Die Stimme aus dem Donbass (IV): Schmetterlingsminen – todbringende Geschenke ukrainischer Soldaten
Das Wort „Schmetterlingsmine“ lautet auf Russisch wörtlich „Mine vom Typ Lepestok“ (Лепесток = Blumenblatt). Aber im realen Leben haben solch metaphorische Wortspiele aus dem Gebiet der friedlichen Vertreter von Flora und Fauna für die Zivilbevölkerung von Donezk – die Stadt der Rosen – und der Donezker Volksrepublik todbringende Folgen.
Die erste Alarmglocke schrillte am 28. Juli 2022 in Donezk, nachdem die Stadt mit Schmetterlingsminen beschossen wurde. Seitdem beschießen die ukrainischen Streitkräfte uns damit immer wieder und gezielt in verschiedenen Bezirken (Kiewer, Kirower, Kujbyschewer, Petrower und Woroschilower). Außerdem setzten die ukrainischen Soldaten diese todbringende Waffe auch auf dem Gebiet der Donezker Volksrepublik (Makeewka, Gorlowka, die Siedlung Nowonikolaewka) als auch in den heute nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle stehenden Gebieten Cherson, Saporozhje, Charkow und auch in Russland ein. Bis dahin bekamen wir „Geschenke aus der Ukraine“ in Form von Kassettensprengköpfen, die bei den Beschüssen mit „Toschka-U“ auf uns fielen, wie am 14. März 2022.
Pionierkräfte aus der DVR und Russland und hiesige Zivilschützer arbeiten rund um die Uhr, indem sie zuerst den Umkreis bestimmen, dann die Trotil-Körper-Ladung zu den gesammelten Schmetterlingsminen legen, sie danach zum Sprengen bringen und so zahlreiche Wohnbezirke, Höfe, Sport- und Kinderspielplätze, Parks, Grünanlagen, Stadien, belebte Plätze und Fahrwege durch Entschärfung von diesen Minen befreien. Die Minenvernichtung wird unterschiedlich durchgeführt: mit Einsatz von robotergestützter Technik, mit Auflegern und der Durchfahrt von Pioniertechnik durch den mit diesen Minen belegten Raum. – Ein Gewitter am 2. August 2022 hat die Situation allerdings zusätzlich erschwert, weil die markierten Minen weggeschwemmt wurden. Nun muss man sie wieder finden.
Es sei auch erwähnt, dass beherzte Donezker Bürger in ihrer Umgebung mit eigenen Kräften ihr Bestes tun, um Bevölkerung und Stadt vor großem Unheil zu retten. So gehen beispielsweise drei Nachbarn nach dem Beschuss am späten Abend sehr vorsichtig mit Taschenlampe durch nahe Straßen und markieren mit weißer Kreide und weißer Farbe – Fachleute machen das mit weißen und rot-weiß gestreiften Bändern – gefährliche Stellen von gelandeten Minen. „Wir haben schon acht solcher Minen gefunden“, so eine mutige Donezker Bürgerin.
Schmetterlingsminen sind sehr gefährlich und perfide, weil sie so unauffällig sind: Ihr Querschnitt beträgt nicht mehr als 12 Centimeter und sie wiegen nur 80 Gramm. Um zu verstehen, was sie anrichten können, muss man sich mit ihrer allgemeinen Charakteristik bekannt machen. Die Schmetterlingsminen – technische Bezeichnung PFM1 – sind Schützensprengdruckminen, die noch zur Zeit der UdSSR hergestellt wurden und eine Kopie der US-amerikanischen Mine Dragontooth (Drachenzahn) BLU-43/B sind. (Die Dragontooth-Minen wurden von den USA entwickelt und schon im Vietnam-Krieg – 1955 bis 1975 – eingesetzt. Red.) Die Schmetterlingsminen werden mit Mitteln der ferngelenkten Minenverlegung bedient, u.a. einer Kassette mit jeweils 64 Minen. Sie sind grün oder braun und werden in zwei Typen unterteilt:
- Schützensprengdruckminen-1, die nicht selbstlöschen können;
- Schützensprengdruckminen-1C, die eine bis vierzig Stunden nach dem Einstellungsmoment selbstlöschen können. Diese Zeit hängt von der Lufttemperatur und der Wärme der Sonnenbestrahlung ab.
Die Schmetterlingsminen kann man jetzt, im August, auf dem Boden – im Gras oder im Blätterwerk – nur sehr schwer identifizieren, weil sie wirklich den Blumenblättern ähneln und genauso klein sind. Wenn ein Erwachsener auf diese Mine tritt, so wird er unvermeidlich verletzt und schwer behindert, für ein Kind aber wird es noch fatalere Folgen haben. Traurige Statistik: Allein in dieser Woche werden in den Krankenhäusern schon acht Opfer von Minenexplosionen versorgt.
In den Massenmedien wird ständig über Vorbeugemaßnahmen berichtet, auf Handys werden SMS mit Informationen über Adressen mit Schmetterlingsminen-Beschüssen und Notdienstnummern geschickt.
Im Jahre 2005 hat die Ukraine die Ottawaer Konvention ratifiziert, laut der die Herstellung und der Einsatz solcher Minen verboten sind. Aber gegen die gemeine, niederträchtige und verbrecherische Ukraine mit dem nazistisch gesinnten ehemaligen Komiker an der Spitze ist überhaupt kein Gesetz gewachsen: nicht das Minsker Abkommen – und vom Herrgott ganz zu schweigen. Sie anerkennt nur das, was von den USA vorgeschrieben wird, die ihr die Waffen liefern und befehlen, wohin gezielt und geschossen werden muss. Der Beschuss der Azow-Gefängnisinsassen in Elenowka in der Nacht auf den 29. Juli 2022 mit HIMARS-Geschossen, die als Geschenk der USA nun im Truppendienst der Ukraine sind, zeugt eindrucksvoll und unwidersprochen davon, dass die Ukraine mit diesen Geschenken nicht nur auf die Donbass-Bewohner schießt, die sie zu Feinden erklärt hat, sondern auch auf ihre eigenen, ukro-nazistisch gesinnten Bürger!
(Zur Quelle des Aufmacherbildes siehe hier.)
Ergänzende Anmerkung der Redaktion: Der Generalsekretär der UNO, Antonio Guterres, hat an der Pressekonferenz vom 3. August in Beantwortung einer Frage zum Einsatz von Personenminen vom Typ Lepestok in Donezk den Einsatz von Waffen gegen Zivilisten klar verurteilt. Wörtlich sagte Guterres: „Ich bin nicht im Besitz von spezifischen Daten zu diesem Thema. Das Einzige, was wir immer sagen, ist, dass der Schutz der Zivilbevölkerung ein Schlüsselelement in jedem Konflikt ist und dass alle Parteien von Aktionen Abstand nehmen müssen, die das Leben von Zivilisten gefährden.“ Auch Amnesty International hat gestern Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass die Ukraine mit ihren militärischen Aktivitäten in bewohnten Zonen bewusst Zivilpersonen einem zusätzlichen Risiko aussetzen und damit gegen internationales Recht verstossen. Agnès Callamard, die Generalsekretärin von Amnesty International gestern wörtlich: „Wir haben dokumentiert, dass die ukrainischen Streitkräfte Zivilisten gefährden und gegen die Kriegsgesetze verstoßen, wenn sie in bewohnten Gebieten operieren.“ (cm)
PS vom 5. August 2022: Endlich hat, am Tag 163 des Krieges in der Ukraine, auch die – in anderen Themen beste – Schweizer Nachrichten-Sendung «Echo der Zeit» es gewagt, aufgrund der Kritik von Amnesty International auf die hochproblematische Kriegsführung der Ukraine hinzuweisen. Danke!
Siehe dazu auch: «Mehrere Tote, darunter Kinder: Ukraine beschießt Journalistenhotel in Donezk»
Siehe dazu auch: «Die Ukraine streut verbotene Antipersonenminen – der Westen schweigt».