Sinnlose Panikstimmung im Baltikum

Erstmals seit dem Jahr 2022 führen die Streitkräfte der Republik Belarus zusammen mit jenen der russischen Föderation vom 12. bis zum 16. September dieses Jahres wieder eine gemeinsame militärische Großübung durch (1). Durchführungsort soll das Innere von Belarus, weit entfernt von der Westgrenze sein (2). Trotzdem steigt die Nervosität in Osteuropa: Manche Kommentatoren wollen schon den Zeitpunkt einer russischen Invasion in Europa wissen und sprechen vom „letzten Sommer in Frieden“ (3), denn nach ihrer Lesart dient die Übung „Zapad-25“ nur dem Aufmarsch einer russischen Invasionsarmee in Belarus (4). Durchführungsort sollte ursprünglich das Innere von Belarus, weit entfernt von der Westgrenze sein. Jetzt aber will Belarus gegebenenfalls Truppen nahe an die Grenze zu Polen und Litauen entsenden, wo die NATO Übungen durchführen will (2). Jetzt steigt die Nervosität in Osteuropa.

Parallelen zum Fünftage-Krieg in Georgien 2008 werden gezogen, sowie zum Beginn des russisch-ukrainischen Krieges im Februar 2022. Gerade der Bericht des Schweizer Boulevard-Blatts „Blick“, der rasch auf den Zug aufgesprungen ist, enthält aber massive sachliche Fehler. Nicht Russland hat im August 2008 Georgien angegriffen, sondern Georgien Südossetien und die dort stationierten russischen Peacekeeper, die als Folge eines von Moskau vermittelten Waffenstillstands in Zchinwali standen (5). Der damalige georgische Staatspräsident Micheil Saakaschwili hatte sich damals offenbar für besonders schlau gehalten und mit dem Angriff zugewartet, bis die russische Übung „Kavkaz-2008“ zu Ende ging und sich die Truppen auf dem Rückweg in ihre Heimatbasen befanden. Er hatte aber wohl nicht mit einer derart raschen Reaktion der Russen gerechnet. Ob Wolodymyr Selenskyj ähnlich dachte, als er im Februar gegen Ende der russisch-belarussischen Übung „Entschlossenheit der Union 22“ (russisch: Союзная решимость) vom 10. bis 20. Februar 2022 im Raum Gomel – Mozyr den Beschuss der rebellischen „Volksrepubliken“ von Luhansk und Donetsk intensivierte, ist derzeit noch unklar (6). Ob zu Recht oder zu Unrecht, in Moskau mag man die Wiederholung des Szenarios vom August 2008 vor Augen gehabt haben.

Wer bedroht hier wen?

Die Armee der Republik Belarus umfasst derzeit sechs Brigaden der Kampftruppen des Heeres und der Luftlandetruppen. Ihnen stehen allein in Polen fünf Mechanisierte Divisionen des Heeres und zwei Brigaden der Luftlandetruppen gegenüber, d.h. drei Mal so starke Kräfte (7). Dazu kommen dann noch die Streitkräfte der Verbündeten in der NATO. Und an der Nordwestgrenze von Belarus, in Litauen, sind in den letzten Jahren zusätzliche Truppen aufgestellt und solche der NATO stationiert worden (8). Angesichts dieser Kräfteverhältnisse von einer akuten Bedrohung der NATO aus dem Territorium von Belarus heraus zu sprechen, ist Augenwischerei.

Trotz der zahlenmässigen Unterlegenheit ihrer Armee hat die belarussische Regierung bislang keiner dauernden Stationierung starker russischer Truppenteile auf belarussischem Territorium zugestimmt. Die Panikstimmung, die sich in den letzten Monaten in Vilnius und Warschau ausbreitete, hat Minsk offenbar noch nicht angesteckt. Man begnügt sich damit, im Mehrjahresrhythmus die Verlegung von russischen Kräften nach Belarus zu üben. An der letzten Übung „Zapad-21“ waren 200’000 russische und belarussische Soldaten beteiligt gewesen. Durchgeführt wurde sie auf Truppenübungsplätzen bei Brest, nahe der polnischen Grenze, bis in die Region Wologda tief in Russland (9). Das Szenario entsprach dem Standard: Im Inneren von Belarus, nordwestlich der Hauptstadt Minsk, wurde ein gegnerischer Angriff aus dem fiktiven Land „Veyshnoriya“ aufgefangen, dann wurden die eingedrungenen gegnerischen Truppenteile eingekesselt und zerschlagen, bevor zum Schluss der Gegenangriff die Ausgangslage wiederherstellte. Trotzdem werteten manche Beobachter das Übungsszenario als gegen ein NATO-Land gerichtet (10).

Karte: Szenario und Durchführungsorte der Übung „Zapad-21“; Angriff aus dem fiktiven Land „Veyshnoriya“. Quelle: Verfasser

Wenn das Übungsszenario der Vorbereitung auf einen Krieg zwischen der NATO und den Verbündeten in der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit darstellen sollte, dann höchstens auf eine Aggression der NATO. 

Absehbarer Übungsverlauf

In der Übung „Zapad 25“ üben Russen und Belarussen mit größter Wahrscheinlichkeit das, was angesichts der zahlenmäßigen Unterlegenheit der belarussischen Armee gegenüber seinen NATO-Nachbarn zwingend ist, nämlich die rasche Verlegung von Kräften aus Russland nach Belarus.  

Damit kann der Verlauf der Übung ein Stück weit antizipiert werden: Angesichts der hohen Bedeutung der Lücke zwischen der Düna bei Vitebsk und dem Dnepr bei Orscha ist davon auszugehen, dass die rasche Verlegung von Truppen aus dem Innern Russlands – aus geographischen Gründen steht der Raum Moskau mit der 1. Garde-Panzerarmee im Vordergrund – via Smolensk eine erste Phase der Übung bilden wird. Darauf folgt wohl die Sicherung der Übergänge über die Beresina zwischen Borisov und dem Raum Novozaslonovo und die weitere Verschiebung in den Raum Minsk. 

Wenn die Stärke der teilnehmenden Truppen um die 13’000 Mann besteht, dann kann die terrestrische Komponente nach Abzug der Kräfte der Luftstreitkräfte, der elektronischen Kriegführung, der Führungsunterstützung und der Logistik wohl kaum mehr als eine Brigade umfassen (11). Eine russische Brigade zusätzlich auf dem Territorium von Belarus kreiert aber noch keine existenzielle Bedrohung der Nachbarländer. Alarmstimmung müsste erst aufkommen, wenn es bedeutend mehr Truppen wären.

Die an der belarussischen Westgrenze stehenden drei Brigaden Kampftruppen der belarussischen Armee (motorisierte Schützen und Luftlandetruppen) reichen für einen Angriff auf die zahlenmäßig mehrfach überlegene polnische Armee nicht aus, sondern können bestenfalls verzögernd in Richtung Minsk zurückgehen. Zur Bildung einer zusammenhängenden Verteidigung müssten sie durch circa drei Divisionen verstärkt werden, was in der Praxis wohl bedeutet, dass das Gros der 1. Garde-Panzerarmee aus Russland an die belarussische Westgrenze verlegt werden müsste. Davon ist nach derzeitigem Informationsstand aber nicht auszugehen. 

Was abgesehen von diesen Truppenbewegungen im Rahmen der Übung sonst noch geschieht, hängt schon von der Lust der Staatschefs auf Provokation ab. Von einer terrestrischen Bedrohung der litauischen Hauptstad Vilnius wäre erst auszugehen, wenn hinter dem Grenzübergang Kamennyi Log ein Bataillon zur Sicherung der Ausgangsstellung aufgestellt und ein Verband von mindestens einer Brigade über Molodechno hinaus vorgeschoben würde. 

Für einen überfallartigen Angriff aus dem äußersten Norden von Belarus entlang der Düna in Richtung Daugavpils ist die Distanz aus Vitebsk zu groß. Angriffstruppen müssten weit über Novopolotsk hinaus vorgeschoben werden. Erst dann müssten in Lettland die Alarmglocken läuten. 

Karte: Belarus, Kampftruppen und Übung „Zapad-25“. Quelle: Verfasser.

Möglichkeiten für Gegen- oder Vorsichtsmaßnahmen der NATO gibt es durchaus: Eine Übung mit Formationen der elektronischen Aufklärung im Raum Daugavpils, in deren Verlauf der Aufmarsch von militärischen Kräften im Norden von Belarus sicherlich nicht unbemerkt bliebe, kombiniert mit einer Übung im Großraum Riga, in vergleichbarer Distanz zur belarussisch-lettischen Grenze, wäre sicherlich eine Möglichkeit, Wachsamkeit zu demonstrieren, ohne provokativ zu wirken. Darüber hinaus wäre eine Einladung der belarussischen Seite zur Entsendung von Beobachtern zur Übung „Zapad-25“, wie das Wiener Dokument sie vorsieht, anzunehmen. Eine solche wird höchstwahrscheinlich in wenigen Wochen erfolgen. Ähnlich verfahren kann das benachbarte Litauen mit Übungen in den Räumen Vilnius und Kaunas. An derartigen Maßnahmen wird man messen können, wie ernst gemeint das Gezeter um Kriegsgefahr im Baltikum wirklich ist. 

Die Sprache der militärischen Stärke

Russland hat seit dem Zerfall der Sowjetunion seine Erfahrungen mit der NATO gemacht. Die Vorbehalte Russlands gegen die NATO-Osterweiterung sind sattsam bekannt, aber der Westen hat sich nie die Mühe genommen, auf die Bedenken Russlands einzugehen. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise ein Neuanlauf zu einem Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa gewesen (12). In der Vergangenheit fiel es Brüssel umso leichter, sich über die russischen Bedenken hinwegzusetzen, als dass man glaubte, Russland habe keine Optionen, um irgendwelche Entwicklungen in Osteuropa zu beeinflussen, weder politische, noch wirtschaftliche und schon gar keine militärischen. Es war wohl dieselbe Logik, die dazu führte, dass der Westen Russland eine Abfuhr erteilte, als dieses im Dezember 2021 von den USA und der NATO Sicherheitsgarantien forderte (13). Gestützt auf erneut unrealistische Einschätzungen der militärischen Fähigkeiten Russlands erfolgte wohl auch der ukrainische Rückzug aus den Waffenstillstandsverhandlungen in der Türkei im Frühjahr 2022. Erst das Scheitern der vollmundig angekündigten ukrainischen Sommeroffensive im Herbst 2023 mag ein Umdenken bewirkt haben – zumindest bei den klügeren Köpfen im Westen (14). Die anderen sind seit Oktober 2023 in Panikstimmung.

Panic-Button. Quelle: Pixabay (15)

Seither zeigt das russische Vorrücken im Osten der Ukraine gegen eine von der NATO unterstützte, ausgerüstete, ausgebildete und geführte ukrainische Armee, dass der Westen keine militärische Option gegen Russland mehr hat, ausser einem globalen Nuklearkrieg. Einen solchen um der Ukraine willen zu führen, hat US-Präsident Donald Trump aber schon seit seinem Wahlkampf abgelehnt. Sollte es ob der Ukraine aber tatsächlich zu einem Krieg zwischen dem Westen und Russland kommen, dann wird es ein europäisch-russischer Krieg sein, das hat Trump mittlerweile auch klargemacht. Im Vorfeld davon hat Russland alles Interesse, die Reihen seiner Widersacher zu schwächen – vorerst mit nicht-kinetischen Methoden (16). „Hybride Kriegführung“ nennt das die NATO. Diejenigen, die im Vertrauen auf die militärische Überlegenheit des Westens darauf verzichteten, eine Friedenslösung für die diversen Probleme der Ukraine zu präsentieren, sind jetzt ratlos. Aber neue Lösungsansätze präsentieren sie nicht. 

Auf der anderen Seite des neu entstandenen Eisernen Vorhangs ist man aber zur Erkenntnis gekommen, dass namentlich die Westeuropäer nichts besser verstehen, als die Sprache der militärischen Stärke. Das wird den Umgangston in den nächsten Jahrzehnten prägen.

Diplomatie und operative Informationsführung 

Eine weitere Frage ist diejenige nach der militär-diplomatischen Begleitung der Übung im September. Nach Wiener Dokument von 2011 müssten die Übungsparteien die Übung anmelden und Militärbeobachter einladen (17). Wie üblich werden wieder Rufe laut werden, die Übungspartei verberge das wahre Ausmass der Übung oder zerlege sie absichtlich in Einzelübungen, deren Teilnehmerzahl tiefer liege, als die Schwelle des Wiener Dokuments. Vielleicht sind Belarus und Russland aber auch gar nicht interessiert an vollständiger Klarheit, sondern möchten eine gewisse Ambiguität schaffen. Das wäre insbesondere der Fall, wenn Minsk und Moskau den Nachbarn eine Art Schocktherapie zukommen lassen möchten. Danach kann man ja immer noch Gespräche über die Begrenzung konventioneller Streitkräfte im Ostseeraum anbieten. 

Aber „Blick“ und „Focus“ berichten nicht einfach so falsch: Ihre Berichte sind vielmehr als Teil der operativen Informationsführung der NATO einzuordnen. Wozu intensiviert die NATO die Informationsführung in Bezug auf das Baltikum? Die militärischen Kräfteverhältnisse dort sind ausgewogen, keine der Seiten hat eine genügende numerische Überlegenheit für einen Angriff. Es wird der NATO wohl darum gehen, sich als Beschützer und Retter von Lettland und Litauen vor einem russischen Angriff zu präsentieren.

Die verheerende Vergeltung, von welcher NATO-Generalsekretär Mark Rutte sprach, kann nur nuklearer Natur sein, denn konventionelle NATO-Kräfte beeindrucken in Moskau schon kaum jemanden mehr (18). Hohle Töpfe haben den lautesten Klang, das wusste schon William Shakespeare. 

Anmerkungen

  1. Das Vorhaben zu dieser Übung war schon im vergangenen Herbst genehmigt worden. Siehe Одобрен замысел военногоучения „Запад-2025“ – Минобороны, bei Tochka, 23.10.2024, online unter https://tochka.by/articles/policy/odobren_zamysel_voennogo_ucheniya_zapad_2025_minoborony/, in russischer Sprache. Vgl. Юлия Леонова, Богдан Степовой, Андрей Федоров: Западный горизонт: как Россия и Белоруссия готовятся к стратегическим учениям. Будут отрабатываться современные сценарии конфликтов с задействованием беспилотных, воздушных и наземных компонентов, bei FFF, 17.01.2025, online unter https://iz.ru/1823921/iuliia-leonova-bogdan-stepovoi-andrei-fedorov/zapadnyi-gorizont-kak-rossiia-i-belorussiia-gotoviatsia-k-strategicheskim-ucheniiam, und Богодель: учение „Запад-2025“ не про угрозы, а про защиту Беларуси и России от воздействия извне, bei Belta, 19.03.2025, online unter https://belta.by/society/view/bogodel-uchenie-zapad-2025-ne-pro-ugrozy-a-pro-zaschitu-belarusi-i-rossii-ot-vozdejstvija-izvne-703482-2025/, basierend auf den offiziellen Erklärungen der belarussischen Behörden, beide in russischer Sprache.
  2. Siehe „Беларусь перенесет военные учения с Россией вглубь страны и сократит число их участников для «снижения напряженности»“ bewi Meduza, 28.05.2025, online unter https://meduza.io/news/2025/05/28/belarus-pereneset-voennye-ucheniya-s-rossiey-vglub-strany-i-sokratit-chislo-ego-uchastnikov-dlya-snizheniya-napryazhennosti?utm_source=chatgpt.com. Die Erkundung zur Übung wurde gemäß offiziellen Angaben des Chefs des Generalstabs der Republik Belarus, Generalmajor Muraveiko mittlerweile abgeschlossen. Siehe “ Муравейко: мы готовы к приему войск и началу учений «Запад-2025» в установленные сроки“ bei SB.BY, 23.07.2025, online unter https://www.sb.by/articles/muraveyko-my-gotovy-k-priemu-voysk-i-nachalu-ucheniy-zapad-2025-v-ustanovlennye-sroki.html, in russischer Sprache. 
  3. So hatte sich der deutsche Militärhistoriker Sönke Neitzel ausgedrückt. Siehe Anais Bockholt, Malte Arnsperger: „Letzter Sommer in Frieden?”: Bald beginnt bedrohliche Putin-Übung; Nach der letzten folgte Ukraine-Angriff: Bald startet Putin bedrohliche Militär-Übung, bei Focus Online, 20.07.2025, online unter https://www.focus.de/politik/ausland/letzter-sommer-in-frieden-bald-beginnt-bedrohliche-putin-uebung_b5cd3a2f-9ae4-4b19-b7e6-c445a045fdd1.html
  4. Siehe Alina Hrytsenko: Putin will den Westen provozieren, bei Süddeutsche Zeitung 18.07.2025, online unter https://www.sueddeutsche.de/meinung/russland-ukraine-grossuebung-sapad2025-analyse-kommentar-li.3281493?reduced=true. ; unkritisch übernommen im „Blick“ von Fabrice Obrist: Russisch-belarussisches Grossmanöver steht an, bei Blick, 20.07.2025, online unter https://www.blick.ch/ausland/18-paket-eu-verhaengt-neue-russland-sanktionen-id17193095.html
  5. Das war das Ergebnis einer Untersuchung durch eine vom Europaparlament ernannte Kommission unter der Leitung der Schweizer Diplomatin Heidi Tagliavini. Siehe Bericht der Independent International Fact-Finding Mission on the Conflict in Georgia, Report, Band 1, o.O., September 2009, online unter https://www.mpil.de/files/pdf4/IIFFMCG_Volume_I2.pdf, Band 2, online unter https://www.mpil.de/files/pdf4/IIFFMCG_Volume_II1.pdf, Band 3, online unter https://www.mpil.de/files/pdf4/IIFFMCG_Volume_III1.pdf. Zusammenfassungen und Schlüsselaussagen: Reinhard Veser: Georgien hat den Krieg begonnen, bei Frankfurter Allgemeine, 30.09.2009, online unter https://m.faz.net/aktuell/politik/ausland/untersuchungskommission-georgien-hat-den-krieg-begonnen-1854145.amp.html, EU-Bericht: Georgien hat Krieg mit Russland begonnen, bei Reuters, 30.09.2009 online unter https://www.reuters.com/article/russland-georgien-eu-zf-20090930-idDEBEE58T0KH20090930. Schlüsselpassagen aus dem Tagliavini-Bericht, bei EU.Info Deutschland, 30.09.2009, online unter https://www.eu-info.de/dpa-europaticker/159630.html. Vgl. „Der Traum von der gewaltsamen Öffnung des Gordischen Knotens“ bei Global Bridge, 30.06.2024, online unter https://globalbridge.ch/der-traum-von-der-gewaltsamen-oeffnung-des-gordischen-knotens/, sowie „Tanz auf dem Pulverfass in Georgien“, ebd. 27.03.2023, online unter https://globalbridge.ch/tanz-auf-dem-pulverfass-in-georgien/.  
  6. Von Oktober 2021 bis Ende Januar 2022, in einer Zeitperiode, in welcher eine russische Invasion angeblich fast täglich drohte, war es an der Front im Donbass so ruhig, wie zuvor lange nicht mehr. Auch am 4. Februar, am Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking, den Russland angeblich zur Invasion ausnutzen wollte, blieb es ruhig. Ab dem 16. Februar waren an der Front im Donbass zusätzliche Kräfte der ukrainischen Regierungstruppen zu beobachten, wobei unklar blieb, ob es sich um eine Rotation oder die Bereitstellung von Kräften zum Angriff handelte. Am 18. Februar beschoss ukrainische Artillerie un-provoziert die Stadt Houbivske in der „LNR“. Am 19. Februar begab sich Selenskyj an der Sicherheitskonferenz in München – wie schon jeweils seine Vorgänger – in die Opferrolle und forderte mehr militärische Unterstützung durch den Westen. Und am Wochenende des 19. und 20. Februar vervielfachten sich die Verletzungen des Waffenstillstands an den Stadträndern von Donetsk, Horlivka, Pervomaisk und Luhansk. In dieser Zeit verfolgte der Verfasser das Geschehen systematisch auf der Basis der Tagesberichte der OSZE Sonderbeobachtungsmission in der Ukraine, deren Senior Planning Officer er zeitweilig gewesen war. Sie sind online publiziert unter https://www.osce.org/ukraine-smm/reports?page=2
  7. Die Aufstellung einer sechsten Division in Polen, der 8. Infanterie-Division ist in Gang. Siehe“Rusza budowa kolejnej dywizji – 8. Dywizji Piechoty Armii Krajowej“ (Der Aufbau einer weiteren Division beginnt – der 8. Heimatarmee-Infanteriedivision), auf der Homepage des polnischen Verteidigungsministeriums unter https://www.wojsko-polskie.pl/articles/tym-zyjemy-v/rusza-budowa-kolejnej-dywizji-8-dywizji-piechoty-armii-krajowej/, in polnischer Sprache. 
  8. Siehe „Kriegsgefahr im Baltikum – oder eher Ablenkung von eigenen Fehlern?“, bei Global Bridge, 21.04.2025, online unter https://globalbridge.ch/kriegsgefahr-im-baltikum-oder-doch-eher-ablenkung-von-eigenen-fehlern/
  9. Zur Übung «Zapad-21» siehe die offiziellen Informationen des belarussischen Verteidigungsministeriums unter https://www.mil.by/ru/news/137264/ und des russischen Verteidigungsministeriums unter https://function.mil.ru/news_page/country/more.htm?id=12378427@egNews (beide in russischer Sprache). Vgl. https://cepa.org/russias-zapad-21-lessons-learned/. Gemäss Angaben des belaruss. Verteidigungsministeriums befanden sich russische Truppen der 1. Garde-Panzerarmee im Umfang von 2’498 Soldaten in Belarus, mit 72 Kampfpanzern, 40 Schützenpanzern und 51 Artillerie-Geschützen bzw. Geschosswerfern (Mehrfachraketenwerfer, engl. MLRS). Zu den Durchführungsorten siehe „На учениях „Запад-2021“ будут „отбивать нападение“ на Россию и Беларусь“ bei Украинская правда, 05.08.2021, online unter https://www.pravda.com.ua/rus/news/2021/08/5/7302840/, in russischer Sprache.
  10. Wikipedia.de übernahm mit seiner Bemerkung „Analysten zufolge handelte es sich bei dieser Aktivität um ein Training zur Vorbereitung auf einen möglichen Konflikt mit anderen europäischen NATO-Ländern“ unkritisch die Beurteilung des Polish Institute of International Affairs, eines Think Tanks, der finanziert wird vom polnischen Außen- und vom Verteidigungsministerium.
  11. Von dieser Teilnehmerzahl war im Februar die Rede gewesen: Siehe  „Россия и Белоруссия проведут учения «Запад-2025» в сентябре 2025 года“, bei RBK, 20.02.2025, online unter https://www.rbc.ru/rbcfreenews/67b6e20f9a794744dd5114df, in russischer Sprache.
  12. Estland, Lettland und Litauen wurden am 29. März 2004 im Rahmen der sogenannten „großen Osterweiterung“ in die NATO aufgenommen, bei welcher insgesamt sieben mittel- und osteuropäische Länder Mitglied wurden. Siehe hierzu: „Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato“ bei Süddeutsche Zeitung, 29.03.2024, online unter https://www.sueddeutsche.de/politik/militaerbuendnis-vor-20-jahren-groesste-erweiterung-der-nato-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240326-99-468052. Vgl. „NATO-Osterweiterung“, bei kurz&knapp, Bundeszentrale für politische Bildung, 24.03.2022, online unter https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/506585/nato-osterweiterung/#:~:text=2020%20schlie%C3%9Flich%20Nordmazedonien.-,Russland%20sieht%20NATO%2DOsterweiterung%20als%20Bedrohung,sich%20und%20der%20NATO%20ein.&text=%2DCharta%20f%C3%BCr%20europ%C3%A4ische%20Sicherheit%20aus,gleiche%20und%20unteilbare%22%20Sicherheit%20gew%C3%A4hre. Während der russische Präsident Wladimir Putin den drei Ländern zur Aufnahme in die NATO gratulierte, ließen diese keinen Zweifel daran, dass diese einen gegen Russland gerichteten Schritt darstelle. So sagte der damalige litauische Präsident Valdas Adamkus, die Aufnahme Litauens in die NATO sei ein Signal an Russland, dass Litauen nie und nimmer wieder von Russland übernommen werden wird. Ob der Sowjetunion 1991 versprochen wurde, die NATO werde sich nicht nach Osten erweitern, oder nicht, ist bis heute höchst umstritten. Siehe bspw. Nils Werner: Wurde die Sowjetunion über den Tisch gezogen? bei Mitteldeutscher Rundfunk, 27.02.2022, online unter https://www.mdr.de/geschichte/zeitgeschichte-gegenwart/politik-gesellschaft/zwei-plus-vier-verhandlungen-deutsche-einheit-nato-osterweiterung-putin-100.html#:~:text=Osten%20ausgeweitet%20hat-,Wie%20sich%20die%20NATO%20nach%20Osten%20ausgeweitet%20hat,NATO%2DOsterweiterung%20w%C3%BCrde%20Absprachen%20verletzen. Alleine die Diskussionen zeigen, dass verschiedene Interpretationen der Erklärungen und Gespräche möglich sind. Bezeichnend ist, dass bspw. der Wikipedia-Artikel über die NATO-Osterweiterung (https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Osterweiterung) die Aggression der NATO gegen Jugoslawien bzw. Serbien von 1999 mit keinem Wort erwähnt. Gerade diese dürfte eine erste Zäsur in den Beziehungen dargestellt haben, ebenso wie der Georgienkrieg von 2008. 
  13. Am 17. Dezember 2021 veröffentlichte das russische Außenministerium Vertragsentwürfe für gegenseitige Sicherheitsgarantien zwischen Russland und der NATO, sowie zwischen Russland und den USA. Siehe den Vertragsentwurf auf der Homepage des russischen Außenministeriums in englischer Sprache bei https://mid.ru/ru/foreign_policy/rso/nato/1790803/?lang=en&clear_cache=Y. Zum Vertragsentwurf mit den USA siehe ebd. unter https://mid.ru/ru/foreign_policy/rso/nato/1790818/?lang=en
  14. Der Misserfolg der ukrainischen Sommeroffensive 2023 kam keineswegs überraschend. Vgl. „Leopard-Panzer an der Grenze der Geografie“, bei Global Bridge, 31.01.2023, online unter https://globalbridge.ch/leopard-panzer-an-der-grenze-der-geografie/
  15. TheDigitalArtist: panic-button-1067100_1280, online unter https://pixabay.com/illustrations/panic-button-panic-fear-button-1067100/
  16. Das geht aus einem Papier der Militärakademie des Generalstabs der Streitkräfte der Russischen Föderation aus dem Jahr 2021 hervor, welche der Verfasser in den Jahren 2013/14 besuchte. А.С. Коржевского, В.В. Толстых, И.А. Копылов: Прогнозируемые вызовы и угрозы национальной безопасности Российской Федерации и направления их нейтрализации, hrsg. von der Военная академия Генерального штаба Вооруженных Сил российской Федерации, Москва 2021, in russischer Sprache, dem Verfasser vorliegend. 
  17. Das Wiener Dokument ermöglicht kurzfristige Inspektionen von militärischen Aktivitäten im Raum der OSZE. Die aktuell gültige Version findet sich unter https://www.osce.org/de/fsc/86599. Vgl. „Konventionelle Rüstungskontrolle und Vertrauensbildung in Europa“ auf der Homepage des Bundesverteidigungsministeriums, online unter https://www.bmvg.de/de/themen/friedenssicherung/ruestungskontrolle/konventionelle-ruestungskontrolle-und-vertrauensbildung#:~:text=Das%20Wiener%20Dokument%202011%20%C3%BCber,und%20Zusammenarbeit%20in%20Europa%20%2DMitgliedstaaten. Zu den Vertrauens- und Sicherheitsbildenden Massnahmen gehörten auch der Vertrag über den offenen Himmel (open-skies-treaty), der von den USA gekündigt wurde.
  18. Bei einem Besuch in Warschau Anfang Juli verlautete Rutte, dass ein Angreifer die volle Härte der entschlossenen Allianz zu spüren bekommen werde. Die Reaktion werde verheerend sein. Siehe Anais Bockholt, Malte Arnsperger, a.a.O. Auf dem Symposium LANDEURO kritisierte einem Teilnehmer zufolge der Chef der ukrainischen Drohnen-Systeme Robert Brovdy die Westeuropäer für ihr überholtes Kriegsbild und stellte ihre Fähigkeit zur Verteidigung in Frage. Siehe „LANDEURO Showcases Global Future of U.S. Army Landpower„, auf der Homepage der U.S. Army Europe and Africa, 22.07.2025, online unter https://www.europeafrica.army.mil/LANDEURO/.
Globalbridge unterstützen