Das Riesenrad in Budapest gehört zu den bekanntesten Budapester Attraktionen. Schon bald könnte es auch zum Symbol für die Verhandlungen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin werden: Nach dem Einsteigen in die gemeinsame Gondel geht es zuerst hinauf, um nicht allzu viel später nach einem vermeintlichen Höhepunkt wieder deutlich, ja sogar steil nach unten zu gehen. Und am Schluss: Aussteigen am selben Ort, wie eingestiegen wurde ... (cm)

Kann der Gipfel in Budapest zu Frieden in der Ukraine führen?

(Red.) Die ganze Welt schaut gespannt auf das Treffen von Donald Trump mit Wladimir Putin in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Die russischen Politologen sind tendenziell positiv gestimmt: Zumindest könnte die Eskalation des Krieges zwischen den USA, Großbritannien, Deutschland und also der NATO und natürlich der Ukraine auf der einen und Russland auf der anderen Seite etwas gebremst werden. Es scheint, dass Donald Trump wenigstens begriffen hat, dass die Lieferung von Marschflugkörpern des Typs Tomahawk mit 2500 km Reichweite an die Ukraine eine klare rote Linie Russlands überschreiten würde, insbesondere weil diese Waffen nur mit personeller Unterstützung durch US-Personal eingesetzt werden könnten. (cm)

Am 16. Oktober 2025 vereinbarten der russische Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump in einem mehr als zweistündigen Telefonat, sich nochmals zu treffen. Budapest wurde als Veranstaltungsort gewählt. Das unmittelbare Thema des Treffens soll der Krieg in der Ukraine sein. Eine Reihe diplomatischer Konsultationen (unter anderem zwischen Außenminister Sergej Lawrow und US-Außenminister Marco Rubio) soll mittlerweile den genauen Zeitpunkt und den Inhalt der Gespräche festlegen. 

Russische Beamte stellten den Gipfel als Fortsetzung des Anfang des Jahres begonnenen direkten Dialogs auf hoher Ebene (einschließlich des Treffens im August in Alaska) und als Gelegenheit dar, nach einer politischen — und nicht nur militärischen — Lösung für den Konflikt in der Ukraine zu suchen. Russland betonte jedoch auch, dass die Vorbereitungen schrittweise und technisch erfolgen werden. Wie der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, erklärte, „kann das Treffen innerhalb von zwei Wochen oder etwas später stattfinden, aber viele Fragen sind noch offen“.

Unter anderem besteht auch die Frage, ob und wie die Ukraine oder ukrainische Vertreter vor, während oder nach einem bilateralen Austausch zwischen Russland und den USA einbezogen werden. Diese technischen Schritte werden als bewusste Sicherheitsvorkehrungen interpretiert, um ein öffentliches Spektakel zu vermeiden, das zu widersprüchlichen Aussagen führen oder die vorbereitenden diplomatischen Bemühungen zum Scheitern bringen könnte. Moskau will anscheinend sowohl Verhandlungsbereitschaft bekunden als auch auf den festen russischen Vorbedingungen bestehen.

Warum Budapest?

Budapest war bereits im Juli und August als neutraler, logistisch günstiger Veranstaltungsort in Europa diskutiert worden — ein Ort, der für Moskau akzeptabel war und laut russischen Angaben in Washington positiv gesehen wurde. Die Bereitschaft Ungarns, den Gipfel auszurichten, war sowohl aus praktischen Gründen als auch als politisches Signal (eine mitteleuropäische Hauptstadt außerhalb der wichtigsten diplomatischen Hauptstädte der NATO) für beide Seiten relevant. 

Der russische Politikwissenschaftler und Akademiker Konstantin Blokhin beschrieb Ungarn als „ein ideales Land für ein Treffen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump“ und verwies dabei auf die politische Haltung Budapests und die offensichtliche Bereitschaft von Viktor Orbán, als Gastgeber zu fungieren, als entscheidende Faktoren.

Sergej Markow, Politologe und ehemaliger Berater des Kremls, warnte hingegen in einem Gespräch mit Globalbridge mit Sicherheitsbedenken. „Das Problem ist, dass Ungarn immer noch zum NATO-Gebiet gehört und die NATO-Staaten heute Terroranschläge auf dem Territorium Russlands verüben“, sagte Sergej Markow. „Es besteht nach wie vor die Gefahr von Terroranschlägen europäischer Länder und der Ukraine gegen den russischen Präsidenten. Der Sicherheitsaspekt ist sehr wichtig.“ 

Russlands erklärte Ziele, die strategischen und sicherheitspolitischen Interessen des Landes in der Ukraine zu schützen, stehen derzeit nicht unbedingt im Widerspruch zu der Suche nach einer Verhandlungslösung, die die von Moskau an der Front eingeforderten Realitäten anerkennt. Moskau warnt jedoch seit Wochen vor westlichen Langstreckenwaffen: Jede Entscheidung der USA, Langstreckenwaffensysteme zu liefern, würde als potenzieller Dealbreaker für eine politische Annäherung angesehen werden.

Fyodor Lukyanov von der Higher School of Economics, einer der prominentesten russischen Politikwissenschaftler, interpretierte die Nachricht von einem neuen Gipfeltreffen als Ausdruck von Trumps Wunsch, eine vollständige Annäherung an die Ukraine zu vermeiden. Lukyanov schrieb, dass das Telefonat „einen offensichtlichen Wunsch Trumps zeigte, nicht auf die Seite der Ukraine zu rutschen“.

„Es ist keineswegs sicher, dass dieser Kreislauf anders enden wird als die vorherigen, also mit nichts“, schrieb Lukyanov. „Aber Trumps Wunsch, nicht in die Falle zu tappen, sich auf die Seite der Ukraine zu schlagen, wird immer offensichtlicher. Es handelt sich um einen diplomatischen Krieg der Zermürbung seinerseits. Genauer gesagt, um einen Krieg der diplomatischen Zermürbung.“

Lukyanov betonte, dass „der Impuls von Alaska tatsächlich nicht aufgehoben wurde. Was in Alaska diskutiert wurde, wird weiterhin diskutiert“.

Russische Experten wiesen darauf hin, dass das Telefonat und der Budapester Vorschlag unmittelbar vor den US-ukrainischen Gesprächen in Washington und inmitten westlicher Überlegungen über weitere Waffenlieferungen erfolgten. In russischen Kommentaren wurde das Gipfeltreffen daher nicht einfach als bilaterale Übung dargestellt, sondern als ein Ereignis, das die diplomatischen Hebel neu ordnen könnte: Ein direktes Engagement zwischen den USA und Russland soll die westlichen Pläne für Waffenlieferungen und Sicherheitsgarantien für Kiew untergraben oder neu gestalten. Die öffentlichen Warnungen Moskaus vor neuen Waffentypen sollten während dieser parallelen Konsultationen präventiven Druck auf Washington ausüben.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs, die die militärischen Bemühungen der Ukraine maßgeblich unterstützt haben, könnten einen bilateralen Gipfel zwischen den USA und Russland in Budapest als Verdrängung aus dem Zentrum der Verhandlungen wahrnehmen: Wenn Washington und Moskau direkt miteinander sprechen, könnten die europäischen Akteure sich gezwungen sehen, auf Ergebnisse zu reagieren, anstatt Bedingungen zu stellen. Russland argumentiert, dass direkte Gespräche zwischen den Staatschefs der einzige glaubwürdige Weg seien, um strategische Ergebnisse für die Region zu erzielen.

Welche Chancen für ein Friedensabkommen?

Wichtig für Russland ist auch zu zeigen, dass das Treffen das Ergebnis einer gegenseitigen Initiative und nicht einer einseitigen Konzession war. Bei allen Gesprächen über Waffenstillstände oder Sicherheitsgarantien muss Russlands Beharren auf einer konkreten Anerkennung der territorialen und politischen Realitäten, die sich aus den Kampfhandlungen ergeben, berücksichtigt werden.

„Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass diese Gespräche zu Frieden führen werden. Es gibt vier Verbündete, die Krieg gegen Russland führen: das ukrainische Regime, die europäische Führung, Großbritannien und die USA“, sagte Sergej Markow im Gespräch mit Globalbridge. „Die USA sind aber verhandlungsfähiger als die anderen.“

Markow betonte aber auch, dass Russland nicht bereit zu einem bedingungslosen Ende des Kriegs sei: „Russland wird sich nicht mit einem koreanischen oder zypriotischen Szenario zufrieden geben. Russland ist nicht grundsätzlich gegen Waffenstillstände. Aber Russland wird gegen jeden Waffenstillstand sein, der dazu genutzt wird, den Krieg in Zukunft fortzusetzen, so wie es mit den zwei Minsk-Abkommen der Fall war, als Europa und die Ukraine Russland betrogen haben. Russland wird für einen Waffenstillstand sein, der keine ausländischen Soldaten und westlichen Waffen in der Ukraine vorsieht.“

Ein schneller Frieden ist also noch nicht in Sicht, aber zumindest scheinen diese Gespräche ein Schritt weg von einer Eskalation und einer möglichen Ausweitung des Krieges auf den ganzen europäischen Kontinent zu sein.

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