Gebäude, die am 18. Dezember 2024 durch Bombenangriffe der israelischen Armee in Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen zerstört wurden. „Die Menschen wurden ausgehungert und verdurstet, damit sie zur Evakuierung gezwungen werden“, sagt Mohammed. Bildnachweis: Reuters, publiziert auf Haaretz.

So fordert ein Schweizer PR-Profi die Schaffung einer jüdischen Bürgerwehr

Unglaublich, aber wahr: In «tachles», dem Schweizer Jüdischen Wochenmagazin, fordert der jüdische Public-Relation-Profi Sacha Wigdorovits die Schaffung einer jüdischen Bürgerwehr. Dabei vermeidet er zwar das Wort „bewaffnet“, sagt aber wörtlich: «Verbaler Widerstand reicht nicht. [ ] Gegen diese Art von Antisemitismus hilft nur Kampf. [ ] Dazu brauchen wir eine jüdische Bürgerwehr.» Eine nachgerade unvorstellbare Geschichte zur Israel-Lobby – hier die Details.

Zitat aus «tachles» von Sacha Wigdorovits:

«Ralph Friedländer, der Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), wurde an der Universität Zürich von militanten Palästinenser-, sprich Hamas-Sympathisanten minutenlang niedergeschrien, als er einen Vortrag über Antisemitismus halten wollte (tachles berichtete). Und die Sicherheitskräfte liessen die Schreihälse längere Zeit gewähren. Dagegen hat der SIG postwendend mit einer Stellungnahme protestiert, wie er dies in solchen Fällen immer tut. Ein Bekannter postete auf Facebook ein Video mit jüdischen Studenten, die Plakate in die Höhe hielten, auf denen zu lesen war «We are afraid – wir haben Angst». Der Verein «Never again is now» ruft im Wochentakt zu Kundgebungen gegen Antisemitismus auf.

Die Präsidenten der drei grossen jüdischen Gemeinden Zürichs schreiben der Stadtpräsidentin von Zürich insgeheim – also ohne öffentlich darüber zu informieren – Briefe, in denen sie sich besorgt darüber äussern, dass die Stadt Zürich 380’000 Franken an das Palästinenserhilfswerk UNRWA spendet. Dies, weil dessen Mitarbeitern die Beteiligung am Massaker vom 7. Oktober und auch sonst mannigfache Kollaboration mit der Hamas nachgewiesen werden konnte. – Ich (Sacha Wigdorovits) habe diese dauernden wehleidigen Hilferufe satt!

In diesen Tagen feiern wir Chanukka. Damit erinnern wir uns daran, dass wir Juden vor 2188 Jahren den Tempel in Jerusalem wieder einweihen konnten. Dies wurde nicht möglich, weil unsere damaligen Anführer zuvor flehentliche Hilfs- und Protestbriefe geschrieben und ihre Gefolgsleute Spruchbänder in die Höhe gehalten hatten. Es wurde möglich, weil die Makkabäer gegen die Seleukiden aufgestanden waren und sich ihrer Herrschaft mit Gewalt entledigten. 

Es ist an der Zeit, dass wir Juden uns daran erinnern – und nicht nur an das Öllämpchen, das im befreiten Tempel in wundersamer Weise acht Tage statt nur einen Tag brannte. Wir sehen uns heute in Westeuropa und Nordamerika mit einem militanten und faschistischen linken und muslimischen Antisemitismus konfrontiert, der nichts anderes zum Ziel hat, als uns gewaltsam zu vernichten. Denn genau das bedeutet der Aufruf «From the river to the sea», und genau das steckt hinter den Angriffen auf Juden, die als solche erkennbar sind, den Brandanschlägen auf Synagogen, den Friedhofschändungen und den Hamas-Symbolen, die auf Mauern und Hauswände geschmiert werden.

Wenn uns unsere Geschichte eines gelehrt hat oder lehren sollte, dann ist es: Gegen diese Art von Antisemitismus reicht verbaler Widerstand nicht. Gegen diese Art von Antisemitismus hilft nur Kampf. Es ist für uns Juden in der Diaspora an der Zeit, dass wir diesen Kampf und die Opfer, die er verursacht, nicht mehr nur Israel überlassen, sondern dass wir uns daran beteiligen. Dazu brauchen wir eine jüdische Bürgerwehr.»

Ende Zitat aus «tachles», siehe dazu den ganzen Beitrag «Zeit, sich zu wehren» von Sacha Wigdorovits auf «tachles».

Man Merke: «Verbaler Widerstand reicht nicht». Das kann man, als Otto Normalbürger, nur so verstehen: Die geforderte jüdische Bürgerwehr muss bewaffnet sein, wie es die Bürgerwehr – die «Garde Bourgeoise» – historisch bei ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert eben war. Schöne neue Welt!

Ist Kritik an Israel wirklich Antisemitismus?

Die Feststellung des gegenwärtig zunehmenden Antisemitismus basiert auf der vor allem in Deutschland propagierten These, Kritik an Israel sei per definitionem antisemitisch. Sinnvoller wäre, die Leute zu überzeugen, dass berechtigte Kritik an Israel, das im Gaza-Streifen gerade daran ist, die dortige Bevölkerung zu vertreiben bzw. militärisch mit Bomben und mehr und mehr auch mit dem Mittel des entstandenen Hungers umzubringen, eben nicht zwingend antisemitisch ist. Auch ich selber habe sowohl in der Schweiz als auch im Ausland Freunde und Bekannte, die Juden sind. Das Vorgehen Israels aber, da habe ich zum Beispiel mit dem jüdischen Journalisten Gideon Levy von «Haaretz» totalen Konsens, ist absolut inakzeptabel und hart zu verurteilen.

Doch zurück zu Sacha Wigdorovits

Wigdorovits ist in der Schweiz kein Unbekannter. Er war in einige echt unerfreuliche Geschichten involviert, man denke etwa an die politische Vernichtung des damaligen Badener Stadtammanns Geri Müller. Und er war der Gründer und Herausgeber der Gratiszeitung «.ch» (sprich: Punkt CH), die allerdings in einem gigantischen Fiasko endete und nach nur 19 Monaten wieder vom Markt verschwand. Echt übel aber war vor allem auch schon damals seine Lobby-Arbeit für Israel. Ich, Christian Müller, habe schon damals im Jahr 2011 journalistisch reagiert. Am 20. Juni 2011 erschien von mir, damals auf «Infosperber.ch», der Artikel «Die Pro-Israel-Meinungsmache wird professionalisiert». Darin stand – für jene, die keine Lust haben, den ganzen damaligen Artikel zu lesen, die folgende Passage:

«Einer der grossen und prominenten Profis der Meinungsmache ist Sacha Wigdorovits, Inhaber der PR-Firma Contract Media AG. Den Medienleuten der Schweiz ist er bestens bekannt, war er doch einmal Chefredaktor des Blick und später Initiant und Herausgeber der Gratis-Postille .ch. Zu Wigdorovits Auftragsgebern gehörte zum Beispiel auch der in allen Boulevard-Medien präsente Milliardärssohn Carl Hirschmann, ein recht zwielichtiges Exemplar des JetSets. Oder der russische Oligarch Alexander J. Lebedev. Oder diskrete Privatbanken wie die BSI in Lugano, die Falcon Private Bank in Zürich oder die Bank zwei plus. Aber auch bestandene und angesehene Firmen wie die Axpo, einer der grossen Strom-Konzerne.

Am 6. April 2011 hielt dieser Sacha Wigdorovits vor der Handelskammer Schweiz-Israel einen Vortrag: ein Lehrstück für alle, wie die Beeinflussung der öffentlichen Meinung gezielt und absolut professionell angegangen wird – und lesenswert deshalb auch für jene, die sich für die Probleme im Nahen Osten nicht interessieren. Unter dem Titel „Die Schweizer Medien und Israel“ werden da anhand einer SWOT-Analyse Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken aufgelistet. In einem zweiten Teil werden Strategie und Massnahmen definiert, in einem dritten Teil das notwendige Vorgehen. Da liest man etwa, dass nicht nur die Chefredaktoren der wichtigen Medien anzugehen sind, sondern dass „in gewissen Fällen auch die Verleger einzuschalten“ sind. Und unter „Vorgehen“ steht etwa der Punkt: „Produktion von Artikeln, Leserbriefen, Communiqués, Q&A-Plattform, Advertorials.“»

Die an jenem Vortrag von Sacha Wigdorovits gezeigte Präsentation, wie eine wirksamere Israel-Lobby zustande kommen soll, kann auch heute noch gelesen werden – einfach hier anklicken.

Fazit: All die Menschen, denen es schlaflose Nächte bereitet, zusehen zu müssen, wie Israel unter Benjamin Netanyahu im Gaza-Streifen mordet und wieder mordet und alles unternimmt, um auch die dringend notwendige humanitäre Hilfe für die dortige hungrige Bevölkerung zu unterbinden, müssen nun auch noch zur Kenntnis nehmen, dass professionelle Pro-Israel-Meinungsmacher für die Schaffung von jüdischen Bürgerwehren plädieren.

Um ehrlich zu sein: Auch als promovierter Historiker und professioneller Medienmann, der von vielen tragischen Situationen auf dieser Welt Kenntnis hat, habe ich mir auch noch vor fünf Jahren nicht vorstellen können, in welch üble Welt wir wieder geraten würden. Allein schon das Vorgehen Israels im Gaza-Streifen, im Westjordanland, im Libanon und in Syrien, notabene mit massiver Unterstützung der USA, ist einfach grauenhaft.

Protest für ein freies Palästina und Gedenkfeier für Aaron Bushnell in der israelischen Botschaft in Washington am 11. März. (Diane Krauthamer, Flickr, CC BY-NC) Consortium News vom 28. November 2024

Das Aufmacherbild ganz oben stammt aus der israelischen Zeitung Haaretz von heute 4. Januar 2025. Zum Text dazu siehe «‚We’re Still Breathing, and We Don’t Want to Die‘: Testimonies From the Inferno in Northern Gaza.» Es lohnt sich, diesen Artikel von A bis Z zu lesen, er enthält zahlreiche Aussagen von betroffenen Menschen im Gaza-Streifen!

Und hier noch der Anfang eines informativen Textes, der ebenfalls heute auf der US-Website COUNTERPUNCH erschienen ist:

«Nach wochenlanger brutaler Belagerung führten israelische Streitkräfte am Freitag eine Razzia im Kamal Adwan Hospital durch, dem letzten noch funktionierenden Krankenhaus im Norden des Gazastreifens. Dabei wurden das Personal und die Patienten evakuiert und Teile des von Bomben beschädigten Gebäudes in Brand gesetzt. Der Einsatz folgte auf Luftangriffe auf Gebäude in der Nähe des Krankenhauses, bei denen mindestens 50 Menschen getötet wurden, darunter fünf medizinische Mitarbeiter. Das palästinensische Gesundheitsministerium gab an, am Freitag den Kontakt zum Krankenhaus verloren zu haben: „Soldaten haben das medizinische Personal, die Patienten und die sie begleitenden Personen gezwungen, sich in der bitteren Kälte auszuziehen, und sie aus dem Krankenhaus an einen unbekannten Ort geführt.“

Die israelische Armee befahl 350 Personen, die sich im Krankenhaus befanden, das Gebäude zu verlassen und in eine nahe gelegene Schule zu gehen, in der vertriebene Familien untergebracht waren. Sie hatten 15 Minuten Zeit, um zu evakuieren. Darunter befanden sich 75 Patienten, ihre Familien und Begleiter sowie 185 medizinische Mitarbeiter. Die Ärzte und Krankenschwestern, die bei ihren Patienten blieben, wurden gewaltsam aus der Einrichtung vertrieben und mit vorgehaltener Waffe durch die von Trümmern übersäten Straßen getrieben.

Zwei Tage vor dem letzten Angriff berichtete Dr. Hussam Abu Safiya, Direktor des Kamal-Adwan-Krankenhauses im Norden des Gazastreifens, über die heftigen israelischen Luftangriffe in der Nähe des westlichen Tors des Krankenhauses:

«Nach einem Luftangriff der Besatzungsmächte liegen etwa 50 Tote unter den Trümmern eines Gebäudes gegenüber dem Kamal-Adwan-Krankenhaus, darunter drei unserer medizinischen Mitarbeiter. Dr. Ahmed Samour, ein Kinderarzt, arbeitete im Krankenhaus und ging zum Turm, in dem er mit seiner Familie lebt. Die Labortechnikerin Esraa ging hinaus, um ihrem Vater und ihrem Bruder, die im selben Gebäude wohnten, Essen zu bringen. Sie gerieten sofort ins Visier eines Luftangriffs einer israelischen F-16. Als der Wartungstechniker Fares die Szene sah, eilte er herbei, um zu retten, was er konnte. Auch er geriet ins Visier, was zum Märtyrertod von drei unserer medizinischen Mitarbeiter und 50 weiteren Menschen unter den Trümmern führte. Die Rettungssanitäter Abdul Majid und Maher waren auf dem Weg zum Krankenhaus in der Nähe des Zayed-Kreisverkehrs, der 500 Meter vom Krankenhaus entfernt liegt, als sie ins Visier genommen wurden und sofort starben. Ihre Leichen liegen noch auf der Straße. Dies ist ein weiterer schwarzer Tag in der anhaltenden Serie von Verbrechen gegen das Kamal-Adwan-Krankenhaus und sein Personal.»

Zum ganzen Text siehe hier.

Aber der jüdische Zürcher Public-Relation-Profi Sacha Wigdorovits findet, es sei Zeit, jüdische Bürgerwehren zu schaffen, um sich gegen den zunehmenden Antsemitismus zu wehren …

… und Jo Biden hat die Absicht, weitere Milliarden US-Dollars an Militärhilfe nach Israel zu liefern …

Und was auch noch dazu passt: ein BBC-Mitarbeiter als geheimer Mitarbeiter von CIA und Mossad.