Weil Donald Trump den Krieg in der Ukraine zu beenden verspricht, darf er ja nicht gewählt werden: NZZ-Aufmacher am 14. September 2024.

Die NZZ plädiert für einen Dritten Weltkrieg

Dass fast alle großen Tageszeitungen im deutschsprachigen Raum für noch mehr Waffenlieferungen an die Ukraine plädieren, ist bekannt. Die Neue Zürcher Zeitung NZZ – früher das „Intelligenzblatt der Schweiz“ genannt – hat offensichtlich die Absicht, in diesem Punkt sogar zum Opinionleader zu werden.

Schon am Samstag, 17. August 2024, plädierte NZZ-Chefredakteur Eric Gujer in einem Leitartikel auf der NZZ-Frontseite für mehr Krieg. Der letzte Absatz seines Plädoyers wörtlich: «Amerikaner und Europäer liefern Kiew nur das Nötigste. Für die Waffen gelten restriktive Einsatzregeln. Putin soll nicht provoziert werden, daher legt man auch der Ukraine künstliche Fesseln an. Erneut verhindert die Angst vor dem Weltkrieg eine wirksame Verteidigung. Ein Waffenstillstand rückt so in weite Ferne. Angesichts der Übervorsicht seiner Gegner in Washington oder Berlin hat Russland keinen Anreiz für Verhandlungen. Solange der Westen das Heft des Handelns nicht zurückgewinnt, bestimmen Aggressoren wie Moskau und Teheran, was auf der Welt geschieht. Frieden und Freiheit dient das nicht.»

Aha, weniger Angst vor einem Weltkrieg würde dem Frieden dienen. Logik à la NZZ.

In der Samstagausgabe vom 14. September 2024 belehrt die NZZ ihre Leserinnen und Leser erneut auf der Frontseite, diesmal mit der Headline «Die Ukraine ist Trump egal». Was schon einmal falsch ist. Denn wenn die Ukraine Trump egal wäre, dann würde er nicht großmäulig behaupten, den Ukrainekrieg in kürzester Zeit beenden zu wollen und auch zu können. Aber lassen wir die doofe Headline mal beiseite, der Frontseiten-Leitartikel von NZZ-Auslandredakteur Andreas Rüesch ist ein gut ausformuliertes Plädoyer für viel mehr und viel schnellere Militärhilfe für die Ukraine – und damit natürlich auch ein Plädoyer für die Wahl von Kamala Harris zur neuen US-Präsidentin, denn sie habe «Verständnis» für die Bedrohungslage der freien Welt.

Wörtlich: «Die Debatte bestätigte den Kontrast zwischen den Präsidentschaftskandidaten. Während Harris ein Verständnis der fundamentalen Bedrohungslage erkennen liess, wollte Trump nicht einmal zugeben, dass ein ukrainischer Erfolg gegen Putin im Interesse der USA läge. Er prahlte vor allem damit, dass er den Krieg im Nu beenden könnte – er hat dafür 24 Stunden veranschlagt. Damit zeigt Trump vor allem, wie wenig er von diesem Konflikt versteht.»

Klar, Trump versteht nichts von diesem Krieg, im Gegensatz zur NZZ, die weiß, wie der Krieg gegen Russland geführt werden sollte.

Wörtlich: «Das Engagement der Amerikaner verdient zwar hohe Anerkennung, gerade aus der Optik eines Landes wie der Schweiz, die bei der Ukraine-Hilfe auf beschämende Weise knausert und sicherheitspolitisch die Rolle des Trittbrettfahrers spielt. Aber es führt nichts an dem nüchternen Schluss vorbei, dass die USA und ihre Verbündeten zu zögerlich handeln und damit dem Kreml in die Hände spielen. Putin sieht sich im Krieg gegen die gesamte Nato und geht dieses Wagnis nur ein, weil er weiss, dass der Westen auf Sparflamme agiert. Würden Amerika und Europa ihre geballte Wirtschafts- und Technologiemacht zugunsten der Ukraine in die Waagschale werfen, wäre Russland chancenlos.»

Und hier noch die paar letzten Sätze von Andreas Rüeschs Plädoyer für noch mehr Krieg: «Gerade jetzt, da die Ukrainer vor einem entbehrungsreichen Kriegswinter stehen und an den Donbass-Fronten gegen den russischen Ansturm kämpfen, ist Unterstützung wichtiger denn je. Es ist keine Übertreibung, wenn Präsident Selenski erklärt, die Ukraine verteidige Europas Freiheit. Umfangreichere Militärhilfe würde nicht nur ukrainische Menschenleben retten, sondern wäre auch gut investiertes Geld. Denn verliert dieses Land den Krieg, wird der Rest Europas ein Vielfaches davon in die eigene Aufrüstung stecken müssen. Und je ernsthafter Europa für seine Sicherheit sorgt, desto geringere Chancen haben jenseits des Atlantiks Demagogen wie Trump, die mit Tiraden über die schlitzohrigen Europäer auf Stimmenfang gehen.»

Bitte keine Angst vor einem Einsatz von Nuklearwaffen!

Man könnte so eine Aufforderung zu mehr Krieg ja einfach als verantwortungslose Kriegstreiberei beiseite legen, wenn die NZZ nicht – in den gleichen 24 Stunden – einen zweiten Artikel publiziert hätte, diesmal auf «NZZ Pro», wonach die nukleare Abschreckung Russlands nicht mehr funktioniert und Putins Erwähnung seiner Nuklearmacht lediglich Bluff ist. Man lese richtig: Bluff! Ulrich Speck, ein anderer NZZ-Schreiber, erklärt, warum die von Russlands Präsident Wladimir Putin erwähnten „Roten Linien“ keine Bedeutung haben und warum es keine Abschreckung einer Nuklear-Macht gibt. Dieser Artikel ist frei zugänglich. Trotzdem ein längeres Zitat daraus:

«Bereits am 11. März 2022 sagte Biden auf einer Pressekonferenz, wenn Amerika ‹offensive Ausrüstung› in die Ukraine senden würde, wenn es Flugzeuge und Panzer mit amerikanischen Piloten und Crews schicken würde, dann wäre man im dritten Weltkrieg. Amerika werde aber ‹nicht den dritten Weltkrieg in der Ukraine› führen. Von da an gehörte die Warnung vor einem weiteren Weltkrieg zum offiziellen Sprachgebrauch des Weissen Hauses.
 
Im April 2022 gab der deutsche Bundeskanzler dem Magazin ‹Spiegel› ein Interview, dessen Titel lautete: ‹Es darf keinen Atomkrieg geben›. Man müsse ‹alles tun, um eine direkte militärische Konfrontation zwischen der Nato und einer hochgerüsteten Supermacht wie Russland, einer Nuklearmacht, zu vermeiden›, sagte Scholz. Er tue ‹alles, um eine Eskalation zu verhindern, die zu einem dritten Weltkrieg führt. Es darf keinen Atomkrieg geben.›
 
Biden und Scholz warnten vor einem dritten Weltkrieg beziehungsweise einem Atomkrieg, um Forderungen abzuwehren, der Ukraine durch die Lieferung von weiterreichenden Waffen stärker in ihrer Verteidigung gegen Russland zu helfen. Doch zugleich kommunizierten sie damit gegenüber Moskau ihre Ängste offen. Im Gegenzug nutzen Putin und russische Propagandisten jede Gelegenheit, auf das nukleare Potenzial Russlands zu verweisen.
 
Doch die roten Linien, die sich Washington und Berlin bei der militärischen Unterstützung der Ukraine setzten, lösten sich nach und nach auf. Je deutlicher die Ukraine Russland 2022 zurückdrängte, umso mehr wuchs die Bereitschaft im Westen, die Ukraine auch mit Panzern, schwerer Artillerie und Kampfflugzeugen auszurüsten.
 
Die zahlreichen Verweise auf russische Nuklearwaffen, die von Putin selbst, von Ministern und stellvertretenden Ministern kamen – vom amerikanischen Think-Tank CSIS in einer Datenbank gesammelt –, hielten den Westen zwar in steter Anspannung. Doch mit jeder Warnung, auf die nicht Taten folgten, gewann der Westen an Zuversicht, dass Putin nicht wirklich bereit sei, zum Äussersten zu gehen, dass Moskau also im Wesentlichen geblufft habe. Im September 2022 sah sich Putin sogar gezwungen, sein nukleares Säbelrasseln – die Erklärung, dass er ‹alle verfügbaren Mittel› zur Verteidigung Russlands benutzen werde – mit dem Zusatz zu versehen: ‹Dies ist kein Bluff.›
  
Nach und nach hat die Ukraine mithin alle imaginierten russischen roten Linien überschritten: von der Rückeroberung von ukrainischem Territorium, das Russland als annektiert deklariert hatte, bis hin zu Angriffen auf die Krim. Jetzt ist auch die roteste aller roten Linien überschritten: Die Ukraine hat sich auf russisches Territorium vorgewagt. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat daraufhin verkündet, das ‹naive, illusorische Konzept der sogenannten roten Linien in Bezug auf Russland› sei in sich zusammengebrochen.
 
Klar ist: Die Schwelle für Russland, nukleare Waffen einzusetzen, liegt erheblich höher, als das Weisse Haus in Washington und das Kanzleramt in Berlin angenommen oder befürchtet hatten. Trotz seinem Dementi hat Putin regelmässig geblufft.»

Ende Zitat Ulrich Speck.

Und was ist aus diesen zwei NZZ-Artikeln, gleichentags gelesen, zu schließen? Es ist ganz einfach: Der Westen – die USA, UK, die NATO, Deutschland – brauchen vor einem russischen Einsatz von Nuklearwaffen keine Angst zu haben, es ist alles nur russischer Bluff. Und der Westen – die USA, UK, die NATO, Deutschland – müssen nur noch viel mehr Waffen und diese nur noch noch viel schneller einsetzen, und schon ist Russland besiegt. Oder mit anderen Worten: Der Westen muss endlich den Mut haben, den Dritten Weltkrieg zu starten.

Siehe dazu auch: «Andreas Rüesch hätte einen Award verdient: bester Kriegstreiber und schärfster Russenhasser» (von Christian Müller)