Der Albatros, der seiner gigantischen Ausmasse wegen auch in die Mythologie Eingang gefunden hat (Symbolbild)

Die USA und die EU – von einem Albatros zum anderen …

(Red.) Der US-amerikanische Politologe und Publizist Oliver Boyd-Barrett ist offensichtlich auch in der Mythologie belesen: Er kennt die Geschichte des Albatros-Vogels, der einem Schiff aufs Meer hinaus folgte und von einem Matrosen abgeschossen wurde, wodurch das Schiff in akute Gefahr geriet. Jetzt hat Oliver Boyd-Barrett einen kurzen prägnanten Kommentar zum Bruch zwischen den USA und der EU geschrieben, der an Biss nichts zu wünschen übrig lässt. (cm)

Europa fiel nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in die Hände der USA, weil die USA den Krieg „gewonnen“ hatten. Es war die Sowjetunion, die am meisten Menschen geopfert hatte, um diesen Krieg zu „gewinnen“, und Europa fiel nicht in die Hände der Sowjetunion.

Europa fiel in die Hände der USA, weil es schnell den US-Geldern für den Wiederaufbau nach dem Krieg (Marshall-Plan) erlag, die Westeuropa hinter der neuen Pax Americana zusammenschweißten. 

Dies führte von Anfang an zu massiven Eingriffen der USA in die europäische Politik und Wahlen (ohne Ausnahmen) und zu einer massiven Indoktrination durch den US-Geheimdienst sowie durch Informations- und Unterhaltungsgiganten, manchmal in direkter Absprache mit der CIA und anderen Regierungsbehörden, und manchmal in umstrittener Zusammenarbeit mit den Vasallenregierungen.

Die EU wurde angeblich als dritte Kraft zwischen den USA und der Sowjetunion geschaffen, um auch das Risiko größerer innereuropäischer Konflikte zu verringern.

Nun, in dieser Hinsicht war die EU ein massiver Fehlschlag. Sie war keine dritte Kraft. Sie war ein Schoßhündchen des US-Imperiums. Sie ist nicht die Quelle der europäischen Einheit. Denken Sie nur schon an den Brexit. Es ist die Durchdringung Europas durch die USA und das Geld der USA, das die Quelle der europäischen Einheit ist, sofern es eine solche überhaupt gibt. Zweitens entpuppt sich diese Einheit zunehmend als Mythos. Je enger Brüssel das Korsett schnürt, desto wütender und frustrierter werden diejenigen, die für echte Unabhängigkeit und echte Souveränität eintreten.

Die Hauptfunktion der EU besteht darin, das Geld der europäischen Bürger in eine extrem teure, unnötige und zunehmend autoritäre übergeordnete Regierungsebene umzuleiten, während die Bürger zusätzlich die Kosten für ihre schon vor der EU bestehenden, teuren Regierungen immer noch tragen müssen.

Die EU-Führung ist in Panik, weil es so aussieht, als würden sich die USA aus dem EU-Betrug zurückziehen, was die Oberflächlichkeit, Verlogenheit und Kriminalität des gesamten Projekts weiter aufdecken wird.

Vance hatte recht, was Europa betrifft – wo man beispielsweise schon dann, wenn man sich öffentlich gegen den Völkermord in Israel ausspricht, Gefahr läuft, diffamiert, angehalten, verhört, wegen Unterstützung des Terrorismus angeklagt und sogar inhaftiert zu werden. 

Das Gleiche gilt natürlich auch für die USA. Und wir müssen uns nur an die offizielle Wut über Snowden und Assange erinnern, um zu wissen, dass Redefreiheit und Rechtsstaatlichkeit im kollektiven (jetzt entkollektivierten) Westen reine Phantasien sind. 

Aber Vances Mahnung an Europa bekräftigt die Botschaft, dass Europa zu einer lähmenden Belastung für den Wohlstand der USA geworden ist, indem es Europa erlaubt, sich in seinem selbsternannten Paradies der sozialen Sicherheit zu suhlen, während die Amerikaner den Großteil von Europas Verteidigung und Waffen liefern und in weiten Teilen des Kontinents unter Bedingungen leben müssen, die denen in der Neo-Dritten Welt ähneln.

Wie wir in der Ukraine gesehen haben, ist dies für Europa ein Spiel mit Öffentlichkeitsarbeit, Narrativen und Positionen hinter der Schutzmauer des US-Interesses (das jetzt plötzlich nicht mehr besteht). 

Die EU selbst war eine gigantische Pose. Doch jetzt ist mehr als nur sich zu posieren erforderlich. Leider kennen die Akteure nur Schauspielerei und Posiererei. 

Ursula van der Leyen spricht von einer Verdoppelung, einer weiteren Zentralisierung der EU, dem Aufbau einer eigenen Armee und eigenen Befugnissen zur Geldbeschaffung. Sie will die steuerzahlenden Untertanen einer imperialen Disziplin unterwerfen. 

Wenn die NATO als Ganzes nicht in der Lage war, in der Ukraine (oder auch in Afghanistan oder in Vietnam) zu gewinnen, wie soll Europa – das mit einer kriegsbedingten Rezession zu kämpfen hat oder kurz davor steht – sich dann eine neue Armee leisten können und wie soll diese Armee etwas anderes gewinnen als eine Fortsetzung dieses pompösen EU-Dämons um den Hals der Europäer, die schon lange davon überzeugt sind, dass es ihre Mission ist, die Welt um jeden Preis auf die himmlische Reinheit und Pracht Europas zu heben.

Zeit, an diesem „Latte macchiato“ zu ersticken …

Zum Autor Oliver Boyd-Barret.
Zum Originaltext in US-Englisch:

One Albatross to Another
 

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