Alaska, rund 1,7 Millionen Quadratkilometer groß, also etwa fünfmal größer als Deutschland, gehörte einst zum russischen Zarenreich, wurde aber nach dem Krim-Krieg 1853-1856 im Jahr 1867 von Zar Alexander II für "einen Appl und ein Ei", wie man in Deutschland heute sagen würde, an die USA verkauft, da Russland wirtschaftlich ausgeblutet war. – Das Foto von Christian Müller macht die extrem dünn besiedelten Gebiete – im Schnitt etwa 0,4 Einwohner pro km2 – von Alaska deutlich, das Bild stammt aus seinem Buch über den Pilatus Porter "Im Einsatz rund um die Welt".

Das Alaska-Treffen gibt der besonderen Beziehung zwischen Russland und den USA neuen Schwung

(Red.) Stefano di Lorenzo, unser Vertrauensmann in Russland, beobachtet die dem Trump-Putin-Treffen in Alaska am kommenden Freitag vorauseilenden Kommentare in Russland und berichtet hier darüber. Die Erwartungen sind hoch, die Prognosen durchzogen. (cm)

Die Nachricht vom Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin, das für den 15. August 2025 in Alaska geplant ist, kam fast wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Nur wenige Tage zuvor hatte Trump, nachdem er sich enttäuscht über Russland gezeigt hatte und kurz davor zu sein schien, seine Rhetorik radikal zu ändern, Moskau ein Ultimatum gestellt. Nach einem bizarren Online-Streit mit dem ehemaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew hatte Trump sogar Atom-U-Boote als Machtdemonstration eingesetzt. Dann kam letzte Woche der Besuch von Trumps Gesandtem Steve Witkoff in Moskau, und alles änderte sich sehr schnell. Bald verwandelte sich die Nachricht von einem bevorstehenden Treffen zwischen dem amerikanischen und dem russischen Präsidenten in konkrete Pläne. 

„Das Treffen mit Putin war eine Entscheidung von Trump“, sagt Dmitry Trenin, ein unabhängiger russischer Politologe und ehemaliger Direktor des russischen Thinktanks Carnegie Moscow Center, in einem Gespräch mit GlobalBridge. „[Trump] brauchte einen Ausweg aus der Sackgasse, in die er sich mit seinem Ultimatum manövriert hatte, das nicht funktionieren würde (wie Trump selbst zugab). Die Geschichte mit dem U-Boot war lediglich ein emotionaler Ausbruch Trumps.“

Das Treffen in Alaska wird das erste Treffen zwischen Putin und einem amerikanischen Präsidenten seit dem Treffen zwischen Putin und Trumps Vorgänger Joe Biden in Genf im Juni 2021 sein, bevor im Februar 2022 die letzte Phase des Krieges in der Ukraine begann.

Wie der Berater des russischen Präsidenten Juri Uschakow berichtete, hatte Steve Witkoff sogar die Option eines trilateralen Treffens zwischen Putin, Trump und Wolodymyr Selenskyj erwähnt. Putin habe angemerkt, dass ein Treffen mit Selensky theoretisch möglich sei, solche Verhandlungen jedoch an Bedingungen geknüpft sein müssten, die noch lange nicht gegeben seien. Also ähnlich wie vor einigen Monaten, als der ukrainische Präsident Selenskyj Putin zu einem persönlichen Treffen in Istanbul eingeladen hatte, als ob es sich um ein Duell handeln würde. Russland hatte damals aber diese nicht ganz respektvolle Einladung zur Konfrontation mit der Ukraine ignoriert.

Die geographische Mystik

Wie Istanbul, wo im Frühjahr die Gespräche zwischen der Ukraine und Russland wieder aufgenommen wurden, scheint auch der Ort des Treffens zwischen Putin und Trump von großer Bedeutung zu sein. Trump sprach von Alaska als eine „logische“ Wahl. In Russland haben fast alle Experten auf die geografische Lage des Treffens geachtet. Der russische Senator Aleksej Pushkov bezeichnete die Wahl des Ortes als „unerwartete und unkonventionelle“ Entscheidung, die den „direkten und bilateralen“ Charakter des Gipfels ohne Vermittler unterstreicht. Die symbolische Bedeutung des Ortes wurde unter anderem auch von Sergej Mironow, Abgeordneter der Partei „Gerechtes Russland“, hervorgehoben, der der Meinung ist, dass die Wahl dieses Ortes signalisiert, dass die zukünftigen Verhältnisse in der Ukraine „direkt zwischen Moskau und Washington“ entschieden werden.

In der Nähe von Alaska berühren sich Russland und die USA fast, getrennt nur durch die Beringstraße, die an ihrer engsten Stelle nur 85 Kilometer breit ist. „Ich kann Russland von meinem Haus aus sehen“, hatte einmal die ehemalige republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin gesagt. Sie hatte als Gouverneurin von Alaska gedient und wurde später für ihre Worte gerne verspottet. Berücksichtigt man jedoch zwei fast unbewohnte Inselchen in den Gewässern der Meerenge, trennen die Vereinigten Staaten und Russland wirklich nur ein paar Kilometer. Im 19. Jahrhundert, als die USA in voller Expansion waren, gehörte Alaska zu Russland. Dann verkaufte das Zarenreich 1867 Alaska, aus russischer Sicht ein fernes Gebiet von geringem Interesse, an die Vereinigten Staaten von Amerika für 7 Millionen Dollar, was kaufkraftmäßig heute etwa 123 Millionen Dollar entspricht. Viele Russen meinen heute, das sei zu wenig gewesen, aber das Zarenreich brauchte damals Geld nach dem Krimkrieg. Und so kam es dazu, dass in Alaska der Westen den Osten fast berührt. 

Zwischen Begeisterung und Vorsicht

Die Aussicht auf das Treffen zwischen Trump und Putin wurde in Russland im Allgemeinen positiv aufgenommen. „Die Erwartungen sind ziemlich hoch“, sagt Stanislav Tkachenko, Professor für Internationale Beziehungen an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg, im Gespräch mit GlobalBridge. „Aber diese Erwartungen hängen nicht unbedingt mit der militärischen Sonderoperation in der Ukraine zusammen. Die Russische Föderation betrachtet die USA als ihren größten Gegner in der Welt, als das Land, das den Konflikt Russlands mit dem gesamten Westen ausgelöst hat. Aus diesem Grund wird die Aussicht auf ein direktes Gespräch zwischen den beiden Ländern von Moskau als etwas Attraktives angesehen. Die Russische Föderation sieht in diesen Gesprächen die Möglichkeit, die Beziehungen zwischen dem gesamten Westen und der globalen Mehrheit zu verbessern.“ 

In Russland wird der Begriff „globale Mehrheit“ immer mehr in Bezug auf die BRICS-Länder verwendet, die sich aus der Sicht Russlands der Hegemonie des Westens entgegenstellen.

Kirill Dmitriev, Leiter des russischen Staatlichen Investitionsfonds und einer der einflussreichsten Leute aus Putins Umfeld, schrieb auf X: „Die Neokonservativen und andere Kriegstreiber werden am 15. August 2025 nicht lächeln. Der Dialog zwischen Putin und Trump wird Hoffnung, Frieden und globale Sicherheit bringen“. Dmitriev selbst wies jedoch darauf hin, dass es „titanische Anstrengungen“ verschiedener Länder geben werde, um den Gipfel durch „Provokationen und Desinformation“ zu sabotieren. Auch Kreml-Sprecher Juri Uschakow betonte, dass der Gipfel Engagement und Komplexität erfordern werde, bekräftigte jedoch, dass Moskau „aktiv und energisch“ daran teilnehmen werde. 

Man hat den Eindruck, dass Russland diesmal ein starkes Interesse daran hat, den Konflikt in der Ukraine zu beenden, wenn auch nicht um jeden Preis. Dies zeigte sich bereits im Februar, als es zu ersten diplomatischen Annäherungen seitens der zweiten Trump-Regierung kam. 

Unter den russischen Kommentatoren, die dem überpatriotischen Lager am nächsten stehen, behaupten einige, Trump habe der russischen Initiative nachgegeben und Putin damit ermöglicht, an Raum und Sichtbarkeit zu gewinnen, ohne an der Ukraine-Front Boden preisgeben zu müssen. 

Andere, wie Dmitry Trenin, neigen weniger zu triumphalistischen Ausbrüchen: „Das Treffen selbst wird positiv bewertet, aber das Wichtigste ist die Erreichung der Ziele der militärischen Sonderoperation. Wenn das Treffen zur Lösung des Ukraine-Problems beiträgt – gut. Wenn die Amerikaner von Russland große Zugeständnisse verlangen – wird es keine Einigung geben.“

Kann dieses Treffen den Krieg in der Ukraine beenden?

Aber in Russland scheint diesmal die Möglichkeit eines Waffenstillstands oder einer vorübergehenden Vereinbarung als realistisch beurteilt zu werden. Es werden Zeichen diplomatischer Öffnung hervorgehoben.

Die Ukraine und Europa bestehen jedoch darauf: Ohne ihre Zustimmung kann kein Abkommen akzeptabel sein, keine Gebietsabtretungen sind zulässig. Darüber hinaus wird die Beteiligung Kiews als wesentlich für einen dauerhaften Frieden angesehen. 

„Der Gipfel ist einerseits ein möglicher Schritt zu einer Einigung über den Konflikt in der Ukraine“, sagt Stanislav Tkachenko. „Andererseits ist für Russland klar, dass Trump weder die Ukraine noch Europa kontrollieren kann.“

Alexander Jakovenko, ehemaliger Botschafter der Russischen Föderation im Vereinigten Königreich zwischen 2011 und 2019, stellte in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti einen russischen Plan vor, der eine „Föderation der Ukraine“ vorsieht. Diese sollte den östlichen Gebieten der Ukraine ermöglichen, im Gegenzug für einen Waffenstillstand enge Beziehungen zu Russland aufrechtzuerhalten.

Der Kreml scheint also offen für die Möglichkeit eines Waffenstillstands zu sein, der die bereits vor Ort gezogenen Grenzen bestätigt, ohne jedoch unbedingt auf der Integrität der vier Oblast im Süden der Ukraine zu bestehen, die offiziell in der russischen Verfassung bereits enthalten sind. Wie Russland wiederholt erklärte, müsste jeder Waffenstillstand die „Realitäten vor Ort“ berücksichtigen und die von Moskau kontrollierten Gebiete unverändert lassen. Aber auch wenn die Erwartungen vorsichtig sind, sind Überraschungen nicht auszuschließen

(Red.) Und hier zu einem mit Künstlicher Intelligenz hergestellten Video aus Russland, bei dem echt gelacht werden darf!

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