Die Teilnehmer des sogenannten «Diner Republicain» sitzend v.l. Gastgeber Frank A. Meyer, Preisträgerin Anne Applebaum, Preisträger Radoslaw Sikorski (polnischer Außenminister), Gastgeberin Lilith Frey, Laudator Christian Lindner (deutscher Bundesminister der Finanzen). stehend v.l.: Eric Nussbaumer, Nationalratspräsident der Schweiz, Maja Hoffmann, Präsidentin Locarno Film Festival, Viola Amherd, Schweizer Bundesratspräsidentin, Mircea Geoana, Stellvertreter von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. (Bild Ringier)

Der größte Schweizer Medienkonzern prämiert die schlimmsten Kriegshetzer und Russlandhasser

Der – neben der TX Group AG – grösste Medienkonzern der Schweiz, Ringier, unterhält zur Ehre seines damaligen Schöpfers Hans Ringier die «Hans Ringier Stiftung». Diese verleiht mittlerweile seit 18 Jahren jedes Jahr anlässlich des Filmfestivals in Locarno den «Europapreis für politische Kultur». Warum nicht, auch wenn einzelne gefeierte Personen aus gutem Grund eher problematische Politgrößen waren oder noch sind. Die letzten im Jahr 2023 und jetzt im Jahr 2024 gefeierten Politikerinnen und Politiker allerdings sind alles andere als zu bewundernde Größen: Mit der damaligen estnischen Premierministerin Kaja Kallas im Jahr 2023 und mit der Publizistin Anne Applebaum und ihrem Ehemann Radoslaw Sikorski beschenkt Ringier höchst prominente Kriegshetzer und Russenhasser. Ob das im Sinne der europäischen Kultur ist?

Der «Blick», das Schweizer Pendant zur «Bild» in Deutschland, vermeldete am 8. August unter der roten Headline «Bannerträger der Freiheit» groß:

«‹Den «Europapreis für politische Kultur› der Hans Ringier Stiftung 2024 nahmen am Samstag in Ascona TI Anne Applebaum (60) und Radosław Sikorski (61) entgegen. ‹Das Lebenswerk dieses aussergewöhnlichen Ehepaars umfasst das westliche Denken von den USA über Israel bis Polen – den Freiheitsraum von West bis Ost›, begründete Frank A. Meyer die Wahl der diesjährigen Preisträger. Der Präsident der Stiftung hob hervor: Den beiden gebührt für ihr publizistisches und politisches Schaffen der Dank aller freiheitsliebenden Bürgerinnen und Bürger.›» 

Ob die beiden Ausgezeichneten positive Vertreter Europäischer Kultur sind, muss nicht nur bezweifelt werden, es ist schlicht blanker Unsinn. Anne Applebaum vertritt als (jüdische) Redaktorin der US-amerikanischen Publikation «The Atlantic» die uneingeschränkte finanzielle und militärische Unterstützung Israels durch die USA trotz seiner Kriegsverbrechen in Gaza. Ihr wurde beschähmenderweise bereits der „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ für das Jahr 2024 zugesprochen. Radoslaw Sikorski, ein seit vielen Jahren ranghoher Politiker und gegenwärtig der Außenminister Polens, war jener superschnelle Mann, der nach der Zerstörung der «Nord Stream II»-Gas-Pipeline durch Sabotage auf Twitter einen Post absetzte: «Thank you, USA!» Ist es europäische „politische Kultur“, sich über die Zerstörung einer über viele Jahre hinweg gebauten Unterwasser-Gas-Pipeline öffentlich zu freuen und dafür den mutmaßlichen Tätern, den USA, öffentlich zu danken?

Das war der Post von Radoslaw Sikorski nach dem Sabotageakt gegen die Nord Stream I und II-Pipelines. Für Ringier ist das „politische Kultur“.

Vor einem Jahr wurde der gleiche «Europapreis für politische Kultur» der damaligen estnischen Premierministerin Kaja Kallas zugesprochen – eine der extremsten Russlandhasserinnen innerhalb der EU und jetzt designierte Nachfolgerin des jetzigen EU-„Außenministers“ Josep Borrell. Die in Estland beheimateten russischsprachigen Menschen können ein Lied davon singen, wie die europäische „politische Kultur“ dieser Frau ausschaut.

Der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis links anlässlich der Übergabe eines gemalten Porträts der estnischen Premierministerin Kaja Kallas durch Frank A. Meyer. Rechts von FAM Kaja Kallas und ihr Mann, der Investmentbanker Arvo Hallik (Bild Ringier).

Präsident der «Hans Ringier Stiftung» ist Frank A. Meyer – in Journalistenkreisen bekannt unter dem Kürzel FAM –, der als junger linksliberaler Journalist damals zu Recht viel positive Beachtung fand, sich aber zusehends aufs Anbeten der Reichen und Mächtigen konzentrierte, offensichtlich um in diesen Kreisen selbst berühmt zu werden. Und weil er dabei vor allem versucht, die Wünsche der (jüdischen) Ehefrau von Ringier-Mehrheitsaktionär Michael Ringier zu erfüllen, wie Ringier-interne Mitarbeitende zu wissen glauben, haben im Jahr 2023 und in diesem Jahr europäische Politiker den Europapreis erhalten, die auch in der Thematik Gazakrieg bedingungslose Unterstützer Israels sind.

Und wer waren die Gäste an diesem widerlichen Anlass?

Warum aber muss über diese widerliche Veranstaltung in Ascona überhaupt berichtet werden? Was sind schon 50’000 Euros aus den Taschen einer Stiftung? Es ist ganz einfach: Frank A. Meyer lädt auch weitere Polit-Prominenz ein, im Jahr 2023 zum Beispiel den Schweizer Außenminister Ignazio Cassis, wie ein publiziertes Foto zeigt. Und in diesem Jahr eingeladen war auch die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd, die in Anbetracht der Medien-Stärke des Medien-Konzerns Ringier natürlich auch nicht den Mut hatte, die Einladung abzulehnen. Oder war sie vielleicht sogar gerne Gast der Feier der europäischen Prominenz? Auch das ist nicht auszuschließen, denn eingeladen und anwesend war auch Mircea Geoana, seines Zeichens der Stellvertreter von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Und dass die Schweizer Verteidigungsministerin, die in diesem Jahr auch sogenannte Bundespräsidentin ist, gerne mit der NATO gemeinsame Sache macht, ist mittlerweile bekannt. Auch der deutsche Finanzminister Christian Lindner gehörte zu den geladenen Gästen.

Anmerkung der Redaktion: Der Autor dieses Artikels, Christian Müller, war mehrere Jahre im Ringier-Konzern angestellt, so etwa in den 1980er Jahren als Chefredakteur der damaligen «Luzerner Neusten Nachrichten» LNN oder später in den 1990er Jahren als Generaldirektor des Medienunternehmens Ringier in Tschechien. Diese seine letzte Position im Ringier-Konzern hat er 1997 freiwillig verlassen, um sich als Medien-Consultant selbständig und unabhängig zu machen.