
Die ehemals beste Schweizer Info-Sendung verkommt zum westlichen Propaganda-Sender
Das «Echo der Zeit», die allabendliche, meist etwa Dreiviertelstunden dauernde Info-Sendung des öffentlich-rechtlichen Schweizer Radios, konnte eben ihr 80-Jahr-Jubiläum feiern. Als promovierter Historiker, der ich bin, und als aktiver unabhängiger und kritischer Journalist, der ich jahrzehntelang war und immer noch bin, habe ich das «Echo» oft und öffentlich lautstark gelobt. Doch spätestens seit seinem Russland-Korrespondenten David Nauer ist es auf dem Weg zum einseitigen, einäugigen Russland-Hass-Propagandisten. Gerade wieder hat sein „Spezialist“ für internationale Diplomatie, Fredy Gsteiger, ein anschauliches Beispiel geliefert.
Am 15. Januar 2022 brachte das «Echo der Zeit» einen Beitrag, in dem über die russischen RT-Nachrichten berichtet und diese als üble Propaganda bezeichnet wurden. Ich erlaubte mir, dem «Echo» darauf eine Mail zu schreiben und darauf hinzuweisen, dass es nicht geht, einseitig negativ über RT zu berichten, ohne auch nur mit einem Wort darauf hinzuweisen, dass auch der Westen mit «Radio Free Europe» (RFE) und «Radio Liberty» solche Propaganda-Sender betreibt, ja dass diese Sender schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1949 auf Initiative des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA (!) gegründet, betrieben und finanziert worden sind.
Einen Monat später, am 16. Februar 2022, brachte das «Echo» einen neuen Beitrag zum Thema „Propaganda-Sender“, in dem nun tatsächlich die Gründung von «Radio Free Europe» durch die CIA erwähnt wurde. Ich erlaubte mir, mich für diese „Korrektur“ beim zuständigen Journalisten Roger Brändlin und beim verantwortlichen Produzenten Damian Rast zu bedanken. Und beide schrieben mir persönlich zurück. Wörtlich
„Sehr geehrter Herr Müller,
Vielen Dank für Ihre Nachricht, die uns natürlich freut.
Es tut mir leid, dass ich auf Ihre letzte Nachricht gar nie persönlich reagiert habe.
Aber Ihre Kritik an unserem Beitrag über Russia Today hat bei uns Diskussionen ausgelöst und die Idee für das gestrige Gespräch ist auch auf Grund Ihres Inputs entstanden.
In diesem Sinn vielen Dank für das kritische Zuhören und Ihre Treue.
Beste Grüsse
Damian Rast“
und
“Sehr geehrter Herr Müller,
Danke für ihr Mail! So etwas (mein Dankesbrief, Red.) freut einem natürlich sehr. Ehrlich gesagt, habe ich mich nach dem Gespräch gestern tatsächlich auch besser gefühlt als nach jenem, das Sie im Januar beanstandet hatten. Unsere Ansprüche – und auch meine persönlichen – decken sich mit Ihren Vorstellungen. Der journalistische Alltag ist manchmal halt ein anderer…
Aber es freut mich, dass wir Sie wieder an Bord haben. Ich freue mich auf Ihr nächstes Mail.
Freundliche Grüsse zurück
Roger Brändlin“.
Fazit: Das «Echo der Zeit» war sich einer absolut einseitigen Berichterstattung, offensichtlich auch aufgrund meines Briefes, bewusst geworden und war bereit, das zu korrigieren! Im Februar 2022!
Und heute?
Heute reist Fredy Gsteiger, der beim «Echo» zuständige Mann für Themen der internationalen Diplomatie, nach Prag, wo «Radio Free Europe», ursprünglich von München aus operierend, seit 1995 in Prag domiziliert und heute mit 700 Mitarbeitenden vor Ort im Einsatz ist und – Achtung! – 23 Länder in 27 Sprachen mit „Infos“ aus dem Westen bedient. Und Fredy Gsteiger beschreibt, wie sich diese Leute dort tapfer für die – natürlich westliche – „Freiheit“ einsetzen und auch jetzt engagiert weiterkämpfen, obwohl die Gefahr besteht, dass die USA unter Präsident Donald Trump die Zahlungen an RFE kürzen oder sogar ganz einstellen. Kein Wort natürlich darüber, dass «Radio Free Europe» damals, im Jahr 1949, vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA gegründet wurde – mit genau der Absicht, die Bevölkerungen im Einflussgebiet der damaligen Sowjetunion über die Vorteile der westlichen – kapitalistischen – Welt zu informieren und auf US-Kurs zu bringen. Bei «Radio Free Europe» geht es ja um die „Freiheit“ der Menschen in jenen anderen Ländern, die noch nicht wie viele Länder in Europa zu Vasallen der USA verkommen sind. Alles nach dem Grundprinzip “USA, UK, NATO und EU gut!“, „Russland böse!“. So sieht es, dreieinhalb Jahre nach der damaligen – korrigierten! – Berichterstattung des «Echos» über «Russia Today», heute aus.
Zur Sendung von Fredy Gsteiger hier anklicken.
Wissen muss man, dass der Westen es in puncto Propaganda-Sender in anderen Sprachen nicht bei «Radio Free Europe» hat bewenden lassen. Schon 1953 kam die «Deutsche Welle» hinzu, ein deutscher Propaganda-Sender, der in 32 Sprachen (!) Infos – oder eben westliche Propaganda – in andere Länder sendet. Gemäß Wikipedia hatte die «Deutsche Welle» im Jahr 2021 ein Jahresbudget von 391 Millionen Euro – also für jeden einzelnen Tag mehr als eine Million Euros! Anfang Februar 2022 wurde die «Deutsche Welle» in Russland verboten, eine absolut nachvollziehbare Reaktion Russlands auf das Verbot des deutschsprachigen russischen Senders RT in Deutschland. Nochmals: eine Reaktion!
Aber der Böse ist natürlich immer Russland.
Schon Im November 2007, also vor bald acht Jahren, habe ich zum Thema Propaganda-Sender in anderen Sprachen einen längeren Artikel geschrieben. Er kann hier nachgelesen werden: «Propaganda im Ausland? Wenn zwei das Gleiche tun ..». Und hat sich seither etwas gebessert? Im Gegenteil! Heute betreiben nicht nur spezielle Auslandsender Propaganda für die westliche „Freiheit“. Auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind weitgehend zu Promotoren des Russlandhasses geworden.
Man beachte zum Beispiel jetzt auch wieder die Berichterstattung über Moldawien, wo am Wochenende gewählt wurde. Russland hat „desinformiert“ und „sich eingemischt“, die EU aber hat die EU-freundliche PAS-Partei von Präsidentin Maja Sandu „unterstützt“ …