Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagt, was man auch in Bern hätte wissen müssen, als man die Sanktionen der EU gegen Russland im Februar 2022 pauschal übernommen und auch die bisherigen Erweiterungen der Sanktionen ohne Differenzierung übernommen hat. (Bild TASS)

Die Schweiz ist als Vermittlerin nicht mehr geeignet

(Red.) Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat Recht: Die Schweiz ist als Vermittlerin in puncto Ukraine nicht mehr geeignet, da sie mit der Übernahme sämtlicher Sanktionen gegen Russland ihre Neutralität aufgegeben hat. Die russische Nachrichtenagentur TASS hat diese Aussage von Lawrow eben wieder bestätigt. (cm)

«MOSKAU, 19. April. / Die Schweiz ist keine brauchbare Plattform für Verhandlungen über die Ukraine, da sie Russland gegenüber offen feindselig eingestellt ist, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow in einem Interview mit den Radiosendern Sputnik, Govorit Moskva (Moskauer Gespräche) und Komsomolskaja Prawda.

„Wenn man die Situation in der Ukraine aus der Beurteilung herausnimmt, passt die Schweiz einfach nicht zu uns. Sie ist keine neutrale Partei, sie ist von neutral zu offen feindlich geworden“, sagte Lawrow.

Der Außenminister wies auf die Tatsache hin, dass die Schweiz alle westlichen Sanktionen mitmacht und außerdem eine neue nationale Sicherheitsstrategie verabschiedet hat, die vorsieht, dass sie „eine Sicherheitspartnerschaft nicht mit Russland, sondern gegen Russland aufbaut.“ (Gemeint ist die geplante Annäherung an die NATO. Red.) „Daher ist es etwas seltsam, dass sie ihre Türen so gastfreundlich öffnen und denken, dass sie immer noch eine Art Vermittlerrolle spielen können“, sagte Lawrow.

Zuvor hatte die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd angekündigt, dass das Land im Juni dieses Jahres auf dem Bürgenstock eine Konferenz über die sogenannte ukrainische Friedensformel abhalten werde. Die russische diplomatische Vertretung bestätigte, dass „die Schweizer Behörden Russland keine Einladung zu der Konferenz auf dem Bürgenstock geschickt haben.“ Wie der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow feststellte, sind Verhandlungen über die Ukraine ohne Russland sinnlos und in der Tat „ein vergeblicher Prozess“.»

Ende Zitat TASS.

Die formelle Einladung soll gemäß Außenminister Ignazio Cassis zwar erst noch verschickt werden, ändern an der Situation wird sie eh nichts. Das Doppelspiel der Schweizer Regierung – insbesondere der diesjährigen Bundespräsidentin Viola Amherd –, einerseits näher mit der NATO zusammenarbeiten zu wollen, andererseits wie in früheren Jahren international eine Vermittlerrolle zu spielen, schadet dem bisherigen guten internationalen Ruf der Schweiz massiv, beschädigt den bisherigen guten Ruf der Stadt Genf als wichtiger Platz für internationale Gespräche und ist dazu Zeit- und Geldverschwendung der Administration in Bern und der für die Sicherheit der geplanten Konferenz auf dem Bürgenstock verantwortlichen Armee. (cm)

Zur Originalmeldung der Nachrichtenagentur TASS in englischer Sprache.

Siehe zur gleichen Thematik: «Die Schweiz hat ihre Neutralität beerdigt. Ich schäme mich dafür.» (von Christian Müller)
Zur gleichen Thematik auch: «Schweizer Bundespräsidentin: Doppelmoral oder Dummheit? (von Christian Müller)
und: «CH-Friedenskonferenzen: No Business like Showbusiness» (von Helmut Scheben)

Und eben erreicht uns noch ein Offener Brief von einem Schweizer Bürger an Sergej Lawrow:
Wir Schweizer weigern uns, Feinde von Russland zu sein
Sehr geehrter Herr Sergej Wiktorowitsch Lawrow,
Als Schweizer weigere ich mich entschieden, Feind von Russland zu sein bzw. als solcher angesehen zu werden. Unsere beiden Völker leben auf der gemeinsamen eurasischen Scholle und sind Nachbarn und mit Nachbarn gilt es auszukommen.
Vieles im gegenwärtigen Bruderkonflikt zwischen der Ukraine und Russland verstehen wir nicht. Was  wir aber sehr gut verstehen können wäre die heftige Reaktion der italienischsprachigen Tessiner oder der französisch sprechenden Romands, sollte es ab morgen heissen, dass nur noch Deutsch gesprochen werden darf. Bekanntlich ist der Gebrauch der russischen Sprache in der Ukraine verboten. Eine Sprach-Gleichschaltung würde auch die Schweiz zerreissen.
Wie die Russen haben auch wir es in der Schweiz nicht gerne, würden z.B. die Deutschen bzw. die NATO wieder Angriffspläne gegen die Schweiz ausarbeiten (siehe Operation Tannenbaum) oder an unseren Grenzen Offensivwaffen aufstellen. Wie bekannt ist, hatte die Ukraine Angriffspläne. Die Natur meint es mit uns gut und gab uns Berge. Leider fehlen diese auf der Achse Berlin-Moskau.
Ich möchte mit Russland in Frieden und mit grossem kulturellem und wirtschaftlichem Austausch leben. Ich weiss, dass über 10 Tessiner Architekten beim Aufbau von St. Petersburg mithelfen durften, dass über 80 Schweizer Käsereien vor 100 Jahren im südlichen Kaukasus auf russischem Gebiet entstanden sind und dass General Suworow vor über 200 Jahren durch die Schweiz zog. 1872 kamen sagenhafte 95 % der Studentinnen an der Universität Zürich aus Russland. Lenin war zur Kur in Sörenberg, Rachmaninow in Hertenstein und Tolstoi in Luzern.
Wirtschaftssanktionen, die wir anders als z.B. die Franzosen, die Amerikaner und Holländer auch tatsächlich umsetzen, empfinde ich als hybride Kriegsführung und lehne sie in aller Form ab. Ich weiss, dass auch unsere Medien ein Teil dieser hybriden Kriegsführung sind und dafür bezahlt werden; nicht umsonst werde ich tagtäglich in der Schweiz zu 80% mit englischer Musik berieselt.
Herr Sergej Wiktorowitsch Lawrow, im Moment haben wir Schweizer nicht das beste Personal in unserem Aussendepartement ausgewählt und ich entschuldige mich für ihre grossen Versäumnisse in aller Form. Ich werde versuchen, den Neutralitäts-Sinn auch dort wieder herzustellen und gelobe Besserung.
Als Schweizer will und werde ich auch mit Russland wieder ein freundschaftliches Verhältnis pflegen. Seien Sie versichert, dass ich alles unternehmen werde, damit diese langjährigen und wertvollen Freundschaftsbrücken zwischen unseren Völkern wieder erneuert werden.
Mit einem wohlwollenden Gruss und auf unsere Freundschaft
Vital Burger
Emmenbrücke