Damals wie heute: Die finnische Armee trainiert vor allem auch den harten Einsatz im tiefen nordischen Winter.

Ein Blick in die Geschichte: Stoltenberg gibt Stalin Recht

Misstrauen, Fehlbeurteilungen, Selbstbetrug und Doppelstandards schaffen auch im Norden Europas eine Lage, die in schon fast beklemmender Weise an jene unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Und seit kurzem gesellt sich wieder völkischer Eifer dazu. Dessen Urheber suchen die NATO für alte Konzepte zu nutzen. 

Nach westlicher Lesart war der Winterkrieg 1939 – 1940 Ausdruck des Imperialismus des Reichs des Bösen in seinem Bemühen, alte Größe wiederherzustellen und das kleine, friedliebende Nachbarland Finnland zu unterwerfen. Umgekehrt bezeichnete die sowjetische Geschichtsschreibung die territorialen Forderungen, die Stalin im Herbst 1939 an die Adresse Finnlands stellte, und den darauffolgenden Krieg als notwendige und legitime Handlung zur Gewährleistung der Sicherheit der Sowjetunion, besonders der zweitgrößten Stadt Leningrad. Die Frage zu beantworten, welche der beiden Versionen nun eher stimmt, ohne eine umfassende Lagebeurteilung vorzunehmen, bedeutet, sie nach ideologischen Gesichtspunkten zu beantworten. Wer das so tut, der bestätigt seine Zugehörigkeit zu einem der neuen ideologischen Lager, mehr nicht. 

Nec pluribus impar(1)

Nach der Machtübernahme Josef Stalins in der Sowjetunion stand nicht mehr die Weltrevolution im Zentrum der sowjetischen Ideologie, sondern die Forderung nach der Bewahrung des Sozialismus im eigenen Land. Die Machthaber in Moskau gingen davon aus, dass die kapitalistischen Staaten die pure Existenz der Sowjetunion nicht tolerieren könnten, und früher oder später versuchen würden, diese zu beseitigen (2). 

Bis 1933 galten deshalb grundsätzlich alle westlichen Nachbarn der Sowjetunion als potenzielle Feinde, die eine einheitliche Front aufbauen würden: Neben dem Hauptgegner Polen zählten Estland, Lettland, Litauen, Finnland und Rumänien dazu. Im Hintergrund sah man Frankreich und Italien, sowie Großbritannien und eventuell auch die USA als Geldgeber. Als mögliche Mitläufer in einer antisowjetischen Koalition galten Deutschland, die Tschechoslowakei, Ungarn, Bulgarien, Jugoslawien, Belgien, Griechenland, Japan und die USA. Auf der Basis einer 1928 vorgenommenen Analyse ging der sowjetische Generalstab davon aus, dass die westlichen Nachbarn irgendwann einen Krieg mit der UdSSR anfangen würden (3).

Mit der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 endete die Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Sowjets und die Lage veränderte sich für die UdSSR schlagartig. Man ging nun in Moskau davon aus, dass Deutschland im Bündnis mit Polen gegen die UdSSR kämpfen werde. Über die feindselige Haltung des nationalsozialistischen Deutschen Reichs machte man sich im Kreml kaum mehr Illusionen, waren doch die deutschen Pläne für die Eroberung von „Lebensraum im Osten“ seit Frühjahr 1933 bekannt (4). Eines der wichtigsten Ziele der sowjetischen Außenpolitik nach Hitlers Machtergreifung bestand deshalb darin, eine militärische Expansion Deutschlands im Baltikum zu verhindern. Schon ab 1933 suchte Moskau zu diesem Zweck eine engere Zusammenarbeit mit Polen in Fragen der Sicherheit, bekam aber die kalte Schulter gezeigt (5).

Unruhe in Asien 

Im Herbst 1939 verschärfte sich die Lage nochmals: In Fernost, im Mittleren Osten und im Westen brauten sich Gefahren zusammen. 

Nach den Abwehr-Erfolgen gegen die Japaner in der Schlacht am Chassan See 1938 (6) sah sich die Sowjetunion und die mit ihr verbündete Mongolei im Frühjahr 1939 mit einem Grenzkonflikt mit dem japanischen Marionettenstaat Mandschukuo konfrontiert, der am Fluss Khalkin Gol innerhalb weniger Wochen zu einer Konfrontation zwischen ganzen Armeen eskalierte (7). Auch nach der Zerschlagung wesentlicher Teile der japanischen Kwantung-Armee in den Schlachten westlich des Ortes Nomonhan und dem sowjetisch-japanischen Waffenstillstand vom 16. September 1939 war nicht klar, ob das japanische Kaiserreich nicht erneut versuchen würde, im sowjetischen Fernen Osten einzufallen. Erst der japanische Überfall auf die US-Flottenbasis Pearl Harbor und die Invasion in Südostasien schafften Ende 1941 Klarheit, wo das Schwergewicht der japanischen Kriegsanstrengungen lag.

Die militärischen Erfolge in der Mongolei müssen im Kreml große Erleichterung ausgelöst haben: Zwar hatte die junge Rote Armee 1929 ihre Feuerprobe im Krieg gegen den chinesischen Kriegsherrn Zhang Xueliang bestanden, sie schlug sich aber mit mäßigem Erfolg während der Invasion in Xinjiang 1934 und unterdrückte 1937 den dortigen islamischen Aufstand. Erfolgreiche Hauptproben für einen möglichen Krieg gegen eine Koalition der europäischen Großmächte waren dies freilich nicht.

Darüber hinaus war die Lage im Mittleren Osten keineswegs stabil. Während des Ersten Weltkriegs hatten weite Kreise in Persien Sympathien für Deutschland gezeigt, denn man betrachtete Briten und Russen als gemeinsamen Feind (8). Seit der Mitte der Zwanzigerjahre leistete das Deutsche Reich wichtige Beiträge an den Bau der persischen Infrastruktur. Nach 1933 kam eine rassistische Komponente dazu: Zwar zeigten die Iraner offenbar wenig Verständnis dafür, dass sie gemeinsam mit den Deutschen Angehörige einer arischen Herrenrasse sein sollten, aber der Appell an einen religiös motivierten Antisemitismus verfing durchaus (9). Adolf Hitler wurde von der deutschen Propaganda als neuen Messias dargestellt und in eine Linie mit dem Kampf des Propheten Mohammed gegen die Juden im 7. Jahrhundert gestellt. Auch die Abneigung gegenüber Reza Schah, den im Iran verhassten Regenten, spielte den Deutschen in die Hände (10). 

Schwierige Nachbarschaft und völkische Eiferer

Finnland lag in seiner Geschichte lange zwischen zwei großen Imperien: Im 17. Jahrhundert war im Westen das Königreich Schweden zu einer militärischen Großmacht aufgestiegen, welche im Dreißigjährigen Krieg das Geschehen bis weit in den Süden Deutschlands bestimmte. Danach suchte das schwedische Königshaus eine Hegemonialstellung im Ostseeraum zu erlangen. Die Großmachtträume König Karls XII. fanden aber ein jähes Ende, als Schweden 1721 im Großen Nordischen Krieg von Russen und Dänen geschlagen wurde (11). Damit begann gleichzeitig der Aufstieg Russlands zur europäischen Großmacht. 

Ab 1809 war das Großfürstentum Finnland eng mit dem Russischen Kaiserreich verbunden, denn die Zaren aus dem Haus Romanow waren nun in Personalunion Großfürsten von Finnland. Auf dem Landtag von Porvoo 1809 war den Finnen aber zugesichert worden, dass sie nach ihren alten Gesetzen leben durften, die schon Bestand gehabt hatten, als das Land noch Teil des Königreichs Schweden gewesen war. Viele Gemeinsamkeiten wies Finnland mit dem Zarenreich ansonsten nicht auf. Trotz mehreren Versuchen der Russifizierung bewahrten sich die Finnen ihre kulturelle Eigenständigkeit. 

Im Zuge des auch in Finnland im 19. Jahrhundert aufkommenden Nationalbewusstseins entstand eine Feindschaft gegenüber Russland und den Russen (12). Radikale großfinnische Nationalisten forderten den Anschluss von Ingermanland inklusive der Stadt Sankt Petersburg, Ostkarelien und der Halbinsel Kola an ein Großfinnland, andere darüber hinaus auch die Angliederung von Gebieten im Norden Norwegens und Schwedens. In den kühnsten Visionen völkischer Eiferer erstreckte sich Großfinnland über den Ural hinaus, in die Siedlungsgebiete der Völker mit finno-ugrischer Sprache im Norden Russlands, die man als stammverwandte Völker betrachtete. 

Karte: Großfinnland (Suur-Suomi). Quelle: Your Suomensotilaat (13), Ergänzungen: Verfasser

Bürgerkrieg oder Unabhängigkeitskampf?

Der Erste Weltkrieg förderte den finnischen Nationalismus weiter. Als nach der Oktoberrevolution das Russische Reich im Bürgerkrieg versank, löste sich Finnland von Russland und erklärte seine Unabhängigkeit. Ein Umsturzversuch sozialistischer Kräfte, welche von den Bolschewiki unterstützt wurden, führte auch in Finnland zu einem Bürgerkrieg. Mit deutscher Hilfe entschieden die bürgerlichen Kräfte unter Führung von Carl Gustaf Emil Mannerheim, der später Oberbefehlshaber der finnischen Armee und Staatspräsident wurde, den Krieg für sich. Weite Kreise in Finnland betrachten bis heute den Bürgerkrieg in erster Linie als Freiheitskrieg Finnlands gegen Russland. Der gegenseitige Terror, den „Rote“ und „Weiße“ nicht anders als in Russland auch in Finnland betrieben hatten, bewirkte damals eine tiefe Spaltung der Gesellschaft. 

Für seine – gelinde gesagt – harten Methoden, den Aufstand der finnischen Kommunisten niederzuschlagen, wurde Mannerheim später mit Kritik bedacht (14). Insgesamt wird man annehmen dürfen, dass er sich derjenigen Methoden bediente, welche die Befehlshaber auf der Seite der Weißen und der Roten im Bürgerkrieg anwandten.

Staatlich geförderte Wirrköpfe – und viel Selbstbetrug 

In den Jahren 1918 bis 1920 fielen mehrmals finnische Freiwilligenkorps, teilweise verstärkt mit abkommandierten Wehrpflichtigen, in den Norden der Sowjetunion ein, in der Hoffnung, dort einen Aufstand auszulösen und die angeblich stammverwandten Karelier „befreien“ zu können. Sie mussten aber rasch feststellen, dass ihnen die dortige Bevölkerung die kalte Schulter zeigte. Die teilweise ablehnende Haltung der lokalen Bevölkerung, der Widerstand der Russen, interne Streitigkeiten und Meutereien unmotivierter Wehrpflichtiger setzten den teilweise fast komisch anmutenden Unternehmungen von Oberstleutnant Malm, Leutnant Wallenius und der beiden Ärzte Renvall und Laitinen im Jahr 1918 rasch ein Ende. Auch in den beiden folgenden Jahren fanden wieder finnische Expeditionen statt, die eine bis nach Olonez unweit des Südufers des Ladogasees, die andere bis zur Barentssee bei Petsamo(russ. Petschenga). Sie mussten zwar ohne finnische Wehrpflichtige auskommen, wurden aber finanziert durch den finnischen Staat. 

Am 14. Oktober 1920 endeten die Feindseligkeiten mit dem Friedensvertrag von Dorpat (Tartu), welcher grundsätzlich die alten Grenzen des zaristischen Großfürstentums Finnlands bestätigte (15). Finnland erhielt mit Petsamo einen eisfreien Hafen an der Barentssee und gab im Gegenzug die Regionen Repola und Porajärvi auf, die es annektiert hatte. Damit blieben die Träume der finnischen Stammverwandtschaftsaktivisten unverwirklicht. Die finnische Geschichtsschreibung bezeichnet diese Interventionen bis heute nicht als Kriege gegen die Sowjetunion.

Karte: finnische Expeditionen 1918 und Ergebnisse des Friedens von Dorpat (Tartu) 1920. Quelle: yle (16) Ergänzungen: Verfasser

Auch hochrangige finnische Politiker und Militärs, unter ihnen auch Gustav Mannerheim, hatten in dieser Zeit Sympathien für großfinnische Ideen gezeigt und die wirren Unternehmungen unterstützt (17). In der nun folgenden Friedensperiode blieben die Beziehungen zwischen den Nachbarn aber kühl und von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Daran änderte auch der 1932 abgeschlossene finnisch-sowjetische Nichtangriffspakt nichts (18). In den Dreißigerjahren verstärkten die gewaltsame Kollektivierung und die Säuberungen Stalins die Abneigung der Finnen gegen die Sowjetunion. 

Renversement des Alliances: Ribbentrop – Molotow – Pakt

Seit der Sudetenkrise im Herbst 1938, spätestens aber seit der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei im Frühjahr 1939 waren die Absichten des nationalsozialistischen Dritten Reichs für alle sichtbar (19). Auch in Moskau musste man den Tatsachen ins Auge schauen: Es war nicht nur misslungen, die seit 1933 angestrebte Anti-Hitler-Koalition zu bilden, sondern es zeichnete sich die Bildung einer gegen die Sowjetunion gerichteten Allianz ab: Mannerheim, Piłsudski, Horthy und Antonescu waren mit Hitler, Hideki Tojo und Mussolini durch den gemeinsamen Hass auf den Kommunismus verbunden (20). Die pessimistischen Prognosen des Jahres 1928 waren Realität geworden. 

Im Nachhinein ist es bestimmt erstaunlich, dass die Verhandlungen um eine britisch-französisch-sowjetische Militärallianz im August 1939 derart zögerlich angegangen wurden (21). Stalin aber leitete im selben Monat ein eigentliches Renversement des Alliances ein, ersetzte den auf Zusammenarbeit mit den Westmächten setzenden Außenminister Maxim Litwinow durch den Hardliner Wjatscheslaw Molotow und schloss am 24. August 1939 mit Deutschland einen Nichtangriffspakt. Mit der, im geheimen Zusatzprotokoll vereinbarten Aufteilung Polens entlang der Curzon-Linie holte Stalin in seinen Augen nur das zurück, was die Polen der jungen Sowjetunion 1921 in einem Moment der Schwäche entrissen hatten, nämlich den Westen von Belarus (22). 

Finnland unterschätzt die Sowjets

Nachdem Japan bzw. sein Marionettenstaat Mandschukuo in der Mongolei zurückgeschlagen, der alte Feind Polen ausgeschaltet und die Spannungen mit dem Deutschen Reich vorerst abgebaut worden waren, konnten die Sowjets sich dem Gegner Finnland zuwenden. Am 11. September 1939 – keine drei Wochen nach dem Abschluss des Nichtangriffspakts mit dem Deutschen Reich und noch während laufender Waffenstillstandsverhandlungen mit Japan – stieg die Sowjetunion in eine neue Verhandlungsrunde mit Finnland ein. Stalin betrachtete die Umtriebe großfinnischer Nationalisten als eine direkte Bedrohung von Leningrad, und dieses wiederum quasi als ein offenes Tor zu den am dichtesten besiedelten Regionen der Sowjetunion. Angesichts der drohenden Kriegsgefahr forderte er die Abtretung des Südteils der Karelischen Landenge im Austausch gegen flächenmäßig etwa doppelt so große Gebiete in Karelien. Nach seinen Vorstellungen sollte die finnisch-sowjetische Grenze neu etwa dreißig Kilometer westlich der zweitgrößten Stadt Finnlands, Wyborg (Viipuri) verlaufen – eine in der Tat kaum akzeptable Forderung (23).

Karte: Karelische Landenge und Mannerheim-Linie. Quelle: Universität Helsinki (24), Ergänzungen Verfasser

Damit hätte Finnland auch seine Verteidigungsanlagen auf der Karelischen Landenge, insbesondere die sogenannte Mannerheim-Linie verloren. Auf der Basis von nachrichtendienstlichen Berichten, welche die Rote Armee als nicht einsatzbereit bezeichneten, ging die finnische Regierung davon aus, dass die Sowjetunion keine militärischen Handlungsoptionen besitze – und lehnte nach einer ersten Runde weitere Verhandlungen ab (25). Stalin aber hatte parallel zu den laufenden Verhandlungen Pläne für eine militärische Lösung ausarbeiten lassen (26). Sie kamen ab dem 30. November 1939 zur Umsetzung (27).

Fehleinschätzungen und Doppelstandards

Die Lage im Herbst 1939 war gekennzeichnet durch zwei Fehleinschätzungen: Einerseits unterschätzten die Finnen die Rote Armee und wohl auch die Entschlossenheit der Sowjets, potenzielle Mitglieder einer im Entstehen begriffenen anti-sowjetischen Koalition schon vor Beginn des als unausweichlich betrachteten großen Kriegs zu schwächen. Andererseits überschätzte Stalin nach den gewonnenen Schlachten in der Mongolei möglicherweise die Schlagkraft der Roten Armee. Überzeugt von der feindseligen Haltung Finnlands, sah Stalin wohl kaum einen Grund, den „kalten Frieden“ zu bewahren. Die Ausgangslage für eine unausweichliche militärische Konfrontation zu verbessern dürfte ihm wichtiger gewesen sein. Und vielleicht ging es ihm ja auch darum, alte Rechnungen zu begleichen. 

Stalin ist vielleicht nicht der erste, bestimmt aber nicht der letzte Staatsmann, der territoriale Ansprüche mit militärischer Sicherheit rechtfertigte – und diese Argumentation stieß schon damals auf Skepsis (28). Ähnlich argumentierte beispielsweise Israel nach 1967 in Bezug auf die Sinai-Halbinsel und das Westjordanland. Das Kriterium der Eignung zur militärischen Verteidigung bei der Ziehung von Landesgrenzen muss aber gegenüber den Rechten der betroffenen Bevölkerung und der territorialen Souveränität von Staaten in den Hintergrund treten. Das könnte bei Diskussionen um den Gaza-Streifen bald schon eine Rolle spielen. 

Unbestritten ist, dass ungerechtfertigtes Misstrauen Stalin mehrmals zu Fehlern und Verbrechen verleitete, die sich später rächten. Es ist aber durchaus nachvollziehbar, dass die Sowjets nach 1928 ein Worst-Case-Szenario skizzierten, in welchem nationalistische großfinnische Kräfte wie schon in den Jahren 1918 bis 1920 versuchen könnten, ein Schwächemoment der Sowjetunion auszunutzen, um ihre Expansionspläne zu verwirklichen. Ob derartige Befürchtungen durch die sowjetischen Gebietsforderungen an Finnland im Herbst 1939 zu einer sich selbst verwirklichenden Prophezeiung wurden, ist wohl die angemessenere Frage, als diejenige nach Gut und Böse. Ihr nachzugehen würde sich sicher einmal lohnen.

In der Zwischenkriegszeit spielten Maßnahmen zum Abbau von Misstrauen, wie wir sie heute unter dem Begriff der Vertrauens- und Sicherheitsbildenden Maßnahmen VSBM kennen, noch keine bedeutende Rolle. Erst der Kalte Krieg und die drohende gegenseitige Vernichtung mit Kernwaffen schufen das Verständnis dafür. Der NATO-Beitritt Finnlands brachte Russland mehr NATO an Russlands Grenzen, frohlockte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg einmal (29). Mehr „Vertrauens- und Sicherheitsbildende Maßnahmen“ VSBM hätten dazukommen müssen. Die Ähnlichkeiten zum Vorabend des Zweiten Weltkriegs werden noch zunehmen, wenn Nationalisten die neu begonnene Diskussion um die „Dekolonisierung“ Russlands ausnützen, um alte nationalistische Konzepte wieder aufzuwärmen. Wenn sich die Geschichte wiederholen sollte, haben Selbstbetrug, Doppelstandards und Selbstgerechtigkeit ihren Anteil dazu beigetragen. 

Anmerkungen:

  1. Lateinisch für „auch mehreren nicht unterlegen“; Wahlspruch Ludwigs XIV von Frankreich.  
  2. Siehe Walter Grottian: Weltrevolution und Koexistenz in sowjetischer Sicht, bei Aus Politik und Zeitgeschichte APuZ, 40/1955, online unter https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/archiv/524938/apuz-40-1955/. Namentlich der Beschluss des XIV. Parteikongresses vom Dezember 1925 spricht davon, dass eine „kapitalistische Einkreisung“ unbedingt zu vermeiden sei. 
  3. Siehe „Как менялись советские военные планы перед ВОВ? bei Дилетант, 25.12.2018, online unter https://diletant.media/articles/44867132/, in russischer Sprache. Im Jahr 1928 wies der damalige Generalstabschef Michail N. Tuchatschewski die Nachrichtendienstabteilung der Roten Armee eine umfassende Lagebeurteilung ausarbeiten. Das Werk „Der zukünftige Krieg“ beschreibt in sieben Bänden sehr detailliert die Umrisse eines zukünftigen Krieges. Eine Zusammenfassung und Beurteilung durch И.В. Федотова (I.W. Fedotowa): «Будущая война»: опыт аналитическогопредвидения военного конфликта практиками разведки РККА, bei Исторический архив Омской области, 28.10.2022, S. 55-64, online unter https://iaoo.ru/files/articles/2022/Fedotova_RKKA.pdf, in russischer Sprache. Als an einem Krieg nicht interessiert betrachteten die Sowjets Schweden, Norwegen, Dänemark, Österreich, Albanien, die Schweiz und den Iran. Die Türkei und Afghanistan galten als freundliche Staaten. Siehe hierzu S. 56f. Vgl. Matthias Uhl: Vom Feldstab zum Generalstab – der Stab der Roten Armee zwischen dem Ende des russischen Bürgerkrieges und der Mitte der 1930er-Jahre. in Lukas Grawe (Hrsg.): Gehirne der Armeen? Die Generalstäbe der europäischen Mächte im Vorfeld der Weltkriege, in der Reihe Krieg in der Geschichte. Bd. 118, Paderborn u. a. 2023, S. 275-304, eingeschränkte Vorschau unter https://brill.com/display/title/60763
  4. Schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers war dem sowjetischen Nachrichtendienst die Liebmann-Aufzeichnung übermittelt worden, d.h. die stichwortartige Zusammenfassung einer zweieinhalbstündigen Rede Hitlers am 3. Februar 1933 vor den höchsten Vertretern der Reichswehr, in welcher er seine Kriegspläne offenlegte. Sie ist online verfügbar unter https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0109_hrw&object=pdf&st=&l=de. Ob das Hoßbach-Protokoll, eine von Oberst Friedrich Hoßbach stichwortartig angefertigte Niederschrift über eine Besprechung am 5. November 1937 in Berlin, während der Hitler in einem mehrstündigen Monolog den wichtigsten Vertretern der Wehrmacht und Außenminister Konstantin von Neurath die Grundzüge seiner auf gewaltsame Expansion ausgerichteten Außenpolitik darstellte, ist unkler. Dieses Protokoll findet sich online unter https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0008_hos&object=pdf&st=&l=de. Ähnliches gilt für das Schmundt-Protokoll (auch „Kleiner Schmundt“ genannt), bei welchem es sich um eine Aufzeichnung des Generalleutnants Rudolf Schmundt über eine Rede Hitlers vor der militärischen Führungsspitze am 23. Mai 1939 handelt, in der Hitler seine Absicht verkündete, so bald wie möglich das Nachbarland Polen anzugreifen; es ist veröffentlicht unter https://www.ns-archiv.de/krieg/1939/schmundt/23-05-1939-schmundt.php. Nur wenig später doppelte Hitler in einer Ansprache am 22. August 1939 vor etwa 50 Generälen und Offizieren – Heeresgruppen- und Armeeführer der drei Wehrmachtteile in seinem „Berghof“ auf dem Obersalzberg nach, siehe online unter https://www.ns-archiv.de/krieg/1939/22-08-1939.php. Und nach Hitlers Rede am 14. Juni 1941 vor den Oberbefehlshabern der Wehrmacht und der für das Unternehmen Barbarossa vorgesehenen Heeresgruppen und Armeen konnte auch in Bezug auf die Sowjetunion kein Zweifel mehr bestehen. Siehe Winfried Baumgart: zur Ansprache Hitlers vor den Führern der Wehrmacht am 22. August 1939, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 16 (1968), Heft 2, online unter https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1968_2_2_baumgart.pdf. Es existiert keine Aufzeichnung der Rede, aber einige Erinnerungen und Tagebucheinträge beispielsweise vom Generalstabschef Franz Halder, von General-Feldmarschall Fedor von Bock, Otto Hoffmann von Waldau, Heinz Guderian, Albert Kesselring, sowie Hitlers Adjutant Nicolaus von Below. Adolf Heusinger schrieb nach dem Krieg aus der Erinnerung eine längere Darstellung der Rede. Von der Quelle „Werther“ im Oberkommando der Wehrmacht OKW kamen via die Schweiz in den Wochen vor dem deutschen Überfall zahlreiche Warnungen. 
  5. Siehe Carl van Dyke: The Soviet Invasion of Finland 1939–40, London, Portland 1997, Kapitel 1, mit Zusammenfassungen aller Kapitel. online unter https://www.taylorfrancis.com/books/mono/10.4324/9780203044384/soviet-invasion-finland-1939-40-carl-van-dyke, auf der Basis von russischem Archivmaterial. 
  6. Auch unter der Bezeichnung Changkufeng-Zwischenfall bekannt. 
  7. Auch als Khalkha bezeichnet. Siehe Gerd Brenner: Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs und Nachkriegsordnung – Stalin bekommt nachträglich Recht, bei World Economy, 09.04.2020, online unter https://www.world-economy.eu/nachrichten/detail/vorgeschichte-des-zweiten-weltkriegs-und-nachkriegsordnung-stalin-bekommt-nachtraeglich-recht/.Vgl. Stuart D. Goldman: The Forgotten Soviet-Japanese War of 1939, bei The Diplomat, 28.08.2012, online unter https://thediplomat.com/2012/08/the-forgotten-soviet-japanese-war-of-1939/, sowie Alvin D. Coox: Nomonhan; Japan Against Russia, 1939, 2 Bände, Stanford University1985, eingeschränkte Vorschau unter https://books.google.ch/books?id=SIAwKiNRmrAC&redir_esc=y. Siehe namentlich Bd. 2, S. 991 – 1033 und Amnon Sella: Khalkhin-Gol; The Forgotten War, bei Journal of Contemporary History, Vol. 18, No. 4, Military History (Oct., 1983), S. 651-687, eingeschränkte Vorschau unter https://www.jstor.org/stable/260307. Vgl. auch Joseph Micallef: Japan Strikes North; How the Battle of Khalkhin Gol Transformed WWII, bei Military.com, 27.08.2019, online unter https://www.military.com/daily-news/2019/08/27/japan-strikes-north-how-battle-khalkhin-gol-transformed-wwii.html
  8. Siehe Matthias Küntzel: Nazis und der Nahe Osten; wie der islamische Antisemitismus entstand, Berlin, Leipzig 2019, S. 102 – 104, online unter https://studip.uni-passau.de/studip/sendfile.php?type=0&file_id=2b8028507465914ecc4f622eb029cb7d&file_name=K%C3%BCntzel+Nazis+Iran.pdf. Zum diktatorischen Regime von Reza Schah siehe Ahamd Ali Asadpour: Der Iran in der internationalen Politik 1939-1948, Dissertation, Mannheim 2002, S. 33 – 37, online unter https://madoc.bib.uni-mannheim.de/80/1/Dissertation_asadpour.pdf
  9. Es ist nur einer von zahlreichen Widersprüchen in der nationalsozialistischen Ideologie, dass sie den Begriff des „Ariers“ also des Sprechers einer indo-europäischen Sprache verwendet, gleichzeitig aber Slawen als Menschen zweiter Klasse, als „Untermenschen“ verunglimpft. Immerhin ist die slawische Sprachgruppe die, nach Anzahl Sprechenden gemessen größte Sprachgruppe der indo-europäischen bzw. indo-germanischen Sprachfamilie. Auch hier zeigte sich der pseudo-wissenschaftliche Charakter der Elaborate von Hitler und seinen ideologischen Eiferern.  
  10. Im Jahr 1941 fielen Briten und Sowjets schließlich in Persien ein. Der Zweck der gemeinsamen Invasion bestand darin, die Versorgungslinien der Alliierten in die UdSSR zu sichern, und vor allem die iranischen Ölfelder zu sichern, um welche sich besonders die Briten Sorgen machten. Darüber hinaus ging es darum, einen möglichen Vorstoß der Achsenmächte von der Türkei über den Iran zu den Ölfeldern von Baku oder Britisch-Indien zu verhindern. Siehe T. H. Vail Motter: The Middle East Theater; The Persian Corridor and Aid to Russia, Part One, The Coming of the Americans, Chapter I, Experiment in Co-operation, bei United States Army in World War II, Washington DC 2000, online unter https://www.history.army.mil/books/wwii/persian/chapter01.htm. Die Iraner warteten damals schon fast sehnsüchtig auf eine deutsche Invasion. Siehe Küntzel a.a.O., S. 101, 105f.
  11. Einen kurzen Überblick bietet in neuster Zeit Berthold Seewald: „Neulich habe ich eine ganze Stadt eingeäschert und die Bürger aufgehängt“, bei Welt Geschichte, 03.11.2021, online unter https://www.welt.de/geschichte/article234816898/Grosser-Nordischer-Krieg-Neulich-habe-ich-eine-ganze-Stadt-eingeaeschert.html.  
  12. Wohl den extremsten Ausfluss des großfinnischen Nationalismus stellte das 1941 in Deutschland erschienene Buch „Finnlands Lebensraum“ dar, das in der staatliche Propaganda- und Informationsabteilung Finnlands entstanden war und außerdem nationalsozialistische Ideen des finnischen Militärattachés in Berlin enthielt. Siehe Väinö Auer, Eino Jutikkala: Finnlands Lebensraum; Das geografische und geschichtliche Finnland, Berlin 1941.Eine Übersicht über die großfinnische Ideologie gibt Henrik Ekberg: Stor-Finland,  in: Uppslagsverket Finland-webbutgåva Schildts förlags Ab, 2009–2012, online unter https://uppslagsverket.fi/sv/sok/view-170045-StorFinland, in finnischer Sprache. Vgl. Tuuli Koponen, Oula Seitsonen und Eerika Koskinen-Koivisto: ”Das ist Suomi”; Photographic Representation of Finland for a German Audience during the Second World War, 06.12.2018, online unter https://journal.fi/ennenjanyt/article/view/108901/63893
  13. Karte Großfinnland bei „The components of the Suur-Suomen Sotilaat project: Fenno- and Baltoscandia, Volgalla“ auf der Homepage Your Suomensotilaat, 13.10.2024, online unter https://suur-suomensotilaat.com/sostavnye-chasti-proekta-suur-suomen-sotilaat-fenno-i-baltoscandia-volgalla. Die Homepage ist nach eigenen Angaben „… dedicated to Pan-Finno-Ugric studies, culture, life and socio-economic interaction of the Finno-Ugric peoples„. 
  14. Siehe Robert Pulvermacher: Finnland während des Fortsetzungskrieges zwischen der Sowjetunion und dem nationalsozialistischen Deutschland, Masterarbeit, Klagenfurt 2020, online unter   https://netlibrary.aau.at/obvuklhs/content/titleinfo/7032698/full.pdf, S. 7-9. Vgl. Pekka Nevalainen: Die Militärexpedition gen Osten bei den finnischen Stammeskriegen 1918-1922, bei Kirchliche Zeitgeschichte, Bd. 23, No. 1, Grenzen als Barrieren – Grenzregionen als Chancen. Das Beispiel Karelien / Borders as Barriers – Border Areas as a Chance. The Case of Karelia, o.O. 2010, S. 180-201, Zusammenfassung online unter https://www.jstor.org/stable/43751883. Eino Jutikkala, Kauko Pirinen: Geschichte Finnlands, aus dem Finnischen von Annemarie von Harlem, 2., überarbeitete Auflage, Stuttgart 1976. Insbesondere auf S. 352 und 357 ist die Rede von eigentlichen Konzentrationslagern und Exekutionen großen Ausmaßes. 
  15. Text und Fotos des Vertrags bei „100 лет Тартуского мирного договора“, bei Государственный архив Мурманской области, online unter https://www.murmanarchiv.ru/exhibitions-events/2009-06-08-10-18-49/1578-100-, in russischer Sprache
  16. Karte bei „Домашние русские и ночные заморозки: дипломатическим отношениям Финляндии и России исполняется сто лет“, bei yle.fi, online unter https://yle.fi/a/3-11433130, Artikel in russischer Sprache. 
  17. Siehe Jutikkala, Pirinen, a.a.O. Eine etwas kritischere Auseinandersetzung mit dem oftmals verklärten Marschall betrieb in jüngster Zeit Henrik Meinander: Mannerheim, Marshal of Finland: A Life in Geopolitics, London, 01.08.2023 und schon Siegfried Kogelfranz: »Genosse, wir wollten euch erledigen«, bei DER SPIEGEL 5/1985, 27.01.1985, online unter https://www.spiegel.de/politik/genosse-wir-wollten-euch-erledigen-a-64783014-0002-0001-0000-000013513025. Die Neue Zürcher Zeitung stellte Mannerheim im patriotischen Eifer im Artikel „Ehrenhafter Marschall Mannerheim“ am 21.01.2012, online unter https://www.nzz.ch/ehrenhafter_marschall_mannerheim-ld.694708,  in eine Linie mit General Henri Guisan. 
  18. Im Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt (auch als Molotow-Ribbentrop oder Hitler-Stalin-Pakt bezeichnet) wurde Finnland der sowjetischen Interessensphäre zugeschlagen, was bedeutete, dass sich das nationalsozialistische Dritte Reich eine Annexion Finnland durch die Sowjetunion nicht widersetzt hätte. Siehe „Vertrag und Zusatzprotokoll im Volltext mit einer Einführung von Bianka Pietrow-Ennker“, bei 100(0) Schlüsseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte (1917–1991), online unter https://www.1000dokumente.de/Dokumente/Nichtangriffsvertrag_zwischen_Deutschland_und_der_Sowjetunion. Vgl. Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt („Hitler-Stalin-Pakt“), bei Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages, 19.08.2014, online unter https://www.bundestag.de/resource/blob/295520/c0f1b92fcd29fcc9062f675ce40b0eb1/hitler-stalin-pakt-data.pdf
  19. Siehe Gerd Brenner: Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs und Nachkriegsordnung – Stalin bekommt nachträglich Recht, bei World Economy, 09.04.2020, online unter https://www.world-economy.eu/nachrichten/detail/vorgeschichte-des-zweiten-weltkriegs-und-nachkriegsordnung-stalin-bekommt-nachtraeglich-recht/. Der Wortlaut des Münchner Abkommens unter http://www.glasnost.de/db/DokAus/38muenchen.htmlhttps://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article120458771/Wie-Grossbritannien-die-Tschechoslowakei-verriet.html. Vgl. Michael Jabara Carley: Only the USSR Has… Clean Hands”: The Soviet Perspective on the Failure of Collective Security and the Collapse of Czechoslovakia, 1934–1938 (Part 2), S.383, 387 – 390. Vgl. auch Józef Szymeczek, Roman Kaszper: Kurzer Abriss der Geschichte des Teschener Schlesien, S. 9, online unter http://www.eurac.edu/en/research/autonomies/commul/Documents/Teschen/Czeski_Cieszyn_3_Gesch_de.pdf.
  20. Zuvor hatten In diesen Jahren der sowjetische Außenminister Maxim Litwinow und sein Botschafter in London, Iwan M. Maiski, eine Anti-Hitler-Koalition zu formen versucht, mussten aber feststellen, dass Briten, Franzosen und Polen unwillig waren, eine Militärallianz mit der Sowjetunion einzugehen.
  21. Siehe Geoffrey Roberts: The Alliance that Failed. Moscow and the Triple Alliance Negotiations, 1939, in: European History Quarterly 26, Nr. 3 (1996), S. 406 f, online verfügbar unter https://www.academia.edu/30950626/The_Alliance_that_Failed_Moscow_and_the_Triple_Alliance_Negotiations_1939_pdf.
  22. Die nach dem damaligen britischen Außenminister George Curzon benannte Curzon-Linie war in den Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg am 8. Dezember 1919 in Paris unter Berücksichtigung der Sprache der jeweiligen Mehrheitsbevölkerung als Ostgrenze des neu entstandenen Polens gezogen worden. Sie blieb auch in den Diskussionen der Alliierten in den Jahren 1941 bis 1945 unbestritten als Ostgrenze Polens und damit als Westgrenze der belarussischen sozialistischen Republik als Teil der Sowjetunion. Siehe hierzu Sven-Felix Kellerhoff: Polens „Curzon-Linie“ beschwor Kriege und millionenfaches Leid, bei Welt Geschichte, 08.12.2019, online unter https://www.welt.de/geschichte/article204109100/Polens-Curzon-Linie-beschwor-Kriege-und-millionenfaches-Leid.html. Im Friedensvertrag von Riga vom 18. März 1921 wurde die polnisch-sowjetische Grenze bis kurz vor Minsk verschoben. 
  23. Siehe Игорь Васи́льевич Пыхалов: Советско-финляндская война: поражение или победа? // Великая Оболганная война, 14.10.2006, online unter https://stalinism.ru/stalin-i-armiya/sovetsko-finlyandskaya-voyna-porazhenie-ili-pobeda.html, in russischer Sprache. In der finnischen Führung überwog damals die Meinung des Außenministers E. Erkko, wonach die Sowjetunion bluffe und man ihr gegenüber eine harte Haltung einnehmen müsse.
  24. Karte „History of the Mannerheim Line“, Archaeology of the Mannerheim Line, Universität Helsinki, online unter https://blogs.helsinki.fi/mannerheim-line-archaeology/history-of-mannerheim-line/. Eine Beschreibung der Verteidigungsanlagen bei Е. А. Балашова, В. Н. Степакова: Линия Маннергейма и система финской долговременной фортификации на Карельском перешейке, o.O. 2000, online unter https://www.aroundspb.ru/fort/linja/linja.php#back, in russischer Sprache. 
  25. Siehe Carl van Dyke: The Soviet Invasion of Finland, a.a.O., S. 19.
  26. Ebd., S. 8 f., 19. Dass bis zum Sommer 1939 zumindest keine konkreten Vorbereitungen für einen Krieg gegen Finnland getroffen worden war, zeigt die Tatsache, dass keine Vorkehrungen getroffen worden waren, um starke Kräfte auf der Karelischen Landenge mit Nachschub zu versorgen. Siehe Станислав А. Жуков: Подготовка Северо-Западного театра военных действий к войне с Финляндией, bei Военно-исторический журнал, 2008, Nr. 10, S. 9-11, online unter https://cyberleninka.ru/article/n/podgotovka-severo-zapadnogo-teatra-voennyh-deystviy-k-voyne-s-finlyandiey/viewer, in russischer Sprache. 
  27. Auslöser war der sogenannte Mainila-Zwischenfall, bei welchem das sowjetische Grenzdorf Mainila angeblich von finnischer Artillerie beschossen wurde. Er wird heute größtenteils als False-Flag-Aktion der Sowjets betrachtet. Der Notenwechsel zwischen der finnischen und der sowjetischen Regierung zum Mainila-Zwischenfall findet sich bei „Дипломатическая переписка правительств СССР и Финляндии по поводу майнильского инцидента“ bei Внешняя политика СССР: сборник документов, Bd. IV, 1946, № 374.;, online unter https://archive.ph/20120729020913/http://www.aroundspb.ru/finnish/docs/dir0note.php, in russischer Sprache. 
  28. Siehe das Memorandum des Leiters der Europa-Abteilung des US-Außenministeriums, Ray Atherton: „760D.61/1597½, Memorandum by the Acting Chief of the Division of European Affairs (Atherton) to the Secretary of State“,17.11.1941, online auf der Homepage des US State Department, Office of the Historian, online unter https://history.state.gov/historicaldocuments/frus1941v01/d103. Er wandte sich 1941 gegen die finnische Rechtfertigung, Finnland müsse zu seiner eigenen Sicherheit sowjetisches Territorium besetzen, denn damit argumentiere Finnland gleich wie die Sowjetunion im Herbst 1939. 
  29. Siehe „Opening Remarks“ vom 07.09.2023 auf der Homepage der NATO, online unter https://www.nato.int/cps/en/natohq/opinions_218172.htm

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