Der Sandwall der Bar-Lev-Linie und die ägyptische Bresche (42). Siehe dazu die Erklärungen im Text des Militärhistorikers.

Sieg des Realitätssinns über die Arroganz an Jom Kippur

Im Lichte der dramatischen Ereignisse im Gaza-Streifen und jetzt auch im Westjordanland und im Libanon erhalten der Sechstage- und der Jom-Kippur-Krieg erneut Bedeutung. Besonders letzterer kann als Warnung vor alten Fehlern und als Beispiel für erfolgreiches Konfliktmanagement dienen. Schon wie vor 1973 verlässt sich Israel auch nach den demütigenden Angriffen vom 7. Oktober vergangenen Jahres einseitig auf militärische Mittel bei der Gewährleistung seiner Sicherheit. Das ist eine gefährliche Schwergewichts-Setzung in einer Zeit, in welcher sich das Bild moderner Kriege in einem raschen Wandel befindet.

Noch heute, über 50 Jahre nach seinem Ende, herrscht noch nicht einmal Einigkeit in der Bezeichnung des Kriegs vom Oktober 1973: Im Westen ist er nach dem gleichnamigen jüdischen Feiertag Jom Kippur benannt, in der arabischen Welt hingegen unter der Bezeichnung „Oktober-Krieg“ oder „Ramadan-Krieg“ bekannt (1). 

In der westlichen Historiografie überwiegt bis heute das israelische Narrativ, das vom Schock der Überraschung und der ersten militärischen Niederlagen, sowie dem Entsetzen über die hohen Personalverluste geprägt ist, welche Israel in den notwendig gewordenen Gegenoffensiven auf der Sinai-Halbinsel und den Golan-Höhen hinnehmen musste (2). Dahinter steckte damals wohl auch die Einsicht, dass die israelische Armee nicht unbesiegbar sei und dass der Besitz des Geländes vor den eigentlichen Grenzen Israels per se noch keine Sicherheit bedeutete. Diese Lektion mussten Politik, Militär und Öffentlichkeit in Israel in den ersten Oktobertagen des Jahres 1973 auf die harte Art lernen. 

In der arabischen Berichterstattung wird der Kriegsausgang, der eigentlich einer militärischen Niederlage Ägyptens gleichkam, bis heute als glänzender Sieg des ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat dargestellt (3). 

Überraschung am Versöhnungsfest

Am 6. Oktober 1973 um 14 Uhr brach bereits der fünfte arabisch-israelische Krieg in 25 Jahren aus: Syrien und Ägypten versuchten in einem überfallartigen Angriff diejenigen Gebiete zurückzuerobern, die sie 1967 an Israel verloren hatten. Noch im Siegesrausch von 1967 und im Glauben an seine militärische Unbesiegbarkeit hatte Israel lange nicht an einen neuen Krieg geglaubt und Warnungen missachtet. Als die israelische Regierung am frühen Morgen des 6. Oktober via einen ägyptischen Informanten in London vom bevorstehenden Angriff erfuhr, war es schon fast zu spät. 

Im Norden stießen die Syrer recht schnell auf das Plateau der Golan-Höhen vor und überwanden die Hindernisse der Israelis an elf Stellen. Ohne Infanterie-Unterstützung und schlecht geführt, wurden die syrischen Panzerdivisionen aber nach 24 Stunden in 25 km Tiefe aufgehalten. Weder konnten sie die befestigten Stellungen der Israelis einnehmen noch gelang es ihnen, die Übergänge über den Jordan zu besetzen und sich in eine vorteilhafte Position zu bringen für die Abwehr der israelischen Gegenoffensive, die nach der Mobilmachung unzweifelhaft folgen musste (4). 

Karte Lageentwicklung auf dem Golan
Quelle: John E. Spindler, Warfare History Network (5)

Im Süden an der Sinai Front überschritten die Ägypter erheblich schneller, als die Israelis es je erwartet hatten, den Suez-Kanal und nahmen mehrere Forts der Bar-Lev-Linie ein, die man einmal als unüberwindbar bezeichnet hatte (6). Mit 180 bis 220 m Breite und einem 20 – 25 m hohen Sandwall, den die Israelis an seiner Ostseite aufgeschüttet hatten, war der Suez-Kanal extrem schwierig zu überwinden (7). Die ägyptischen Pioniere bekamen einen enorm schwierig zu lösenden Auftrag und fanden eine innovative Lösung für den Durchbruch durch den Sandwall: Sie schafften Pumpen über den Kanal, die einen Wasserstrahl von hohem Druck erzeugten und den Sand innerhalb weniger Stunden wegspülten (8). Auch das System der Israelis, das Öl auf die Wasseroberfläche leiten sollte, wo es in Brand gesetzt werden sollte, konnte durch ägyptische Taucher rechtzeitig außer Betrieb gesetzt werden (9). 

Gelungener Coup der Ägypter

Die Israelis erkannten zwar wesentliche Aspekte der pioniertechnischen Vorbereitung der Ägypter auf einen Übergang, schätzten aber ihre Bedeutung nicht richtig ein, auch im Vertrauen auf die Hinderniswirkung des Sandwalls, den sie errichtet hatten. Die ägyptischen Vorbereitungen umfassten den Bau eines Straßennetzes und Zufahrten zum Suez-Kanal, die Anlage von „Unterwasser-Brücken“, d.h. künstlichen Furten durch den parallel verlaufenden Süßwasser-Kanal, die Vorbereitung von bis zu 25 Metern hohen Plattformen am Kanal, von denen aus Panzer freie Schussbahn auf die israelischen Forts hatten, sowie die Vorbereitung von Arealen für die geschützte Bereitstellung von Waffen und Fahrzeugen. Ägyptische Pioniere bauten eigene Ausbildungsanlagen für das Training des Übergangs (10). Um nicht einseitig von den Brücken abhängig zu sein, bauten die Ägypter sogar Pipelines über den Kanal, über welche sie Trinkwasser und Treibstoff bezogen.

Nachdem den Ägyptern der Übergang über den Kanal und der Durchbruch durch den Sandwall der Bar-Lev-Linie gelungen war, lösten die Israelis wie geplant ihre Artilleriefeuer und ihre Gegenangriffe aus. Es war in dieser Phase ein kostspieliger Fehler der Israelis, Panzer alleine gegen die ägyptische Infanterie einzusetzen, um die belagerten Bunker der Bar-Lev-Linie zu XXX entsetzen (11). Sie erlitten hohe Verluste durch die neuen sowjetischen Panzerabwehr-Lenkwaffen in den Reihen der ägyptischen Infanterie. 

Die Zahal rappelt sich auf

Israel erholte sich aber rasch vom anfänglichen Schock, mobilisierte seine Armee und trat zum Gegenangriff an, der vor allem die Syrer rasch in Bedrängnis brachte, sie erst auf ihre Ausgangsstellungen zurückwarf und dann zu einem Zurückgehen in Richtung Damaskus zwang. Es gelang den Israelis aber nicht, das syrische System der bodengestützten Luftverteidigung zu zerschlagen, was den Syrern einen geordneten Rückzug ermöglichte. Auch ein Durchbruch durch die syrische Front gelang den israelischen Truppen nicht. Schließlich vermochte das Eingreifen irakischer und jordanischer Truppen die Lage zu stabilisieren, sodass der israelische Vormarsch 30 km vor Damaskus zum Stehen gebracht werden konnte. Weitere Angriffe wurden seitens der Israelis als zu kostspielig erachtet (12). 

Mehrere Male forderte der syrische Präsident Hafiz al-Assad auf der Höhe der Krise seinen ägyptischen Amtskollegen Sadat auf, im Sinai eine Entlastungsoffensive zu führen, welche die Israelis zum Abzug von Kräften von der Front auf dem Golan zwingen sollte. Gegen den Widerstand des ägyptischen Generalstabschefs Saad el-Shazly ordnete Sadat eine Offensive im Sinai an, welche am Sonntagmorgen des 14. Oktober begann. Die schlecht geplante und geführte Offensive wurde noch am gleichen Tag an der zweiten israelischen Verteidigungslinie vor Tasa, Bir Giddi und dem Mitla-Pass zum Stehen gebracht (13).

Karte: Ausgangslage, Front bis 14.10. und ägyptische Angriffe am 14.10.1973
Quelle: Verfasser (14)

Die hohen Verluste im Umfang von circa 250 Panzern, welche die 4. und die 21. ägyptische Panzerdivision hinnehmen mussten, erlaubten es den Israelis, einen Gegenangriff zu führen, der sie am 15. Oktober an den Suez-Kanal brachte und ihnen in der Nacht darauf den Übergang über den Kanal ermöglichte (15). Jenseits des Kanals standen fünf ägyptische mechanisierte Infanterie-Brigaden in offenem Gelände zwei israelischen Panzerdivisionen gegenüber, die in Richtung der Stadt Suez vorstießen, danach aber nicht mehr weiter kamen. Schlimmer für die Ägypter war, dass die israelischen Panzer Lücken in die bodengestützte Luftverteidigung rissen, sodass die ägyptischen Truppen den israelischen Luftangriffen ausgesetzt waren. Allerdings konnten die Israelis keinen ägyptischen Militärflugplatz dauerhaft ausschalten (16). Weil sie das Ausmaß und die Bedeutung des israelischen Übergangs lange nicht begriffen, griffen die Ägypter die israelischen Truppen, die über den Suez-Kanal gegangen waren, nie entschlossen an, sondern sperrten die Straßen, die aus dem Brückenkopf führten (17). 

In der Zwischenzeit war die Lage aber so weit eskaliert, dass die Sowjetunion mit dem Einsatz sowjetischer Truppen auf Seiten Ägyptens drohte und im Gegenzug die USA der Sowjetunion mit Nuklearschlägen. Die Supermächte kamen in der Folge recht schnell überein, diesen Krieg zu beenden. Die Sowjetunion war nicht an einer Niederlage der Ägypter interessiert, war andererseits aber auch nicht bereit, einer Vernichtung des Staates Israel zuzusehen. Auf der anderen Seite stellten die USA mit umfangreichen Waffenlieferungen sicher, dass eine militärische Niederlage Israels abgewendet werden konnte (18). So wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass alle Konfliktparteien am 22. Oktober einer Resolution des UN Sicherheitsrats zustimmten, welche eine Einstellung der Kampfhandlungen verlangte. Der Waffenstillstand trat am 24. Oktober um 07:00 Uhr in Kraft (19).

Karte: Aufmarsch der Zahal, Gegenangriff 15.10. und Endlage am 24.10.1973
Quelle: Verfasser (20)

Der Entschluss zur Offensive in den Sinai hinein muss wohl als größte Fehlentscheidung der ägyptischen Führung in diesem Krieg bezeichnet werden.  Generalstabschef Shazly hatte sich zurecht gewehrt, denn die Offensive entsprach nicht den Fähigkeiten der ägyptischen Armee.

Vier Kriege und keine Lösung

Aber wie war es soweit gekommen? Auf das Ende des Völkerbundsmandats für Palästina und die Unabhängigkeitserklärung Israels am 14. Mai 1948 reagierten die arabischen Nachbarn Israels umgehend mit Krieg: Truppen Ägyptens, Syriens, Jordaniens und des Irak rückten in das ehemalige britische Mandatsgebiet ein und griffen Israel an. Die arabische Allianz akzeptierte den UN-Teilungsplan nicht und bestritt das Existenzrecht Israels. Ihr Ziel war die Beseitigung des soeben entstandenen jüdischen Staates. Der Krieg endete mit einem eindeutigen militärischen Sieg Israels, das gut drei Viertel des vormaligen Mandatsgebiets unter seine Kontrolle brachte und sein Territorium um ein Drittel erweiterte.

Nach der Verstaatlichung des Suez-Kanals am 26. Juli 1956 glaubte Israel, vom Vorpreschen von Briten und Franzosen profitieren zu können, um sich aus der arabischen Umklammerung zu befreien und die Blockade der Straße von Tiran aufzuheben. Die USA und die Sowjetunion akzeptierten den britisch-französische-israelischen Überfall jedoch nicht und erzwangen den Rückzug der französischen, britischen und israelischen Truppen aus Suez und der Sinai-Halbinsel. 

Im Sechstagekrieg im Juni 1967 kam Israel einem erneuten Angriff seiner arabischen Nachbarn zuvor. Ägyptische Truppen waren an der Grenze zu Israel aufmarschiert und wurden vom Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und Algerien materiell unterstützt. Der Sechstagekrieg führte zur israelischen Besetzung des Gazastreifens, des Sinais, des Westjordanlands und der Golanhöhen. 

Der sogenannte Abnützungskrieg, der Mitte 1968 begann, war von Ägypten initiiert worden, um die israelische Besetzung des Sinai rückgängig zu machen (21). Die Kämpfe endeten am 7. August 1970 mit einem Waffenstillstand, mit welchem die Fronten unverändert blieben. Er kostete Israel aber 1’400 gefallene Soldaten – mehr als der Sechstagekrieg. Die Bombardierung von Zielen im Innern Ägyptens im Januar 1970 überzeugte die Sowjets schließlich, den Ägyptern modernste Luftabwehrsysteme zu verkaufen (22).

Der überwältigende Sieg im Sechstagekrieg hatte in der israelischen Öffentlichkeit und in der Regierung zu einem fast grenzenlosen Vertrauen in die eigene militärische Stärke geführt. Dazu trug auch der zumindest nicht verlorene Abnutzungskrieg bei, obwohl gerade dieser eine Warnung hätte darstellen sollen: Ägypten war nicht bereit, klein beizugeben und es hatte keine Angst vor einer militärischen Konfrontation mit Israel. 

Grundsätzliche Einigkeit

Eigentlich wären Ägypter und Israelis sich über den Sinai ja immer einig gewesen: In Israel war man sich dessen bewusst, dass der Besitz der Gebiete, welche es im Sechstagekrieg 1967 erobert hatte, nicht unbestritten bleiben würde. Nach dem überraschenden Herztod des ägyptischen Machthabers Gamal Abdel Nasser am 28. September 1970 kam sein ehemaliger Mitarbeiter Anwar as-Sadat an die Macht und der machte von Anfang an klar, dass die Rückgewinnung der Sinai-Halbinsel sein Hauptanliegen sein würde, weil er die Niederlage von 1967 als Hauptgrund für die meisten der Probleme seines Landes betrachtete.

Um dieses Ziel zu erreichen, war Sadat bereit, Konzessionen an die Adresse Israel zu machen: In einem Interview mit der New York Times im Dezember 1970 signalisierte er, dass er im Gegenzug für einen vollständigen Rückzug von der Sinai-Halbinsel bereit sei, die Rechte Israels als unabhängigen Staat im Sinne des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen anzuerkennen. In Tel Aviv hätte man eigentlich jubeln müssen, denn erstmals bestand Aussicht auf die offizielle Anerkennung Israels als Staat durch einen seiner arabischen Nachbarn. Es war ja auch nicht auszuschließen, dass irgendwann weitere arabische Länder dem Beispiel Ägyptens folgen würden. Mit seinem sehr weit gehenden Entgegenkommen exponierte sich Sadat gegenüber Hardlinern im eigenen Land, die eine militärische Aktion zur Ruckeroberung des Sinai forderten, und auch gegenüber seinen arabischen Verbündeten, mit welchen sich Ägypten am 1. September 1967  in der Resolution von Khartum auf die „Drei Nein“ geeinigt hatte. Diese besagten, dass es keine Anerkennung des Staates Israel, keine Verhandlungen und auch keinen Frieden geben könne (23). 

Spiel auf Zeit

In eine ähnliche Richtung wie Sadats Vorschlag ging auch die Initiative des UN-Sondergesandten für den Nahen Osten, des schwedischen Diplomaten Gunnar Jarring, der vom damaligen UN-Generalsekretär U Thant eingesetzt worden war. In seiner Pendeldiplomatie ging Jarring weit über Sondierungen über die Modalitäten allfälliger Friedensgespräche zwischen Arabern, namentlich Ägyptern, und Israelis hinaus und machte Vorschläge in der Substanz. Insbesondere formulierte Jarring einen Deal von Souveränität gegen Sicherheit. Am 8. Februar 1971 legte er der ägyptischen und der israelischen Regierung seinen detailliertesten Plan für einen ägyptisch-israelischen Friedensvertrag vor. Ägypten akzeptierte einen Großteil von Jarrings Vorschlägen und erklärte sich bereit, ein Abkommen zu schließen. Dies war das erste Mal, dass eine arabische Regierung öffentlich ihre Bereitschaft zur Unterzeichnung eines Friedensabkommens mit Israel erklärte. 

Der Stolperstein für Jarrings Initiative lag in unterschiedlichen Interpretationen der Resolution 242 des UN-Sicherheitsrats (24). Israel bestand darauf, dass keine territorialen Zugeständnisse ohne die Aussicht auf einen dauerhaften Frieden in Betracht gezogen werden könnten, das heißt, es machte die 1967 besetzten Gebiete zur Verhandlungsmasse gegenüber seinen arabischen Nachbarn (25). Die arabischen Nachbarn Israels beharrten jedoch darauf, dass der Rückzug der israelischen Armee eine Vorbedingung für weitere Gespräche sei, denn schließlich seien die Gebiete ihr rechtmäßiger Besitz. Damit erteilten sie grundsätzlich der Idee von Pfandnahme von Gebieten in Konflikten eine Absage.

Am 28. Februar 1973 stimmte die israelische Premierministerin Golda Meir während eines Besuchs in Washington dem Friedensvorschlag des damaligen Nationalen Sicherheitsberaters der USA, Henry Kissinger, zu, der auf dem Prinzip „Sicherheit gegen Souveränität“ beruhte, wonach Israel die ägyptische Souveränität über die gesamte Sinai-Halbinsel akzeptieren und Ägypten die israelische Präsenz auf einigen strategischen Positionen im Sinai tolerieren würde. 

Die Gespräche wurden unter der Schirmherrschaft von Gunnar Jarring fortgesetzt, führten aber zu keinem Ergebnis, sodass namentlich Ägypten sich in seinem Verdacht bestätigt sah, dass Israel lediglich auf Zeit spiele, in der Hoffnung, dass sich die Araber irgendwann mit den Gebietsverlusten von 1967 abfinden würden und im Vertrauen auf die militärische Stärke Israels (26). Es wäre eine kluge Politik Israels gewesen, Sadat in dem sich abzeichnenden innenpolitischen und außenpolitischen Gegensatz zu unterstützen, und ihm zu helfen, seine Position zu festigen. Aber das Kabinett von Ministerpräsidentin Golda Meir tat genau das Gegenteil. 

Selbstüberschätzung

Im Februar 1973 war es für eine friedliche Lösung möglicherweise schon zu spät, denn inzwischen war Sadat zur Erkenntnis gekommen, dass nur eine irgendwie geartete militärische Niederlage Israels das Kabinett von Golda Meir an den Verhandlungstisch bewegen würde. Die schroffe Ablehnung, welche Sadats Vorschläge aus Tel Aviv erfahren hatten, konnte nur dazu führen, dass Sadat gar kein anderer Ausweg blieb als eine militärische Aktion. Im Februar 1973 unterbreitete Sadat via US-Außenminister Henry Kissinger ein letztes Friedensangebot, das einen israelischen Rückzug von der Sinai-Halbinsel vorsah (27).

Bemerkenswert war die Arroganz, mit welcher die israelische Regierung diese Initiative ablehnte und die auch aus dem Bericht hervorgeht, den die israelische Premierministerin Golda Meir gut zwei Monate vor Kriegsbeginn dem israelischen Parlament erstattete (28): Ein neuer Krieg werde unweigerlich mit einer erneuten Niederlage der Angreifer enden, erklärte sie. Auch der Waffenstillstand von 1970, welcher dem Abnützungskrieg ein Ende setzte, sei dank der militärischen Stärke Israels zustande gekommen. Israel wünschte sich „verteidigbare“ Grenzen. Diskussionen über die genaue Übersetzung der Resolution und ob sich Israel aus allen eroberten Gebieten zurückziehen müsse oder nur aus einigen, sind akademisch, wenn man davon ausgeht, dass die Grenzen von UNO-Mitgliedsländern grundsätzlich allgemein anerkannt sind und nur im Konsens geändert werden dürfen. 

Nach dem Besuch des sowjetischen Staats- und Parteichefs Leonid Breschnew am 19. Juni 1973 bei US-Präsident Richard Nixon erkannte die israelische Regierung, dass die Supermächte wegen des arabisch-israelischen Konflikts nicht in eine direkte Konfrontation hineingezogen werden wollten (29). Das hätte eigentlich zur Erkenntnis führen müssen, dass die Unterstützung der USA und der Sowjetunion für ihre Verbündeten irgendwo an Grenzen stoßen würden.

Realitätssinn in Kairo

Parallel zu seinen diplomatischen Bemühungen ließ Sadat aber auch eine militärische Strategie vorbereiten. Bei der Planung einer militärischen Operation waren dem ägyptischen Generalstabschef Saad el-Shazly einige Grenzen gesetzt. Zum einen war zu beachten, dass die Sowjetunion als einer der ersten Staaten weltweit den Staat Israel anerkannt hatte. Diese würde einer Vernichtung des Staats Israel nicht zustimmen und für diesen Zweck keine Waffen liefern (30). Trotz der „Drei Nein“ von Khartum waren in Bezug auf die Kriegsziele folglich Beschränkungen zu beachten. Ferner musste die Tatsache berücksichtigt werden, dass Israel über Kernwaffen verfügte und eine Eskalation des Konflikts vermieden werden musste, denn es war anzunehmen, dass weder die USA noch die Sowjetunion wegen des Sinai einen globalen Atomkrieg riskieren würden. Das schloss unter anderem auch Angriffe gegen Bevölkerungszentren Israels aus. Und schließlich waren auch die begrenzten militärischen Möglichkeiten Ägyptens in Betracht zu ziehen, die eine Beschränkung auf Teilziele nahelegte und eine „Entscheidungsschlacht“ gegen die Zahal als Ganzes verunmöglichten (31).

Im Lichte des Kellogg-Briand-Pakts und der UN-Charta war Anwar as-Sadat grundsätzlich nicht berechtigt, bei ausbleibenden Verhandlungsfortschritten einfach auf militärische Maßnahmen zu setzen, aber die schroffe Ablehnung des großzügigen Angebots, das Sadat gemacht hatte, setzte sicherlich ein Zeichen. Das Kabinett Meir in Tel Aviv setzte einseitig auf militärische Maßnahmen zur Aufrechterhaltung eines völkerrechtswidrigen Besitzstandes und Sadat durfte bei militärischen Maßnahmen international auf eine gewisse Zustimmung hoffen.

Bilanz

Israel wurde vom Kriegsausbruch überrascht, weil einerseits die zur Verfügung stehenden Nachrichten nicht richtig eingeordnet wurden und weil andererseits diejenigen Informationen, auf welchen die militärische Planung der Israelis beruhte, nicht beschafft werden konnten. Israel hatte sich immer darauf verlassen, 48 Stunden vor Kriegsbeginn von einem bevorstehenden Angriff zu erfahren, was der israelischen Armee die rechtzeitige Mobilmachung ihrer Milizverbände ermöglicht hätte. Die israelische Regierung wurde sich am 6. Oktober aber keine zwölf Stunden vor Kriegsbeginn der drohenden Gefahr bewusst und hatte zu diesem Zeitpunkt obendrein noch unrichtige Informationen (32). Dass dies so geschehen konnte, war nicht Resultat genialer ägyptischer und syrischer Täuschungsoperationen alleine, sondern auch israelischer Voreingenommenheit in Bezug auf die Pläne und die Fähigkeiten ihrer Gegner. Auch die Kampfkraft der syrischen Soldaten war eine unangenehme Überraschung für Israel (33). Das hatte man den Syrern nach dem Krieg von 1967 nicht zugetraut.

In Israel waren Schock und Entsetzen groß. Insbesondere die Nachrichtendienste kamen in Kritik, und der Chef des militärischen Nachrichtendienstes wurde zum Sündenbock gemacht. Auch eine Reihe von Generälen kam in die Kritik (34). Die israelische Öffentlichkeit setzte die Einsetzung einer Untersuchungskommission, der sogenannten Agranat-Kommission, durch, welche jedoch die politisch Verantwortlichen von jeglicher Kritik ausnahm, namentlich Ministerpräsidentin Golda Meir und Verteidigungsminister Moshe Dayan. Trotzdem mussten beide im Frühjahr des darauffolgenden Jahres zurücktreten (35). Im Rückblick ist die Kritik der israelischen Öffentlichkeit am Kabinett Meir als durchaus berechtigt zu bezeichnen. Es ist nicht klug, wenn eine Regierung nur nach einer militärischen Niederlage dazu zu bewegen ist, auf diplomatische Verhandlungen einzugehen. 

Sieg trotz Misserfolgen

Nach einer gewissen Phase der Passivität der Supermachte im arabisch-israelischen Konflikt nahmen die USA unter der Leitung von Jimmy Carter nach dem Krieg die diplomatischen Fäden wieder auf und setzten einen Friedensprozess in Gang, der am 17. September 1978 mit dem Abkommen von Camp David entete. Dieses machte die Bahn frei für den Abzug der israelischen Truppen aus dem Sinai und die Rückgabe der Halbinsal an Ägypten. Langfristig sicherte das Abkommen von Camp David den Vereinigten Staaten eine Führungsrolle in der Region, die sie erst kürzlich an China und jetzt auch an Ägypten abgeben mussten (36).

Trotz der militärischen Niederlage erreichte Sadat die Wiedereröffnung des Suez-Kanals und die Rückgabe der Sinai-Halbinsel. Eine totale Niederlage Ägyptens hatte das Eingreifen der Sowjetunion verhindert, die trotz zeitweiliger Verstimmungen nicht bereit war, ihren Verbündeten im Nahen Osten fallenzulassen, ähnlich wie die Waffenlieferungen der USA eine Niederlage Israels abwendete. Sadats militärische Fehlentscheidungen wirkten sich nicht negativ aus, weil er die politisch-strategischen Rahmenbedingungen einer Militäroperation beachtet hatte. Im Unterschied dazu verhinderte wohl vor allem das Eingreifen seiner arabischen Verbündeten eine Niederlage Syriens. Der syrische Machthaber Hafiz al-Assad erreichte seine Ziele nicht und er muss das Verhalten Ägyptens im Nachgang des Kriegs als selbstsüchtig und verräterisch betrachtet haben.  

Auswirkungen bis heute

Inzwischen sind die Protagonisten des Herbsts 1973 alle verstorben. Insbesondere Assad, der die Niederlage von 1967 als Verteidigungsminister mitzuverantworten hatte und sie als persönliche Schmach empfand, wäre wohl noch heute ein Hindernis bei einer friedlichen Regelung der offenen Frage der Golan-Höhen. Eine solche müsste heute zwingend Auflagen für die Stationierung von Truppen auf den Höhen beinhalten, die von beiden Seiten als unabdingbar für die Gewährleistung ihrer Sicherheit betrachtet werden. Eine Rückgabe an Syrien würde zumindest einen Teil der Unzufriedenheit Syriens beseitigen und der syrischen Führung gewisse Zugeständnisse an die israelische Seite erlauben, steht derzeit aber nicht zur Debatte. Fraglich bliebe dann aber immer noch die Regelung der Ansprüche Jordaniens, welches im Sechstagekrieg 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem verloren hatte, sich 1973 aber nicht am Angriff auf Israel beteiligte. Derzeit überschatten jedoch die Siedlungspolitik des Kabinetts Netanjahu und der Krieg um den Gaza-Streifen alles und halten den sprichwörtlichen Elefanten im Raum, den Iran, im Konflikt. 

Langfristig können die legitimen Interessen der Palästinenser im Gaza-Streifen und im Westjordanland, das heißt eines Volkes von 5,8 Millionen Menschen (weltweit über 14 Millionen) nicht ignoriert werden. 

Präventivkriege und „verteidig-bare Grenzen“

Israel bezeichnete den Sechstagekrieg immer als einen Verteidigungskrieg, in welchem es gezwungen gewesen sei, als erstes präventiv anzugreifen. Das ist insofern nachvollziehbar, als dass man von einem Staat nicht verlangen kann, dass er wie der Hase vor der Schlange sitzt, während seine Feinde ihre Kräfte ungestört an seinen Grenzen zum Angriff bereitstellen. Dieses kommt einer militärischen Drohung gleich, welche der Anwendung von Gewalt gleichkommt und auch sonst einen inakzeptablen Zustand darstellt. Ein Anspruch auf Besitz von selbst im Rahmen von legitimen Verteidigungskriegen besetzten Gebieten – beispielsweise nach erfolgreichen Gegenoffensiven – existiert jedoch nicht (37). Für die Handänderung von Gebieten sind andere Kriterien maßgeblich. Hingegen ist nachvollziehbar, dass das Opfer einer Aggression internationale Garantien verlangt, damit sich eine Aggression nicht ohne weiteres wiederholen kann. Ob das Kriterium der Eignung zur militärischen Verteidigung bei der Ziehung von Grenzen gegenüber den Rechten der betroffenen Bevölkerung und der territorialen Souveränität generell Vorrang hat, ist und bleibt fraglich. Möglicherweise haben Staaten mit den international anerkannten Grenzen zu leben, auch wenn diese militärisch schwer zu verteidigen sind. Ein Abbau von Spannungen an solchen Grenzen kann auch mittels Vereinbarungen über die Beschränkung militärischer Kräfte in Grenzräumen erreicht werden.

Clausewitz im Atomzeitalter

Der Sechstagekrieg 1967 war Ausdruck und Höhepunkt des Bemühens gewesen, einen unvermeidbar scheinenden Krieg präventiv auf fremdem Territorium zu führen und dabei raschmöglichst einen entscheidenden Sieg zu erringen, auf dessen Basis man dem Gegner die Bedingungen für einen Frieden diktieren kann. Das ist die Fortsetzung des Gedankens der entscheidenden Vernichtungsschlacht der Denkschule des Carl von Clausewitz. Der „Export“ von Kampfhandlungen möglichst weit von den eigenen Bevölkerungszentren entfernt in diejenigen des Gegners schafft aber immer eine Situation, in welcher die eine Seite um ihr Überleben kämpft und die andere um ihre Bequemlichkeit. Dementsprechend entsteht ein steiles Gefälle in der Risikobereitschaft bzw. in der Verlustakzeptanz und damit auch in der Bereitschaft zum Ressourceneinsatz. 

Der Krieg 1973 zeigte die Unterschiede in der Strategie der Araber auf: Die Syrer versuchten den Golan in einem einzigen Schlag zurückzuerobern und griffen hierfür mit Panzern voraus an, um einen Bewegungskrieg zu führen. Die Ägypter verfolgten hingegen ein begrenztes Ziel und gingen sofort nach ihren Anfangserfolgen in die Defensive über. 

Der Übergang der ägyptischen Truppen über den Suez-Kanal auf breiter Front und ohne erkennbaren Schwerpunkt widersprach allen traditionellen militärischen Grundsätzen, machte das starke Geländehindernis aber zu einer sicheren Ausgangsbasis für weitere Operationen in die Tiefe der Bar-Lev-Linie hinein, sowie für eine Verteidigungsoperation, die unvermeidbar folgen musste. Das klassische Vorgehen, den Suez-Kanal an einigen wenigen ausgesuchten Stellen zu überschreiten und danach schnell eine Operation in die Tiefe des gegnerischen Raums zu führen, wäre ein Fehler gewesen. 

Die Ägypter hatten Erfolg, solange sie mit asymmetrischen Methoden und Mitteln die starken Seiten der Zahal angriffen, das heißt die Panzer und die Flieger mit Panzerabwehr-Waffen und mit bodengestützter Luftverteidigung (38). Sie fuhren in dem Moment eine Niederlage ein, als sie sich auf einen symmetrischen Kampf Panzer gegen Panzer einließen. Die israelische Panzer-Waffe hingegen versuchte, den Erfolg von 1967 zu wiederholen und erlitt dabei schwere Verluste (39). Es ist kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn Shazly den Schwachpunkt der israelischen Armee, nämlich ihre Infanterie-Schwäche angegangen hätte. 

Die Kämpfe auf der Sinai-Halbinsel im Jahr 1973 offenbaren die Risiken symmetrischen Vorgehens und diese sind heute noch höher als damals, denn die technologischen Neuerungen der letzten Jahrzehnte haben die Entscheidungsprozesse verkürzt und damit das Operationstempo erhöht. Die Gefahr, dass wichtige Verbände innerhalb weniger Stunden verloren gehen könnten, ist höher denn je. Es ist gefährlich, den jeweils letzten Krieg vorzubereiten.

Sadats Vermächtnis und Netanjahus Irrtum

Sadats Strategie kam im Gegensatz zu jener seines syrischen Amtskollegen Assad ohne entscheidenden Sieg aus, den er ohnehin nicht erzielen konnte. Einen entscheidenden, schnellen Sieg anzustreben, wird für die zunehmend technisierten Streitkräfte von heute immer riskanter. Die Geschwindigkeit, mit welcher Ägypten am 15. Oktober 1973 auf dem Sinai den Bestand einer Panzerdivision verlor, sollte uns allen heute eine Warnung sein. Sadat hatte auch Erfolg, weil er nichts forderte, was die Protagonisten der Weltpolitik als unberechtigt angesehen hätten und nicht bereit waren, ihm zuzugestehen. Die Ägypter haben im Oktober 1973 nichts anderes getan, als die Resolution 242 des UN-Sicherheitsrats gewaltsam umzusetzen, eines Rats, der selbst ja keine Machtmittel besitzt, um seinen Willen durchzusetzen (40). Sadats Vorgehen zeigte den Rahmen für den völkerrechtskonformen Einsatz von Streitkräften im heutigen globalen System.

Auf der anderen Seite konnten die Israelis aus ihren militärischen Erfolgen keinen politischen Vorteil ziehen. Immerhin bekamen sie im Camp-David-Abkommen das, was sie wollten: Frieden mit dem mächtigsten ihrer Nachbarn, allerdings nicht zu ihren Konditionen. Umso mehr sollte sie das ägyptische Unbehagen beunruhigen, das in den letzten Wochen angesichts der Massaker im Gaza-Streifen spürbar wurde (41). Das Kabinett Netanjahu könnte jetzt die Errungenschaften von Jahrzehnten aus der Hand geben.

Anmerkungen:

  1. Eine der bekanntesten Darstellungen zum Thema stammt von Abraham Rabinovich: The Yom Kippur War: The Epic Encounter That Transformed the Middle East. Revised and Updated Edition, New York 2017, eingeschränkte Vorschau unterhttps://archive.org/details/yomkippurwarepic0000rabi. Er arbeitete u.a. für das Wall Street Journal, die New York Times, die International Herald Tribune, und auch die Jerusalem Post. Er studierte am Brooklyn College und diente zeitweise in der United States Army. Offizielle US-amerikanische Stellen sprechen vom arabisch-israelischen Krieg: Siehe „Arab-Israeli War 1973„, auf der Homepage des U.S. State Department, online unter https://2001-2009.state.gov/r/pa/ho/time/dr/97192.htm und „The 1973 Arab-Israeli War„, auf der Homepage des Office of the Historian, Foreign Service Institute, U.S. State Department, online unter https://history.state.gov/milestones/1969-1976/arab-israeli-war-1973. Vgl. auch Hamid Hussain: The Fourth Round – A Critical Review of 1973 Arab-Israeli War, bei Defence Journal, online unter http://www.defencejournal.com/2002/nov/4th-round.htm
  2. Die westliche und israelische Sicht der Dinge: „30 Jahre zurück: Das Jahr 1973“, bei haGalil.com, online unter https://www.hagalil.com/israel/geschichte/1973.htm. Vgl. „Vor 50 Jahren begann Jom-Kippur-Krieg: Am Rande einer Niederlage“, bei taz.de, 06.10.2023, online unter https://taz.de/Vor-50-Jahren-begann-Jom-Kippur-Krieg/!5963008/ und Judith Berthold: Vor vierzig Jahren; Der Jom-Kippur-Krieg im Nahen Osten, bei Zeitgeschichte online, 01.10.2013, online unter https://zeitgeschichte-online.de/kommentar/vor-vierzig-jahren-der-jom-kippur-krieg-im-nahen-osten
  3. Die arabische Sicht der Dinge: „Gallery In Pictures, A look back at 1973’s October War„, bei Al Jazeera, 06.10.2023, online unter https://www.aljazeera.com/gallery/2023/10/6/a-look-back-at-1973s-october-war und „The October Arab-Israeli War of 1973: What happened?“ bei Aljazeera, 08.10.2018, online unter https://www.aljazeera.com/features/2018/10/8/the-october-arab-israeli-war-of-1973-what-happened. Die syrische Sicht: Murhaf Jouejati: The 1973 War and its Aftermath: The View from Damascus, bei The Cairo Review of Global Affairs, Herbst 2023, online unter https://www.thecairoreview.com/essays/the-1973-war-and-its-aftermath-the-view-from-damascus/. Die sowjetische Sicht: Vitaly Naumkin, Vasily Kuznetsov: The 1973 October War and the Soviet Union, bei The Cairo Review of Global Affairs, Herbst 2023, online unter https://www.thecairoreview.com/essays/the-1973-october-war-and-the-soviet-union/
  4. Siehe Central Intelligence Agency, Directorate of Intelligence: Intelligence Report, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, online unter https://www.cia.gov/readingroom/docs/1975-09-01A.pdf, S. 12.
  5. Quelle: John E. Spindler: ‘Israel’s Survival at Stake’, bei Warfare History Network, Summer 2023, online unter https://warfarehistorynetwork.com/article/israels-survival-at-stake/  
  6. Siehe Central Intelligence Agency, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, a.a.O. S. 13, 45 – 55, 79. Für den Ablauf des Übergangs über den Suez-Kanal siehe den Bericht des ägyptischen GSC Saad el Shazly: The Crossing of the Suez, revised ed., American Mideast Research, 2003, eingeschränkte Vorschau unter https://web.stanford.edu/group/tomzgroup/pmwiki/uploads/1046-1980-Shazly-a-AJG.pdf, a.a.O. S. 226 – 231. Sicherlich sah sich Shazly genötigt, sich für die Rückschlage, welche die ägyptische Armee in diesem Krieg erlitten hatte, zu rechtfertigen, aber sein Zeugnis als Verantwortlicher für die Planung gibt wertvolle Einsichten in die militärischen Details.
  7. Siehe George W. Gawrych: The 1973 Arab-Israeli War: The Albatross of Decisive Victory; Combat Studies Institute, U.S. Army Command and General Staff College, Fort Leavenworth 1996, online unter https://apps.dtic.mil/sti/pdfs/ADA323718.pdf, S. 16.
  8. Siehe Gawrych, a.a.O. S. 18f. Gemäß Rabinovich, a.a.O. S. 39 wussten die israelischen Nachrichtendienste von der Idee, die Dämme mit Wasser wegzuspülen, betrachteten sie aber als undurchführbar.
  9. Siehe Rabinovich, a.a.O. S. 39.
  10. Siehe Eliyahu Dekel: The 1968-1973 Egyptian army field preparations for crossing the Suez Canal and the conflict between Israel Defense Forces intelligence research unit, in: Groundless Intelligence, online unter https://www.dekelegypt.co.il/100515. Eindrückliche Bilder von der Bar-Lev-Linie finden sich auch bei ColdWarWarriors: Bar Lev Line Yom Kippur War 1973, auf YouTube, 03.01.2009, online unter https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=-66seomf2K4
  11. Siehe Central Intelligence Agency, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, a.a.O.S. 16, 86. Vgl. Siehe Saad el Shazly: The Crossing a.a.O. S. 237 – 240.
  12. Siehe Central Intelligence Agency, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, a.a.O. S. 18.
  13. Siehe Saad el Shazly: The Crossing a.a.O. S. 246 – 248. 
  14. Vgl. „Tank Clash in the Sinai„, bei Warfare History Network, Summer 2023, online unterhttps://warfarehistorynetwork.com/article/tank-clash-in-the-sinai/, Gawrych a.a.O, S. 17, 58 und Nathan A. Jennings: Crossing under Fire, he Israeli 143d Reserve Armored Division at the Suez Canal 1973, US Marine Corps University, Quantico, Virginia, 01.09.2023, online unter https://www.usmcu.edu/Outreach/Marine-Corps-University-Press/Expeditions-with-MCUP-digital-journal/Crossing-under-Fire/. Gemäß Rabinovich, a.a.O. S. 40 kannte die ägyptische Aufklärung die Pläne der Israelis in der Bar-Lev-Linie (Dovecote), namentlich die Idee des Einsatzes der gepanzerten Reserven. Jede der fünf am Übergang beteiligten ägyptischen Divisionen war deshalb mit einer Panzerbrigade, einem Sturmgeschütz-Bataillon und einem Panzerabwehr-Bataillon verstärkt worden. Siehe Shazly, a.a.O. S. 225. 
  15. Siehe Shazly a.a.O., S. 247 – 253. Oftmals wird dieser Erfolg oftmals auch dem späteren Ministerpräsidenten Ariel Sharon zugeschrieben. Sharons 143. Panzerdivision erzwang in der Tat den Übergang, musste aber zu Sharons Unmut im Brückenkopf verbleiben und diesen sichern, damit die 162. Panzerdivision unter Generalmajor Avraham Adan und danach die 252. Panzerdivision von Generalmajor Kalman Magen, der den am 13.10. gefallenen Albert Mandler ersetzt hatte, über den Suez-Kanal setzen und in Richtung Suez vorstoßen konnten.  Siehe Central Intelligence Agency, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, a.a.O. S. 19 – 22, 70, sowie Nathan A. Jennings: Fighting with Agility The 162nd Armored Division in the 1973 Arab-Israeli War, bei Military Review, May-June 2023, online unter https://www.armyupress.army.mil/Portals/7/military-review/Archives/English/MJ-23/Fighting-with-Agility/Fighting-with-Agility-UA.pdf.  
  16. Die ägyptischen Reserven umfassten u.a. die Luftlande-Brigaden und das Gros der 3. Infanterie-Division, allerdings ohne ihre Panzerabwehr-Bataillone. Vgl. Saad el Shazly: The Crossing a.a.O. S. 268. 
  17. Siehe Central Intelligence Agency, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, a.a.O. S. 106. Vgl. Siehe Saad el Shazly: The Crossing a.a.O. S. 256.
  18. Siehe Loyola, Mario: How We Used to Do It – American diplomacy in the Yom Kippur War, bei National Review, 07.10.2013, online unter https://www.nationalreview.com/2013/10/how-we-used-do-it-mario-loyola/
  19. Siehe Central Intelligence Agency, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, a.a.O. S. 24.
  20. Vgl. Nathan A. Jennings: Crossing under Fire, a.a.O., Gawrych, a.a.O. S. 66 und „Tank Clash in the Sinai„, bei Warfare History Network, Summer 2023, online unter https://warfarehistorynetwork.com/article/tank-clash-in-the-sinai/
  21. Siehe Gawrych, a.a.O. S. 10. 
  22. Ebd. S. 8f.
  23. Siehe „The Khartoum Resolutions; September 1, 1967“ bei Yale Law School, Lillian Goldman Law Library, The Avalon Project, Documents in Law, History and Diplomacy, online unter https://avalon.law.yale.edu/20th_century/khartoum.asp.
  24. Die Resolution 242 (1967) vom 22. November 1967 findet sich auf der Homepage der UNO, online unter https://www.un.org/depts/german/sr/sr_67/sr242-67.pdf
  25. Nach der Ablehnung von Jarrings Vorschlägen strebte Israel eine Reaktivierung von dessen Mission an. Siehe „Israelis Pressing on Jarring Talks„, bei New York Times, 08.03.1972, online unter https://www.nytimes.com/1972/03/08/archives/israelispressing-on-jarring-talks-eban-says-reactivation-of-un.html
  26. Siehe Hulda Kjeang Mørk: The Jarring Mission A Study of the UN Peace Effort in the Middle East, 1967-1971MA Thesis in History Department of Archaeology, Conservation, and History (IAKH) University of Oslo Spring 2007, online unter https://www.duo.uio.no/bitstream/handle/10852/23628/HuldaxMxrkxxMasteroppgavexixhistorie.pdf?sequence=1&isAllowed=y: „Again, it appears that Israel attempted to stall the Jarring talks and feed Jarring with alternative proposals in order to keep the mission from collapsing, while avoiding compromises.“, S. 57 und „Egypt claimed that the Israeli tactics were to stall the reopening of the mission for as long as possible, and then to enter the talks just in time to avoid being left with the full blame for the stalemate in Jarring’s report“, S. 95. Obwohl Gunnar Jarring die Mission bis August 1973 leitete, endete ihre aktive Phase am 25. März 1971, als Folge der negativen israelischen Antwort auf den Friedensplan vom 8. Februar. Ebd. S. 114.
  27. Siehe Elie Podeh: Chances for Peace: Missed Opportunities in the Arab-Israeli Conflict (first ed.). Austin, Texas 2015, eingeschränkte Vorschau online unter https://books.google.ch/books?id=ecyGCgAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false, S. 104–105.
  28. Siehe „Statement to the Knesset by the Prime Minister, 25 July 1973„, auf der Homepage des israelischen Außenministeriums, 25.07.1973, online unter https://www.gov.il/en/pages/39-statement-to-the-knesset-by-the-prime-minister-25-july-1973. Siehe auch „The Jarring initiative and the response, 8 February 1971“ auf der Homepage des israelischen Außenministeriums, 08.02.1971, online unter https://www.gov.il/en/pages/25-the-jarring-initiative-and-the-response-8-february-1971. Vgl. „Efforts on Mideast undertaken by UN since June 1967 – SecGen report to SecCo under S/RES/331“ auf der Homepage der UNO, „The Question of Palestine„, 18.05.1973, online unter https://www.un.org/unispal/document/auto-insert-178766/Annex IV: Communication Presented to Ambassador Jarring by Israel on 26 February 1971: „Withdrawal of Israel armed forces from the Israel-United Arab Republic cease-fire line to the secure, recognized and agreed boundaries to be established in the peace agreement. Israel will not withdraw to the pre-5 June 1967 lines;“
  29. Siehe Central Intelligence Agency, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, a.a.O. S. 11. 
  30. Dass der Herauswurf der sowjetischen Militärberater im Juli 1972 auch damit motiviert war, dass die Ägypter den Sowjets keine Einsicht in die Kriegsplanung zu gewähren bereit waren, darf als gesichert gelten. Siehe »Die arabischen Türen sind zugeschlagen«, bei Der Spiegel 31/1972, 23.07.1972, online unter https://www.spiegel.de/politik/die-arabischen-tueren-sind-zugeschlagen-a-b1eab378-0002-0001-0000-000042854127 und „Ägyptens Bittgang nach Moskau“, bei Der Spiegel 44/1972, 22.10.1972, online unter https://www.spiegel.de/politik/naher-osten-aegyptens-bittgang-nach-moskau-a-e5bc90f0-0002-0001-0000-000042787553. Mit eine Rolle wird gespielt haben, dass die Sowjets nicht bereit waren, den Ägyptern MiG-23 und Tu-22 Kamppflugzeuge zu geben. Siehe Gawrych a.a.O. S. 7.
  31. Zahal steht für hebräisch Zwa ha-Hagannah lə-Jisraʾel und bedeutet Verteidigungsstreitkräfte Israels. 
  32. Siehe Johannes Habermehl: Wie Nassers Schwiegersohn 1973 Israel rettete, bei Welt Geschichte, 06.10.2018, inline unter https://www.welt.de/geschichte/article181780210/Jom-Kippur-Krieg-Wie-Nassers-Schwiegersohn-1973-Israel-rettete.html
  33. Siehe Central Intelligence Agency, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, a.a.O. S. 51.
  34. Siehe Sandro Serafin: Vor 50 Jahren arbeitete Israel das Jom-Kippur-Desaster auf – und heute?, bei Israelnetz, 01.04.2024, online unter https://www.israelnetz.com/vor-50-jahren-arbeitete-israel-das-jom-kippur-desaster-auf-und-heute/.
  35. Ebd.
  36. Siehe Sabine Gusbeth: China legt Fünf-Punkte-Papier zum Nahost-Konflikt vor, bei Handelsblatt, 30.11.2023, online unter https://www.handelsblatt.com/politik/international/geopolitik-china-legt-fuenf-punkte-papier-zum-nahost-konflikt-vor/100001805.html, Elisabeth Schmidt: Warum die Fatah-Hamas-Einigung China hilft, bei ZDF Heute, 24.07.2024, online unter https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/china-fatah-hamas-einigung-100.html und Moritz Rudolf: China profitiert vom Nahostkonflikt bei zenith, 07.12.2023, online unter https://magazin.zenith.me/de/politik/china-im-nahostkonflikt
  37. Grenzveränderungen für „verteidigungsfähige“ Grenzen forderten Dore Gold, Yaakov Amidror, Meir Rosenne: Verteidigungsfähige Grenzen für einen dauerhaften Frieden , bei Jerusalem Center for Public Affairs, Jerusalem 2005, online unter https://www.files.ethz.ch/isn/45651/DB%20German.pdf. Diese Forderung verstößt gegen den Grundsatz der Unteilbarkeit der Sicherheit, wonach niemand seine Sicherheit einseitig auf Kosten anderer gewährleisten soll. Das muss auch die Rechte der palästinensischen Bevölkerung beinhalten. Siehe Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa KSZE von 1975 auf der Homepage der OSZE, online unter https://www.osce.org/files/f/documents/6/e/39503.pdf. Die Helsinki-Schlussakte ist zwar formell nicht für Israel gültig, stellt aber sicherlich eine gute Richtschnur für die Behandlung der Probleme dar. Bestimmt muss ein Abkommen über Stationierungsbeschränkungen mit einem entspr. Kontrollregime Teil einer Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts sein. 
  38. Insbesondere die sowjetischen Panzerabwehr-Lenkwaffen (PAL) des Typs “ Maljutka“ der Ägypter (NATO-Bezeichnung Sagger) waren ganz wesentlich verantwortlich für die hohen Panzer-Verluste der Israelis. Die Israelis unterschätzten ihre Wirkung anfänglich massiv. Siehe Central Intelligence Agency, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, a.a.O. S. 71, 81. Die Maljutka (russisch 9К11 Малютка für Winzling) wurde durch einen kleinen Steuerhebel (Joystick) gesteuert. Die Joystick-Steuerung verlangte viel Übung und Geschicklichkeit vom Schützen, die er sich durch viel Training in einem Simulator erwerben musste. Dazu kam, dass während der hohen Flugzeit von 30 Sekunden auf Maximal-Schussweite von 3’000 m, ein angegriffener Panzer Deckung nehmen, sich einnebeln oder auch zurückschießen konnte. Siehe „9K11 Malyutka“ bei WeaponSystems.net, online unter https://weaponsystems.net/system/1033-BB06%20-%20AT-3%20Sagger und „AT-3 SAGGER Anti-Tank Guided Missile, Hongjian (Red Arrow)-73“ bei Military Analysis Network, online unter https://man.fas.org/dod-101/sys/land/row/at3sagger.htm
  39. Siehe Central Intelligence Agency, The 1973 Arab-Israeli War, Overview and Analysis of the Conflict, September 1975, a.a.O. S. 100f. 
  40. Auch bei konservativer Auslegung verstößt Israel gegen drei Dutzend Resolutionen von UN-Generalversammlung und Sicherheitsrat, insbesondere im Zusammenhang mit seiner Siedlungspolitik im Westjordanland und neuerdings auch wegen des Kriegs im Gaza-Streifen. Siehe Stephen Zunes: Israel, die Vereinigten Staaten und die Vereinten Nationen, bei Der Überblick, Zeitschrift für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit, online unter http://www.der-ueberblick.de/ueberblick.archiv/one.ueberblick.article/ueberblick4a56.html?entry=page.200304.090
  41. Siehe Dean Andromidas: Egyptian President el-Sisi Met with Turkish Foreign Minister Fidan, bei Executive Intelligence Review, 05.08.2024, online unter https://eir.news/2024/08/news/turkish-foreign-minister-hold-talks-with-egyptian-president/und Carl Osgood: Russian and Egyptian Foreign Ministers Discuss Need for Gaza Ceasefire, bei Executive Intelligence Review, 05.08.2024, online unter https://eir.news/2024/08/news/russian-egyptian-foreign-ministers-discuss-need-for-gaza-ceasefire/
  42. Beitragsbild: Johanna Lutteroth: Kugelhagel am Versöhnungstag, bei Spiegel Geschichte, 01.10.2013, online unter https://www.spiegel.de/geschichte/40-jahre-jom-kippur-krieg-angriff-von-syrien-und-aegypten-auf-israel-a-951278.html