Die Stimme aus dem Donbass (XXIII): Besonders heftige Beschießungen von Donezk vor Weihnachten
Auf die Frage „Wie verging die letzte Woche in Donezk?“ würde ich im Allgemeinen „In Ordnung!“ antworten, weil es schon seit mehr als acht Jahren niemanden mehr wundert, dass wir kontinuierlich von Seiten der Ukraine beschossen werden und dass wir Donezker zwangsweise schon Vieles gewöhnt sind – da gibt es nichts zu prahlen. Aber, Hand aufs Herz, ich würde meiner nächsten Umgebung doch gestehen, dass wir in dieser letzten Woche die härtesten Beschiessungen seit 2014 zu ertragen hatten.
In der letzten Zeit sind wir in der DVR sicherheitshalber gezwungen, online zu arbeiten und die meiste Zeit zu Hause zu verbringen. Diese Woche allerdings musste ich das Haus verlassen und mich auf den Weg in einen anderen Donezker Bezirk zu meinen Bekannten begeben. Eine direkte Verbindung gibt es zwischen unseren Bezirken nicht, so musste ich zuerst die Strassenbahn № 8 und dann, nach dem Umsteigen, den Bus № 4 nehmen. Schon unterwegs zur ersten Haltestelle fiel mir auf, dass immer mehr Hausikonen in den Fenstern der Wohnhäuser nach draussen sahen und die Balkon- bzw. Fensterflügel mit kreuzweise verklebten Streifen (meistens aus Scotch oder Papier) versehen waren – genauso wie es noch zu Anfang dieses Krieges 2014 und während des Grossen Vaterländischen Krieges 1941-1945 üblich war. Diese Streifen dienen zur Vibrationsminimierung bei Beschüssen und zur Risikominderung von Verwundungen durch Splitter. Um das Jahr 2019 waren diese Streifen dann nicht mehr so oft in den Fenstern der ganzen DVR zu sehen, aber jetzt, nach erneuten harten Beschüssen durch die ukrainische Armee, kann man sie wieder überall sehen.
Gut 30 Meter von der Stassenbahnendhaltestelle, die in diesen Kriegsjahren mehrmals von Seiten der Ukraine beschossen wurde, entfernt, gibt es einen kleinen Haushaltswarenladen, an dem die Frauen, ohne hinzuschauen, nicht ruhig vorübergehen können. Ich wollte als kleines Neujahrsgeschenk einen neuen Löffel für den Multikocher (ein elektronisches Haushaltsgerät, etwa in der Art des amerikanischen Slow Cocker) kaufen. Aber als ich mich der Stelle, wo sich der Laden sonst immer befand, näherte, musste ich feststellen, dass er leider nicht mehr existierte! So ging ich weiter und stieg an der vielgeprüften Bushaltestelle „Jama“ in den Bus № 4, von wo aus ich das kürzlich beschossene Bestattungsunternehmen „Requiem“ – genauer gesagt: dessen verbrannte Fassadenwand mit ihren leeren Fensterhöhlen – betrachten konnte. Wie das war? Blutstockend und nicht gerade ein Bild für die Götter…
Um diese elende Szene nicht noch einmal auf dem Rückweg sehen zu müssen, beschloss ich einen anderen Weg zu Fuss zu gehen. Es war mir schon bekannt, dass die kleine Christi-Geburt-Kirche, die ich dabei passieren musste, zehn Tage zuvor durch ukrainische Streitkräfte zerstört worden war. Wie meine Eindrücke waren? Einmal mehr entsetzlich!
Seit dem 18. Dezember 2022 ist die Hauptstadt der DVR Opfer der härtesten Beschüsse seit Kriegsbeginn: An diesem Tag wurden durch ukrainische Artillerie das „Republikanische Traumatologische Zentrum“, zwei Stadien – „Donbass Arena“ und „Olimpijskij“ – das Jugendkulturhaus „Junost“, das Ausstellungszentrum „Expodonbass“, das Heimatkundemuseum sowie die Wohnhäuser in der Uliza Naberezhnaja und im Prospekt Mira getroffen. Auf diese Weise waren viele dieser Objekte bereits zuvor von ukrainischen Streitkräften beschossen worden. Die logische Krönung an diesem schrecklichen Tag war die wiederholte gezielte Beschiessung des Kalinin-Krankenhauses (Gebäude № 8 „Neurologie/Ophthalmologie“ und № 11 „Neurochirurgie“ und „Diagnostik“). Dabei gab es zwei Verletzte, denen Erste Hilfe geleistet werden konnte. Die anderen Patienten wurden sofort in den Luftschutzkeller verlegt. Beim nächsten Beschuss – dem zweiten innerhalb von 24 Stunden, am Abend des 19. Dezember 2022 (bei uns Nikolaustag!) – gerieten die Geschosse ukrainischer Soldaten in die Gebäude № 2 („Archiv“ und „Labor“) und № 6 („Physiotherapie“ und „Neurochirurgie“) des grössten Kalinin-Krankenhauses, die in Brand gesetzt wurden. Die Fenster dieser medizinischen Einrichtung wurden zerstört, die Reste hingen aus den Fensterrahmen herab, überall lagen Splitter der explodierten Geschosse herum, daneben gab es Haufen herabgestürzter Steine der beschossenen Gebäude. Ab und zu kamen zerstörte Moskitonetze zum Vorschein, die aus den beschädigten Fenstern hinunterfielen. Überall wurde der Gebäudeverputz beschädigt. Viele Fenster klafften offen und im Boden gab es Trichter. Solch ein Doppelgeschenk erhielten die Donezker am Nikolaustag von den Ukronazis! Wegen der Beschiessungen dieser Medizinischen Anstalt wurde ein Strafverfahren durch das Ermittlungskomitee der Russischen Föderation gegen die ukrainischen Streitkräfte eröffnet.
Diese ungeahndeten Kriegsverbrechen von Seiten der Ukraine – organisiert, bewilligt und unterstützt durch die USA und die NATO – müssen endlich beendet werden, weil seit 2014 zu viel Blut unserer Landsleute vergossen wurde und zu unserem grössten Bedauern immer noch vergossen wird!
STOP!!!