Auf der MoneyGram-Website findet man auch Karten, wohin man auf dieser Welt Geld überweisen kann.

500 Euros per «MoneyGram» nach Donezk – nicht ausbezahlt, aber auch nicht zurückgeschickt. Wer weiß Rat?

So wurde ich von meinem Vater nach dem Zweiten Weltkrieg erzogen: Wenn es einem gut geht, soll man auch an jene denken, denen es weniger gut geht. Meine neuste Lebenserfahrung: Spontane Spenden werden mehr und mehr aus politischen Motiven verhindert.

Im Vergleich zu den meisten anderen Ländern der Welt sind wir Schweizer wirtschaftlich klar bessergestellt. Es gehört deshalb für anständige Eidgenossen auch dazu, jedes Jahr an verschiedene Hilfsorganisationen freiwillige Beiträge zu zahlen: an das Rotes Kreuz, Terre des Hommes, Caritas, Helvetas – an welche wohltätigen Organisationen auch immer. Und wenn ich als professioneller Journalist auf meinen unzähligen Recherche-Reisen rund um die Welt eine persönliche Unterstützung einer Person oder einer Familie für sinnvoll erachtete, habe ich öfters auch direkt Hilfe geleistet, auch wenn ich es auf der heimischen Steuererklärung dann nicht angeben konnte.

Neu ist, dass Banken und selbst Geldtransfer-Organisationen wie «Western Union» oder «MoneyGram» sich den von den USA verhängten Sanktionen bereitwillig unterziehen und Geldüberweisungen an bankkontenlose – zum Beispiel eben bedürftige – Personen in sanktionierten Ländern verweigern. Nach Kuba zum Beispiel oder auch auf die Krim. Einer tatarischen Frau zum Beispiel, die uns im Jahr 2019 auf unserer letzten Reise auf die Krim auch Zugang zu verschiedenen Tatarischen Institutionen verschaffte – darunter eine Schule, eine Fernsehstation, eine im Bau befindliche phantastische Moschee – und die mit irdischen Gütern nicht gesegnet ist, konnte ich am 23. Februar 2022 via Moskau noch einen kleinen Obolus zusenden. Seither ist alles blockiert.

Bis vor einigen Monaten ging das auch noch an eine uns persönlich bekannte Familie in Donezk im Donbass. Doch Mitte September kam eine über «Western Union» gemachte Überweisung kommentarlos zurück. Ich solle es doch über «MoneyGram» versuchen, wurde mir von privater Seite geraten, was ich dann auch machte. Und jetzt musste ich die neuste Lebenserfahrung machen. Das Geld wurde dort auch nicht ausbezahlt, aber auch nicht zurückgeschickt. MoneyGram hat zwar eine Reklamationsadresse customerservice@moneygram.com. Und jedesmal, wenn ich dort nachfrage oder reklamiere, kommt eine automatische Antwort, dass sie sich freuen, mich unterstützen zu können. Aber eine echte Antwort, wo mein Geld geblieben ist? Nothing! Nichts! Nada! Die beiden jungen Italienerinnen im MoneyGram-Ufficio in Ponte Tresa (VA), denen ich am 13. September die 500 Euros plus 16,50 Euros Übermittlungsgebühr cash bezahlt habe, können in ihren Computern sehen – am Freitag wieder nachgeschaut – , dass die Zahlung immer noch «in Bearbeitung» ist – seit 72 Tagen, wo so ein Transfer sonst keine zwei Stunden dauert – und auch sie schütteln nur noch den Kopf und haben mit mir Erbarmen.

Weil die Stadt Donezk nach ukrainischer Auffassung zur Ukraine gehört, ging das Geld mit MoneyGram in die Ukraine. Jetzt aber hat die Ukraine Auszahlungen in Donezk offensichtlich gesperrt – und das Geld ist aller Wahrscheinlichkeit nach in einer ukrainischen Tasche versickert. Die Geschichte erinnert mich an einen Aufenthalt in Kiev, als das Hotel mithilfe meiner Credit-Card-Daten mir zwei Wochen nach unserer Abreise weitere über 1000 Schweizer Franken belastete. Es war ganz einfach Betrug, wie die Zentrale der entsprechenden Hotelkette in Brüssel schließlich bestätigen musste. Aber zwischenzeitlich weiss man ja aus den Medien, dass die Ukraine die «europäischen Werte» verteidigt …

Am 7. Juni 2021 hatte ich noch einen Artikel geschrieben: «Sanktionen treffen immer die Falschen: vor allem die Armen». Und ich äusserte die Meinung, dass die Sanktionsverhänger die Armen bei ihren Entscheidungen einfach vergessen. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass es anders ist: Jene, die Sanktionen verhängen, wollen, dass auch die Armen und Ärmsten betroffen sind. Es besteht dann die Chance, dass diese in ihrem Land wegen der negativen Sanktionsauswirkungen auf sie, die Armen, zu revoltieren beginnen und so die inländische Einigkeit und Stabilität beschädigen. Und so hofft wohl auch Kiev, dass wenn die Menschen im Donbass kein Spendengeld mehr erhalten können, diese sich zurück nach der Ukraine zu sehnen beginnen. Die Realität ist allerdings eine andere. Seit 2014 beschießt die ukrainische Armee Donezk regelmässig. Mit bisher Tausenden von Toten. Noch heute.

So begann mein damaliger Artikel auf der Plattform infosperber.ch. (Screenshot)

Doch zurück zu MoneyGram: Weiss jemand Rat, wie man auf MoneyGram bezahltes Geld, wenn es im Donbass schon nicht mehr ausbezahlt wird, wenigstens zurückbezahlt erhält? Und welche anderen Wege es gäbe, eine Spende dorthin zu schicken? Muss ich wirklich über Belgrad nach Moskau fliegen und von dort selber nach Donezk reisen, um den Bedürftigen das Geld dort selber in die Hand drücken zu können?

Ratschläge gerne an redaktion@globalbridge.ch

Und hier das – nur halbe – Happy End: Nicht aufgeben lohnt sich. Nach x Telefonaten und Emails habe ich heute Morgen (23. Dezember 2023) im Büro von MoneyGram in Ponte Tresa (Italien) die 500 Euros wieder abholen können. Das richtige Happy End wäre natürlich gewesen, wenn das Geld bei der bedürftigen Familie in Donezk angekommen wäre. (cm)

Siehe dazu auch: «Die Korruption in der Ukraine lässt zig Milliarden US-Dollar verschwinden – pro Jahr!»