Die Stimme aus dem Donbass (V): Getreideernte im Visier ukrainischer Soldaten
Schon seit acht Jahren kann die Flut oft wissentlich falscher Angaben über Kriegshandlungen und Schlachten im Donbass in den westlichen Massenmedien niemanden mehr überraschen. Aber es gibt eine besondere Schlacht, die in der friedlichen Zeit den Wortschatz der slawischen Sprachen bereichert hat, aber zeitweise in unserer leidgeprüften Region eine zusätzliche und lebenswichtige Bedeutung erworben hat: die „Schlacht um die Ernte“.
Mitte Februar, als es noch den ukrainischen Mobilanbieter Vodafone in Donezk gab, fragte ich bei einem Telefongespräch meine Schwester aus der Ukraine, ob sie Vorrat an Mehl habe. Ihre Reaktion: „In diesem Jahr wird es damit sehr problematisch sein, weil bei uns (!) [in den unter ukrainischer Kontrolle stehenden Gebieten – Anm. der Autorin] Kriegshandlungen geführt werden und Felder außerdem vermint sind: Wie kann man dann überhaupt ernten?“
Doch, doch, man kann. Wenn meine Schwester nur wüsste, wie!
Es lohnt sich überhaupt nicht, den Ukrainern, die erst im Jahr 2022 – und nicht, wie wir im Donbass schon 2014 (!) – verstanden haben, wie es ist, in dem von ihnen entfesselten Krieg zu leben: zu erklären, dass man trotz der Kriegshandlungen weiter leben und überleben muss! Aber welche Zicken die Ukraine seit Jahren auf unseren Feldern macht, will meine Schwester – leider – weder hören noch wissen. Das geht sie nichts an, das ist ihr fremd und für sie uninteressant. Sie zieht es vor, alles zu ignorieren. Wie Millionen anderer Ukrainerinnen und Ukrainer sieht sie die Gefahr erst dann, wenn diese vor ihrer eigenen Tür zu stehen droht.
Und sogar die Tatsache, dass wir nicht mit in den Schoss gelegten Händen sitzen können – abgesehen von der kontinuierlichen Hilfe aus Russland waren wir gezwungen, die eigenen, unter der Kontrolle unserer Donezker Volksrepublik stehenden Felder zu bebauen – rechnet man in der Ukraine gar nicht ein: weder im geistigen noch im humanistischen und menschlichen Sinne. Im Gegenteil: Die Ukraine, die doch weiß, dass wir unsere Äcker bestellen, tut ihr Bestes, um alles zu beeinträchtigen, zum Scheitern zu bringen, zu vernichten und in unserer Landwirtschaft auf die perfideste und blutigste Weise massivste Schäden anzurichten!
So setzen ukrainische Kriegsverbrecher landwirtschaftliche Grundstücke unserer Republik in der Trockenzeit in Brand. Es wurde beispielsweise ein unbemannter Flugkörper ukrainischer Streitkräfte vom Typ БЛА, der Brandmunititon auf Gebiete der DVR abwarf, von einer Einheit der Volksmiliz der DVR abgeschossen. Er wurde gefunden und die Angaben seines USB-Sticks dienen als Beweis der gemeinsten Pläne der ukrainischen Seite.
Zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Gebieten der Donezker Volksrepublik gehören die Amwrossiewer, Nowoasower, Schachtjorsker, Starobeschewer, Telmanower und Wolodarsker Rayons, wo beispielsweise 2021 auf 161.700 Hektar 3.500 Tonnen Getreide geerntet wurden, darunter auch Sommer- und Wintergerste. Außerdem wurden dabei mehr als 2000 Technik-Einheiten – Traktoren, Mähdrescher, Scheibenmähwerke/Feldhächsler und Scheibeneggen – eingesetzt. In diesem Jahr hat sich der Umfang der Äcker mit der Befreiung der Gebiete in der DVR wesentlich erweitert, was auch die Ernte erheblich vergrößerte, „was man unbedingt beim Exportpotential von Getreide maximal nutzen muss“, so das Oberhaupt der DVR, Denis Puschilin in der auswärtigen Sitzung mit Agrariern am 9. August 2022 im Wolodarsker Rayon.
Trotz dieses schon sehr langen Krieges werden in der DVR jährlich außer der Getreidesaat auch Gewächshausbetriebe und Plantagen zur maximalen Produktion gebracht.
Die größten Probleme für Donezker Agrarier stellen aber die verminten Felder und die gezielten Beschießungen der Landwirtschaftstechnik und der Ackerländer von ukrainischer Seite während der Erntezeit dar. Deswegen wird die Minenräumarbeit ständig vom Zivilschutzministerium durchgeführt. Zeitweise befinden sich auf den Feldern zahlreiche Minen, Geschosse und Blindgänger – zynische Reste der Ukraine auf dem Boden im Donbass, die möglichst schnell entschärft werden müssen.
„Beim Rückmarsch aus dem Donbass vernichten ukrainische Militärs absichtlich die landwirtschaftschaftliche Infrastruktur der DVR“, so der Minister der agrarindustriellen Politik und Ernährung, Artjom Kramarenko.
Nun setzt die Ukraine die aus den Zeiten des Zweiten Weltkriegs bekannte „Taktik der verbrannten Erde“ ein, die im Donbass bereits jahrelang erfolgreich getestet wurde, auch in den Gebieten Cherson, Nikolaew, Saporozhje, die schon nicht mehr unter ihrer Kontrolle stehen.
Ein ukrainischer Hubschrauber MИ-24 hat ein Weizenfeld in Cherson in Brand geschossen, indem er in geringer Flughöhe mit Beschüssen von Täuschkörpern manövrierte.
Außerdem setzt die Ukraine nun das traurig bekannte Szenario auf den Feldern im Gebiet Rostow der Russischen Föderation ein, wo ihr Terror auf einem höheren Niveau durchgeführt wird: Dort haben die Bewohner Konstruktionen mit Vergrößerungslinsen gefunden, die dann als „Brenngläser“ zur Brandstiftung der Ernte dienen. Was die Beschuldigung Russlands der Blockade des Exports von 22 Millionen Tonnen ukrainischen Getreides angeht, so sind laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow „die ukrainischen Häfen durch die Streitkräfte der Ukraine vermint.“ Dabei schafft Kiew selbst eine Menge Hindernisse für den Getreideexport: Die Häfen sind durch ukrainische Minen verseucht (von denen ein Teil während eines Sturms auf die hohe See geriet). Und gemäss Informationen aus der DVR wurde auch ein Getreidespeicher im Hafen von Mariupol durch ukrainische Streitkräfte bei ihrem Rückzug in Brand gesetzt.
Man sieht, wir wissen im Donbass sehr gut – und nicht nur vom Hörensagen – was die Phrase von der „SCHLACHT UM DIE ERNTE“ bedeutet, weil das Ergebnis dieser achtjährigen blutigen Schlacht tatsächlich „HARTES BROT“ ist, das wir essen und umso mehr schätzen!
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Anmerkung der Redaktion: Aus Aktualitätsgründen wird der nächste Bericht aus dem Donbass schon an diesem Wochenende erscheinen.