenmedien sowie von Wirtschaftssubjekten, die Waren verkaufen und Dienstleistungen in der Ukraine“ anbieten. Webseiten können auch eine Version in einer anderen Sprache anbieten, doch die „Repräsentanz in der Staatssprache muss hinsichtlich des Umfanges und Inhaltes mindestens die gleichen Informationen wie ihre fremdsprachigen Versionen aufweisen und sollte für Benutzer in der Ukraine standardmäßig geladen werden.“

– Werbung (Artikel 28): Alle öffentlich zugänglichen Informationen  müssen auf Ukrainisch präsentiert werden, zum Beispiel: „Werbung, Wegweiser, Hinweise, Schilder, Nachrichten, Bildunterschriften und andere öffentlich platzierte Text-, Bild- und Audioinformationen, die der allgemeinen Information dienen oder verwendet werden können für die Informationen der Öffentlichkeit über Waren, Arbeiten, Dienstleistungen (…).“

– Öffentliche Veranstaltungen (Artikel 29): Veranstaltungen aller Art, die mit staatlichen oder kommunalen Einrichtungen zusammenhängen, finden auf Ukrainisch statt.

– Dienstleistungen (Artikel 30): Alle Mitarbeiter in Dienstleistungsbereichen von Unternehmen, Einrichtungen, Läden und Restaurants sind verpflichtet, nur noch Ukrainisch zu sprechen. Über eine Bedienung auf Russisch kann sich der Kunde beschweren, es drohen dann Geldstrafen. Nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden darf dieser in einer anderen Sprache als Ukrainisch bedient werden. Das gilt für alle Unternehmen unabhängig von der Gesellschaftsform, für mündliche sowie schriftliche Kontakte und alle Informationen über Waren und Dienstleistungen. – Diese Regelung greift tief in das zwischenmenschliche Leben ein. Ein russischsprachiger Kellner in einer russischsprachigen Region muss seine Kunden in Ukrainisch ansprechen, oder er riskiert eine Geldstrafe von einem Monatslohn. Diese Regelung schafft faktische Berufsverbote, denn es gibt im Osten ethnische Russen, die nicht ausreichend Ukrainisch sprechen. Jeder Ukrainer mit anderer Ethnie, der in seiner Region bisher kein Ukrainisch brauchte und es daher auch nicht spricht, könnte seinen Job verlieren, weil er ja mit Kunden und Geschäftspartnern nicht auf Ukrainisch sprechen darf.

– In Artikel 31 wird Ukrainisch für „Technische und gestalterische Dokumentationen“ geregelt, in Artikel 32 für Werbung in Printmedien und Fernsehen und Radio. 

– Artikel 33 verlangt Ukrainisch im gesamten Gesundheitswesen bei Behandlungen und allen schriftlichen Dokumentationen. Wie bei den Dienstleistungen darf Russisch nur verwendet werden, wenn der Patient dies ausdrücklich wünscht.

– Artikel 34 sieht Ukrainisch bei Sportveranstaltungen vor, Artikel 35 für die Telekommunikation und die Post. „Adressen von Absendern und Empfängern von Postsendungen und Nachrichten, die innerhalb der Ukraine weitergeleitet werden, müssen in der Staatssprache erfolgen.“ – Das heißt, auf Russisch adressierte Briefe werden nicht mehr zugestellt. 

– In Artikel 36 geht es um Ukrainisch im Verkehrsbereich, in Artikel 37 um Ukrainisch „im Bereich der Aktenführung, Dokumentenverwaltung, Korrespondenz und Berichterstattung öffentlicher Vereinigungen, politischer Parteien und anderer juristischer Personen.“

– Zur Durchsetzung der Sprachenverbote wird laut Artikel 50 ein „Kommissar zum Schutz der Staatssprache“ vom Ministerkabinett der Ukraine ernannt. Dieser hat weitgehende Ermittlungsrechte. Sprachinspektoren können an Sitzungen aller staatlichen Organe teilnehmen und Dokumente von öffentlichen Organisationen und politischen Parteien verlangen. Jedermann kann an den Kommissar eine Anzeige schicken, wenn er zum Beispiel in einem Restaurant, Laden oder einer Praxis nicht auf Ukrainisch angesprochen wurde. Der Sprachenkommissar entscheidet und verhängt Geldbußen zwischen 5.100 und 6.800 Griwna. Das sind etwa 180 bis 240 US-Dollar und entspricht ungefähr einem normalen Monatslohn. Strafen gibt es auch für die „öffentliche Erniedrigung oder Beleidigung der Staatssprache.“

Ich habe dieses Gesetz so ausführlich beschrieben, damit anschaulich wird, wie intensiv die Verdrängung des Russischen in der Ukraine betrieben wird. Das Sprachenverbot ist sehr umfassend. Die Menschen werden vom ukrainischen Staat bis in die feinsten Fasern ihres Lebens bevormundet. Überall ist Ukrainisch vorgeschrieben, nur noch in der Familie, unter Freunden oder in der Kirche darf man so sprechen, wie man selbst möchte.

Zu den praktischen Auswirkungen des Sprachengesetzes tauchen immer wieder Geschichten auf. Die Nachrichtenagentur Tass schrieb im Februar 2023: „Ukrainische Medien berichteten, dass der Besitzer eines Cafés in Odessa sich geweigert hat, mit einer Kundin Ukrainisch zu sprechen, mit der Begründung, dass er die Sprache nicht gut beherrsche. Die Frau bestand darauf und verlangte, dass die auf Russisch verfasste Speisekarte geändert wird. Daraufhin sagte der Besitzer, das Café schließe und die Kundin musste das Café verlassen, woraufhin sie Anzeige bei der Polizei erstattete.“ 

„Readovka“ vermeldete: „Die Philosophiedozentin Ljubow Worobjowa ist von ihrer Arbeit an der Staatlichen Steueruniversität in Irpen, Gebiet Kiew, suspendiert worden, weil sie die russische Sprache verwendet hat. Sie hatte 35 Jahre lang an der Universität gelehrt.“

Ende des Zitats aus dem Buch aus dem Buch von Thomas Mayer.

Das lange Zitat aus dem Text über das absolut rassistische Sprachgesetz soll einfach zeigen, dass Autor Thomas Mayer genau Bescheid weiss und im Bedarfsfall auch genaue Quellen zu übersetzen und zu zitieren weiss.

Eigentlich gehört dieses Buch in jedes Büchergestell politisch interessierter Bürger und Bürgerinnen, nicht unbedingt, um von A bis Z gelesen zu werden, aber als Ausgleich zu all den Lügen und bewussten Verschwiegenheiten der großen Medien. Auch als Nachschlagewerk ist das Buch zurzeit unersetzlich. Und in jede öffentliche Bibliothek gehört es erst recht.

Zu beziehen ist es im Buchhandel: ISBN 978-3-89060-863-1. / Oder auch beim beim Autor per Mail: buchbestellung@protonmail.com für EUR 28,00