Links der Suez-Kanal, rechts der geplante «Ben Gurion Canal»

Gaza: Es geht auch um gigantische Wirtschafts- und Machtinteressen der USA

Vor etwas mehr als 150 Jahren, 1869, wurde er eröffnet: der damals 162 km lange Suez-Kanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet und dafür sorgt, dass der Güter-Schiffsverkehr zwischen Europa und dem Indischen Ozean nicht mehr um ganz Afrika herum erfolgen muss. Doch es gibt noch ein weiteres Projekt …

Bis zur Eröffnung des Suez-Kanals mussten die Handelsschiffe zwischen dem europäischen Nordatlantik und dem indischen Ozean um ganz Afrika herum fahren. Der Suez-Kanal brachte eine Einsparung von einigen tausend Kilometern und mehreren Tagen Fahrzeit.

Die Geschichte des Suez-Kanals umfasst nicht nur etliche Ausbaustufen – grössere Tiefe der Fahrrinnen, größere Breite, teilweise Aufteilung in zwei Kanäle mit unterschiedlicher Fahrtrichtung , etc –, sie umfasst auch etliche kriegerische Ereignisse, bei denen es um die politischen und wirtschaftlichen Zuständigkeiten ging: Wer entscheidet, welche Schiffe ihn benützen dürfen, was kostet die Durchfahrt und wem gehören diese Durchfahrt-Erlöse. (Auch Wikipedia braucht mehrere Seiten, um die Geschichte des Suez-Kanals festzuhalten.)

Zwei Dinge allerdings sind seit 1975 klar: Der ganze Kanal liegt heute politisch ausschließlich auf ägyptischem Territorium und die bezahlten Durchfahrtserlöse, ca. 5 Milliarden US-Dollars pro Jahr, gehen in die Staatskasse Ägyptens. Und genau das ist das Problem der USA, die mit ihrem weltweiten Hegemonie-Anspruch gerade auch in dieser Region das absolute Sagen haben möchten. Eine so wichtige Schiffsroute in einem Land, das nicht vollkommen unter ihrer Kontrolle ist? Heute verzeichnet der Suez-Kanal in jeder Fahrtrichtung knapp 10.000 Durchfahrten pro Jahr, was geschätzt 12% des globalen maritimen Güterverkehrs entspricht. (Der Panama-Kanal zwischen Atlantik und Pazifik, mit dem die Umfahrung Südamerikas eingespart werden kann, wurde erst im Jahr 1914 eröffnet, ist nur halb so lang wie der Suez-Kanal und muss mit Schleusen eine Höhendifferenz von 26 Metern überwinden. Er kann deshalb nur mit kleinen und mittelgroßen Schiffen befahren werden; in jeder Fahrtrichtung sind es pro Jahr um die 7000 Durchfahrten.)

Die Idee eines zweiten Kanals im Bereich des Suez-Kanals

Schon 1963 kam aus politischen Gründen die Idee auf, zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer einen zweiten Kanal zu bauen, der zwar deutlich länger würde, aber vollständig unter der Kontrolle Israels stünde. Das Projekt hat bereits auch einen Namen: «Ben Gurion Canal». Die Mündung dieses neuen Kanals ins Mittelmeer läge aber, in der kürzesten Projekt-Variante, ausgerechnet da, wo heute Gaza liegt. Möglich wäre auch die Mündung ins Mittelmeer nördlich von Gaza, aber der Kanal würde dann deutlich länger – und also auch deutlich teurer. 

Der «Ben Gurion Canal» würde, wenn es den Gaza-Streifen (auf der Karte rot) in der heutigen Form nicht mehr gäbe, kürzer und er würde deutlich weniger kosten – für Israel und die USA ein „guter“ Grund, Gaza von der Weltkarte verschwinden zu lassen …

In Israel ist das Projekt – es wäre dann eines der größten Bauvorhaben der Gegenwart – nach wie vor aktuell und besonders attraktiv eben auch für die USA. Der Suez-Kanal würde, weil dann umschiffbar, an Bedeutung verlieren, Ägypten verlöre an geopolitischem Einfluss, und für die US-Banken, die bereits als Geldgeber vorgesehen sind, wäre es ein gigantisches Geschäft.

Genau dieses Projekt dürfte aber auch eine der Ursachen sein, warum Ägypten seine Grenzen für die Menschen aus Gaza jetzt nicht öffnen will. Selbstredend würde ein verlassener und leergefegter Gaza-Streifen dem Projekt «Ben Gurion Canal» entgegenkommen – den künftigen Kanal verkürzen, die Kosten reduzieren und die politische und rechtliche Situation des neuen Kanals stärken. Ägypten ist aber im Gegenteil daran interessiert, die internationale Bedeutung des Suez-Kanals zu stärken.

Warum schreiben die ganz großen Medien nicht auch darüber?

Zu weiteren Informationen über das Projekt «Ben Gurion Canal» siehe dieses Video und diesen Artikel aus «frontierIndia».

Siehe auch hier dieses Video!

Und hier zur Organisation «SC Zone / Unique Strategic Location», wo gezeigt wird, wie Ägypten intensiv Unternehmen sucht, die beim Port Said Hafen zu investieren bereit sind.